Das leidige Essen

Irgendwie habe ich die Freude am Essen verloren. Das kostet alles so viel Zeit, die Einkauferei, dann das zubereiten und dann hockt man mehr oder weniger alleine vor dem Buch oder dem Fernseher und mampft sein Essen in sich rein. Hinterher hat man dann noch das Saubermachen, einfach zu viel Arbeit.

Essen ist notwendig, aber es ist nicht mehr die Geselligkeit und Diskussionskultur, die wir früher hatten. Es ist in einsames Muss, damit der Körper Treibstoff hat.

Ich gehöre nicht zu den Menschen, die unbewußt nebenher essen. Für mich war zum Essen schon immer Gemeinschaft notwendig, meine Eltern setzten sich zu mir, morgens und mittags, damit ich überhaupt etwas gegessen habe. Als Kleinkind war ich einige Zeit im Krankenhaus und da hat man mich wohl zwangsgefüttert: Nase zugehalten und den Breilöffel in den Mund gestopft. Mit dem Erfolg, dass meine Mutter nach dem Krankenhausaufenthalt an mir verzweifelt ist, ich habe schlichtweg Essen verweigert. Also haben meine Eltern sich Zeit genommen, sind bei mir gesessen, wir haben uns unterhalten und schon klappte es wieder mit dem Essen.

Bis zur Pubertät war ich immer untergewichtig, dann kurzzeitig übergewichtig. Nachdem ich im Winter einmal so hingefallen bin, dass ich zwei Tage nicht Laufen konnte, wurde mir dringend empfohlen, für meine luxierte Hüfte nicht zu schwer zu sein und seit dem habe ich immer Normalgewicht. Das liegt unter anderem daran, dass ich sofort merke, wenn ich satt bin und dann nichts mehr essen kann, ohne dass mir schlecht wird. Also einen Rest halt noch geschwindt aufessen, das klappt bei mir nicht, der wird aufgehoben und für die nächste Mahlzeit verwendet. Mein Mann war genauso. Er hat gerne Lebensmittel eingekauft, aber nicht viel gegessen. So haben wir zu seinen Lebzeiten immer Kampfessen gegen den Kühlschrank gemacht, da ein halb leerer Kühlschrank für meinen Mann bedeutete, dass nichts zu essen da ist. Er ist dann sofort einkaufen gegangen und der Kühlschrank platzte wieder aus allen Nähten.

Das ist sehr anders, seitdem er nicht mehr lebt. Am Anfang waren wir noch beschäftigt all die vorhandenen Vorräte aufzuessen, inzwischen herrscht Ebbe, auch bei den Vorräten. Meine Tochter isst gerne und findet häufig den Kühlschrank nicht mehr so wohlgefüllt vor. Für sie ist es inzwischen ein Festtag, wenn es mal wieder "richtiges" Essen gibt.

Bei mir kommt noch dazu, dass ich problemlos den ganzen Tag nichts Essen kann, ohne Hunger oder körperliche Beschwerden zu haben. Das war schon immer so, wenn ich intensiv mit einer Arbeit beschäftigt bin, vergesse ich schlichtweg das Essen, wundere mich dann höchstens nachts, weshalb mein Magen so knurrt und mir klar macht, dass ich ihn schändlich vernachlässigt habe. Das konnte mein Mann nie verstehen, wie man essen einfach vergessen kann. Mein Sohn scheint dieses Verhalten von mir geerbt zu haben. Obwohl er die Liebe seines Vaters zum Kochen ebenfalls geerbt hat. Das sieht so aus, dass er auch für sich allein gut kocht, aber halt auch das Essen vergessen kann, wenn er viel zu tun hat.

Naja er ist noch jung, hat noch nicht so viel in seinem Leben kochen müssen wie ich, da ist die Begeisterung noch groß. Wer weiß wie das mal bei meiner Tochter wird, ich befürchte, dass sie auch nicht gerne kochen wird, sie mag lieber bekocht werden.

Für die Zukunft werde ich mir wohl eine Kochgemeinschaft besorgen müssen, wenn ich weiter gut essend leben möchte, es gibt leider kaum gutes Fertigessen.

geht nicht nur mir so....



 

Kommentare

Beliebte Posts