Nach einem Unfall - verstrickt in der Verwertungsmühle

Wenn man einen Unfall erlebt, dann ist man erst mal geschockt. Man ist glücklich, dass man nicht verletzt ist, aber danach fängt das Problem erst an. So ging es meiner Tochter, plötzlich war ihr jemand ins Auto gefahren und ihr schönes neues (gebrauchtes) Auto scheint zwar noch in Ordnung zu sein, aber es kommt sofort die Frage, wer Schuld an dem Unfall ist. Wenn Männer beteiligt sind, dann ist für die immer klar, dass es ja nur die Frau gewesen sein kann. Manchmal wird man noch beschimpft, als Frau, da wird hemmungslos der Frust rausgelassen. Meine Tochter neigte eher zum Weinen, weil sie als Studentin kein Geld hat und schon eine Kostenlawine auf sich zu rollen sah. Es wurde die Polizei geholt und die Schuldfrage geklärt.

Da gibt es zwei Versionen. Als mein Sohn oder auch schon ich einen Unfall verursachten, war es problemlos. Man meldete es der Versicherung. Die regelte den Schaden, man bekam die Möglichkeit kleinere Schäden selbst zu begleichen, damit die Versicherung nicht hoch geht. Im schlimmsten Fall wurde die Versicherung teurer. Da wir schon Jahrzehnte unfallfrei fuhren hatten wir sogar einen Schaden frei. Aber es blieb als einziger Ärger, dass die Versicherung hoch ging. Wie anders ist es jedoch wenn man der Geschädigte ist...

Bei dem Unfall meiner Tochter wurde durch die Polizei festgestellt, dass sie nicht unfallverursachend war. Man ging auseinander und sie stellte, erst beim Fahren fest, dass ihr Auto nicht mehr fahrtüchtig war. Also gaben wir es in die Werkstatt und rutschten in eine emotionale Mühle rein, die wir uns vorher nicht vorstellen konnten. Es kam der Gutachter, der den Schaden feststellte und den Reparaturbedarf festlegte. Wir bekamen sofort einen Mietwagen, das war ja alles noch gut, da wir auf die Autos angewiesen sind. Gleichzeitig bekamen wir den Hinweis, die ganze Abwicklung des Unfalls einem Anwalt zu übergeben. Das hat mich zu tiefst entsetzt, da ich davon ausging, dass man als Unfallgeschädigter von der Versicherung des Verursachers entschädigt wird.

Wenn ich Anwalt höre setzt bei mir Panik ein, denke ich an ständig neu auftauchende Kosten, an Ärger, an Sachverhalte, die ich nicht verstehe. An die Gefahr, dass man durch die Mangel gedreht wird. Es sträubt sich alles bei mir, wenn ich einen Anwalt nehmen sollte.

Nun unsere Werkstatt hatte Angst, dass die Versicherung nicht bezahlt, also hat die darauf gedrängt, dass ich die Unfallabwicklung an einen Anwalt übergebe. Ist nachvollziehbar, aber für mich war es überzogen. Ganz hilflos war ich nicht, da mein Freund, als Jurist, mich bei dem Schreiben an die Versicherung unterstützte. Aber ich war in der Verwertungsmühle drin, man schickte mir ein Schreiben, zum Restwert des Autos, mit der Adresse des Aufkäufers und ich bekam Panik, dass ich die Reparatur nicht bezahlt käme. Schon war ich in einem emotionalen Drama befangen: unschuldig wurde ein noch gutes Auto, das wir erst seit kurzem haben, uns wieder abgenommen, von diesem Restwert würden wir nie ein neues Auto kaufen können". Ich verstand die Welt nicht mehr, fühlte mich zwischen allen Stühlen. Bis ich zeitgleich die Zusage der Kostenübernahme in meinen email fand und diese mir von der Versicherung erklären lies.

Es ist mehr als seltsam, wenn man als Unschuldiger einen Unfall erleidet, ist es nervlich bedeutend aufreibender, da man zu dem Schaden noch den ganzen Ärger hat, bis das Auto wieder einsatzfähig ist. Man wird intensiv auf die miesen Taktiken der Versicherer hingewiesen, weiß nach einer Weile nicht mehr was man noch glauben soll. Man macht emotional eine Berg- und Talfahrt, zweifelt an der Gerechtigkeit, erlebt sich ausgeliefert und hat nur beschränkt Einfluss. Irgendwann ist man dann aus der Mühle wieder draußen und hat hoffentlich keine "Federn" verloren, spricht hat wieder ein gleich funktionstüchtiges Auto, wie vor dem Unfall.

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