Überumpelt - man kann fast wieder alles
irgendwie geht es mir doch jetzt etwas zu schnell mit den vielen Möglichkeiten und vielen neuen Verpflichtungen.
Bis Ende Mai schien es so, als ob wir lebenslänglich in diesem Lockdown gefangen wären, weil eine Welle nach der anderen kam, kaum hatte man die vorherige überwunden, kam die nächste. Also verlangsamte sich alles, wir stiegen auf online um, das war leichter zu organisieren, weil die Menschen entweder mitmachten oder warten wollten, bis der Lockdown vorbei ist. Unsere hausinternen Fortbildungen konnten wir ja die ganze Zeit über durchführen, aber auch da wurde viel online gemacht. Die Hauptaufgabe war zu abzuwarten, den Betrieb am Laufen zu halten und einige wenige Seminare zu realisieren.
Als ich dann am 07.06. aus dem Urlaub zurück kam, überschlug sich alles. In meinem Urlaub da öffneten einzelne Museen sowie die Außengastronomie, bei den Geschäften war ein heilloses Durcheinander, weil jeder die Vorgaben anders realisierte. Aber alles war geprägt durch TESTEN, TESTEN, TESTEN. Im Urlaub hieß es deshalb täglich seinen einen Gang zum Testcenter einzuplanen. Nach wenigen Tagen habe ich dann die Freude an all den Unternehmungen verloren und hatte das Gefühl es reicht. No more TESTs.
Zurück in der Arbeit, konnten plötzlich wieder Präsenzveranstaltungen stattfinden. Ich war inzwischen auf die Organisation von online-Veranstaltungen eingestellt. Nun musste es Hybrid werden, d.h. die Teilnehmer durften entscheiden ob sie kommen wollen oder von zu Hause aus teilnehmen. Innerhalb kürzester Zeit mußten all die Bedingungen organsiert werden, die bei uns im Hause für externe Veranstaltungen vorgeschrieben sind. Das bedeutete Teilnehmerbeschränkung und einen Test verlangen ggf. auch einen anbieten, die Räumlichkeiten für eine Hybrid-Veranstaltung ausstatten... Das kling alles nicht viel, ist auch für sich genommen nicht viel, aber plötzlich ging alles wieder los und all die ruhenden Aktivitäten ploppten auf.
Wir durften wieder proben - also Chorproben im Freien durchführen. Man durfte wieder Essen gehen, all die sonstigen Verpflichtungen wie Seminare und Beratungen außerhalb meiner regulären Arbeit, sollten auch wieder realisiert werden. Nun theoretisch wäre das nicht schlimm, praktisch ist alles mit vielen Auflagen verbunden, die beim realisieren Steine in den Weg legen.
Da ich zu den AstraZeneca geimpften gehöre, hat man eine sehr lange Wartezeit, bis man als geimpft gilt. Man steht da und sieht die Biontec und sonstig geimpften an einem vorbei ziehen. Alle höchst zufrieden, dass sie zu den Gewinnern gehören und ihnen alles wieder offen steht. Wir anderen gehen zum Testen. Aber inzwischen hat man hat die Schnauze von der ständigen Testerei und den ständig wechselnden Vorgaben voll. Auch wenn ich nur unvollständig geimpft bin, darf ich trotzdem ganz normal arbeiten. Bei den Freizeitvergnügen sieht es etwas anders aus. Also habe ich mich entschlossen, erst nach meiner vollständigen Impfung wieder mit meinen Choraktivitäten usw. zu starten. Das bringt mir etwas Ruhe und einen langsamen Neubeginn in mein altes Leben. Es ist in der Arbeit schon anstrengend genug, mit all den wechselnden Vorgaben.
Irgendwie ist man aber auch langsamer geworden, die Geschwindigkeit mit der wir vor den Lockdowns unser Leben umgetrieben haben, die haben wir nicht mehr (sofort) drauf. Das macht das Gefühl der Überumpelung, sowie das Gefühl, dass alles jetzt plötzlich kommt. So wie ein Jack aus der Box. Es war ja alles da und hat nur darauf gewartet wieder beginnen zu können.
Mal sehen wie lange es dauert, bis wir wieder im Hamsterrad sind und keinen Bezug mehr zu der zwangsweisen Verlangsamung unseres Lebens haben.
Von Rijksmuseum - http://hdl.handle.net/10934/RM0001.COLLECT.508047, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=84563621 |
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