Faschingsdienstag - keiner darf hin
heute ist schon der Höhepunkt der Fasnet - oder des Faschings und nichts durfte gefeiert werden.
Der Blumenumzug - zieht viele an |
Dann kam ich nach Tübingen, dort wurde fasnetsmäßig kaum etwas gemacht (evangelisch) wir Studenten organisierten Feten und hatten irre Verkleidungen, es war immer lustig, aber halt nicht das was z.B. die schwäbisch-alemannische Fasnet ausmacht. Tübingen war eine Insel, denn um Tübingen herum waren die ganzen katholischen Gemeinden und da tobte die schwäbisch-alemannische Fasnet. Wir brauchten bloß nach Rottenburg fahren und schon waren wir von Hästrägern umgeben.
Villinger Butzesel |
Das erste Mal dass ich bewusst eine Fasnet mitgemacht habe, war als mein Mann nach Villingen-Schwenningen zog. Da waren wir mitten im Trubel, wir gingen zu Umzügen, am Fasnetsdienstag ganz früh in die Villinger Innenstadt, um dem Treiben der losgelassenen Narren zuzusehen und Teil davon zu sein. In den Kneipen herrscht ein Kommen und Gehen, Hästräger und normal gekleidete Narren, man versuchte die traditionellen Suppen zu ergattern, um sich ein wenig aufzuwärmen und zog dann weiter. Schließlichgings am Aschermittwoch zum traditionellen Schneckenessen und abends wurde vor unserem Fenster die Fasnet verbrannt, unter dem Geheul der Narren.Als wir dann in Radolfzell wohnten, war Fasnet die fünfte Jahreszeit, da hat ab dem schmutzigen Donstig fast niemand mehr gearbeitet. Schon am Mittwoch abend vor dem schmutzigen Donnerstag, gabs dem Hemdglonkerabend, da zog man mit Nachthemd, Schlafhaube verkleidet, mit einer Rätsche in der Hand durch die Stadt, von einer Kneipe in die andere und hat kräftig Krach gemacht. Die Narren waren los und die Stadt war fest in deren Hand. Es war kalt hat aber niemand gestört, da man immer in Bewegung war und zum Aufwärmen kurz in eine Kneipe gegangen ist.
Nicht weit davon entfernt war Basel, da ging es dann eine Woche später hin. Wie beeindruckend diese Baseler Fasnet war. Ich glaube sie fängt um 4 oder 5 Uhr morgens an. Da schlägt man sich am Abend davor die Nacht um die Ohren, man versucht in den durchgängig offenen Kneipen wach zu bleiben, weil man auf gar keinen Fall den "Morgenstreich" verpassen möchte. Und dann geht um 4 Uhr (gegoogelt) das Licht aus und die Pfeiffer und Laternenträger marschieren los. Das ist so etwas von ergreifend, es sind Geisterarmeen, die plötzlich durch die Nacht ziehen. Auch hier geht es von einer Kneipe zur anderen, kurz aufwärmen und dann wieder ins Getümmel.
Schließlich landeten wir wieder in einer evangelischen Gegend, hier im Unterland. Aber in unserem Dorf wurde für die Kinder und recht bald auch für die Erwachsenen, ein Rosenmontagsumzug organisiert. Der hieß Ziehwägeles-Umzug und hatte kleine Mottowägelchen, auf die dörflichen Begebenheiten bezogen. Da zogen wir durch die Dorfstraßen, einige Hausbesitzer schenkten Schnaps aus, damit es uns nicht kalt wurde, der Bäcker spendierte Berliner. Der kleine Umzug endete immer auf dem Sportplatz, dort wurde den Kindern eine Pommes spendiert, wir Erwachsenen tranken Glühwein und das Dorf traf sich und feierte ein wenig zusammen.Das alles wurde uns dieses Jahr genommen. Wenn man meine Beschreibung von der Fasnetszeit liest, ist das ja nur ein Bruchteil dessen was, richtige Narren in dieser fünften Jahreszeit alles unternehmen und machen. Es bestimmt das Leben, ist von Ausgelassen sein, Fröhlichkeit und Geselligkeit geprägt. Das ist Balsam für die Seele, wenn draußen das Wetter schmuddelig ist. Wenn man wenig Lust hat draußen viel zu unternehmen, wenn die Luft voll von Geistern und Dämonen ist, wie schön ist es dann dies mit Geselligkeit zu verbringen.
Dieses Jahr verbringen wir diese Zeit als Einsiedler, jeder bekommt so langsam einen Knastkoller, man möchte wieder raus, möchte wieder andere Menschen sehen, in Kneipen gehen, ausgelassen sein, sich verkleiden, Unsinn machen... der Aschermittwoch wäre auch zu normalen Zeiten gekommen und da ging ja dann bekanntlich das Fasten los und vorbei war's mit aller Fröhlichkeit... meist hatte es ja dann auch gereicht. Dann war man auch wieder froh, dass der Trubel vorbei war.
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