Er heißt Waldemar - Untermieter in der modernen Welt

Wenn eine große Wohnung plötzlich leer wird, versucht man sie wieder zu füllen. Nun nicht jeder, aber ich. Unser Sohn hatte mühselig in Freiburg eine Bleibe gesucht und war nach vielen Ablehnungen froh darüber, sein Zimmer in einem richtigen Hexenhäuschen bekommen zu haben. Als ich dann auf der Suche nach Mitbewohnern war, kam ich wieder durch meinen Sohn auf die Idee an Studenten zu vermieten. Auch bei uns herrscht Zimmermangel für Studierende, vor allem ein Mangel an finanzierbaren Zimmern, die sie sich leisten können.

Also stellte ich mein Zimmer in WG-gesucht ein. Mein Sohn war skeptisch ob das bei uns klappen würde, da wir ja nicht direkt in Heilbronn wohnen. Nun ich wurde überrannt. Zuerst kamen all die ausländischen jungen Menschen, die verzweifelt nach einer Wohnung / Zimmer mit Mietvertrag suchen, da sie dies benötigen um überhaupt in Deutschland bleiben zu können. Es kamen junge Frauen, eine zierlicher als die andere, eine lieber als die andere... beknieten mich, dass sie doch das Zimmer dringend brauchten, als sie die Zusage bekamen, hatten sie oh Wunder dann doch was anderes gefunden. War also nichts... Die nächste Welle waren Inder, die bei Bosch ein Praktikum anfingen, so gut wie kein Deutsch sprachen und teilweise aus Inden anriefen um einfach irgendein billiges Zimmer zu mieten. Sie wollten dann so kurz vor Studienbeginn kommen und in das Zimmer einziehen. Ich glaube sie hatten sich noch nicht mal Gedanken über den Anfahrtsweg zu Bosch gemacht, mit öffentlichen Verkehrsmitteln dauert es von uns aus etwas länger.

Flotter Bursche aus
http://www.buschenschaftsgeschichte.de/
Tja und dann kam Waldemar, ein sehr pragmatischer junger Mann, dem noch die Welt gehört. Seine direkte Art hatte es uns angetan und er zog dann auch umgehend mit Sack und Pack ein. Er schreibt seine Bachelorarbeit bei einer Neckarsulmer Firma, hat also auch einen etwas weiteren Anfahrtsweg zu seiner Wirkungsstätte, sehr diszipliniert steht er jeden Morgen in aller Herrgottsfrüh auf und geht zur Arbeit, abends kommt er geschafft zurück und wandert ins Bett, um am nächsten Morgen wieder so früh anzufangen, die Wochenende verbringt er feiernd mit Kumpels in der Stadt. Also ein sporadischer Mitbewohner, der einen Schlafplatz gesucht hat. Für uns nicht unangenehm.

Ich komme mir irgendwie so vor, wie die früher ehemals gut situierte Witwen, die die Herren Studenten als Untermieter aufgenommen hatten, diese bekochten und ein strenges Regiment führten (Kost und Logie). Auch sie vermieteten, um zu überleben, damit die magere Rente aufgebessert wurde und um Ansprache zu haben. Vielleicht auch um noch ein wenig Jugend um sich zu haben, unverfänglich, da ein großer Altersunterschied zwischen der Vermieterin und dem Studenten war und das eher als mütterliches Umsorgen gesehen wurde. Nun so komme ich mir auch vor...

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