Die Rückkehr von TEAMS - wie ich das Programm hasse
Angesichts der steigenden Coronazahlen werden auch die eingemotteten Online-Schulungsplattformen wieder aus der Versenkung geholt. So habe ich heute eine Hybridschulung mit Teams gehalten und bin geschafft.
Zunächst was sind Hybrid-Veranstaltungen? Bei dieser Art Fortbildung können Teilnehmer direkt zur Veranstaltung kommen oder am heimischen PC teilnehmen. In meiner heutigen Veranstaltung waren 5 vor Ort und 15 am PC. Man könnte denken, nachdem wir jetzt das ganze Frühjahr über nur online schulen konnten ist das ein Klacks wir machen das jetzt so nebenher. Weit gefehlt, technisch sind wir inzwischen ganz gut ausgestattet, dennoch führt die Technik ein Eigenleben.
Im Frühjahr konnten wir mit einem Programm schulen, das für Schulungen leichter zu bedienen war. Wir haben auch sehr alte Menschen dazu gebracht, dass sie dieses Programm aufrufen konnten und mitmachen konnten. Dann hat unsere Geschäftsleitung beschlossen, dass zukünftig nur noch TEAMs benutzt wird und damit fing mein Desaster an. Schon allein die alten Teilnehmer auf Teams in einer Fernunterstützung umzustellen, war extrem zeitraubend. Dann wurde es zu einer großen Herausforderung die Referenten-PCs für Hybrid-Schulungen gangbar zu machen. Man konnte schon daran scheitern, dass es unmöglich war, die Präsentation sowohl über den Beamer als auch über Teams laufen zu lassen. Vorher zu üben ist auch nur schwer realisierbar, da keiner die Zeit dazu hat und während der Veranstaltung plötzlich Schwierigkeiten (Probleme) auftauchten, die man sich vorher gar nicht ausdenken konnte.
Die nächste Schwierigkeit ist, dass die Themen auch zu Online-Schulungen passen müssen. Als Psychologin muss ich die Reaktionen der Teilnehmer sehen um entsprechend zu reagieren, zu fragen und zu erklären. Das funktioniert im Zweiergespräch online auch ganz gut, ist aber fast unmöglich bei 15 Personen, die gefühlt in einem schwarzen Loch sitzen. Da hockt dann jeder dieser Teilnehmer allein vor seinem Bildschirm und kann zwar meine Präsentation sehen, aber die anderen Teilnehmer und auch den Redner nicht. Die ganze wichtige begleitende non-verbale Kommunikation geht verloren. Als Referentin sehe ich nicht mehr, ob die Zuhörer es verstanden haben, wie sie es verarbeiten, ob noch Fragen offen sind. Die online Zuhörerschaft schweigt meist. Das mag angehen für reine Wissensthemen, aber bei all den Themen, die Hilfen und Unterstützung sein sollen, ist man auf den Austausch angewiesen und der ist minimal gegeben.
Dazu kommen dann noch die "Kämpfe" mit dem Programm, so habe ich es nicht geschafft, dass die Online-Teilnehmer in Kleingruppen gehen und sich wenigstens so austauschen konnten. So etwas geht nur wenn man selbst der Einlader des Seminars ist, aber nicht als freigeschalteter Referent. Kreativ wie wir (besonders die Teilnehmerinnen) waren, haben wir dann wie in der Schule Frage für Frage jeden antworten lassen, mit den technischen Grenzen, dass es immer wieder Tonstörungen gab. Dementsprechend wurde auch das Zuhören anstrengend. Wir mußten ständig nachfragen ob, die online-"Gemeinschaft" alles gehört hat. Damit es den Teilnehmern vor Ort nicht zu gut geht, stieg schließlich zwischendrin der Beamer aus und wollte keine Verbindung mehr mit der Präsentation herstellen. Also hatten die Präsenzteilnehmer einen freien Vortrag und die online-Einzelhörer die Präsentation ohne die Möglichkeit die Referentin zu sehen. Und ich wußte nicht, ob die Online-Leute überhaupt etwas sehen und hören. Theoretisch könnte die Rückmeldung über einen Chat erfolgen, dazu wurde mir der Tipp gegeben parallel über mein Handy noch teilzunehmen, damit ich als Referentin den Chat noch bedienen könne. Leider ging das dann doch über meine Kapazitäten und so habe ich lieber ständig abgefragt, ob die Teilnehmer uns hören und die Präsentation sehen können.
Nun wir haben tapfer die vorgeschriebenen 8 Schulungsstunden bewältigt. Das Thema war Resilienz, vielleicht haben wir so ein sofortiges Übungsfeld gehabt. Für mich als Referentin war es sehr anstrengend und unbefriedigend. Wenn man schon mit diesen Krücken arbeiten muss, dann wäre es halt schön, wen man geeignete Instrumente dafür hätte.
In einem schon etwas älterem Vortrag zum Studiengang mündige, professionelle Bürger, habe ich folgende für mich passende Feststellung gehört: Wir wissen immer weniger, trotz der sogenannten Wissensgesellschaft und werden in Zukunft alle vor große Probleme gestellt, z.B. Energieprobleme. Jede bisherige Problemlösung, hat immer wieder neue Probleme geschafften (Atomenergie, Windenergie usw...), deshalb bringen sogenannte Problemlösungen nichts, sondern wir müssen den Umgang mit den Problemen lernen, denn man kann Probleme nur aushaltbar machen und nicht allmächtig lösen.
So geht es mir: das Problem meine psychologischen Themen / Schulungen in Coronazeiten nicht in Präsenz durchführen zu können, kann nur durch Kommunikationstools bewältigt werden. Diese sind so wenig geeignet dafür, dass wir diese Schulung nur aushaltbar machen können und auf bessere Zeiten warten, in denen man wieder mit allen Präsenzschulungen machen kann.
Buch Der Profi-Bürger
Handreichungen für die Ausbildung von Diplom-Bürgern, Diplom-Patienten, Diplom-Konsumenten, Diplom-Rezipienten und Diplom-Gläubigen https://bazonbrock.de/bazonbrock/
Wenn Ende dieses Semesters gut 320 Studenten an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe ihre Diplomurkunden entgegennehmen, ist die Gesellschaft um einige „Profi-Bürger“ reicher. Seit Sommer 2010 bietet die HfG mit dem Studiengang „Der professionalisierte Bürger“ an.
Bazon Brock, Professor für Ästhetik an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, ist einer der Lehrenden, die die Studenten zum Bürger professionalisieren wollen. Nicht der Wutbürger werde in den Blick genommen, sondern der Mutbürger. ttps://www.deutschlandfunkkultur.de/endspurt-fuer-die-profi-buerger.954.de.html?dram:article_id=147218
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