Es gibt von Berlin aus einen Kulturzug nach Breslau, den mein Sohn fahren wollte und ich habe mich sofort angeschlossen. Spannend war die Idee mit einem Kulturzug zu fahren, dabei wäre es mir egal gewesen in welche Stadt dieser Zug fährt. Wir waren jetzt aber unterwegs nach Breslau, einem wichtigen Ort meiner familiären Vergangenheit.
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Rathausplatz & Elisabethenkirche
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Mein Bruder wurde dort geboren, meine Mutter lebte als junge Frau dort und hat viel von Breslau erzählt. So kannte ich aus Erzählungen, den Schweidnitzer Keller, die Dominsel, Cafes und vor allem die Liebeshöh. In Breslau lebten die beiden ältere Schwestern meiner Mutter. Eine war Köchin in einem Cafe, indem dann auch meine Mutter als Küchenhilfe arbeitete. Die andere Schwester war Schneiderin, aber bereits verheiratet als meine Mutter von Neumarkt nach Breslau wechselte. Es muss noch mehr Verwandtschaft in Breslau gegeben haben. Meine Mutter hat ihre Zeit in Breslau geliebt, nun da hat sie ihre erste Liebe gefunden, ihren Sohn geboren und musste 1945 im Februar aus der Stadt zusammen mit ihrer Familie, den Schwestern, fliehen. Meine Mutter ist zeitlebens eine Städterin geblieben und hat oft von Breslau erzählt.
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| 1992 |
An all das habe ich nicht gedacht als wir uns auf machten Breslau zu besuchen. Ich habe wenig erwartet, vor allem weil ich mit meiner Mutter 1992 eine Fahrt nach Schlesien zu den Orten ihrer Kindheit und Jugend gemacht hatte. Damals war für mich Breslau eine dieser ehemaligen sozialistischen Ostblock Städte, die noch nicht so prickelnd waren. Vieles fanden wir nicht mehr, Z.B. Die Liebeshöhe, die Cafes aber der Schweidnitzer Keller und die Oper bei der die Bäckerei der Jandels (Großeltern meines Bruders) gewesen war, waren noch da,. Ich erinnere mich an eine lebendige aber nicht aufregende Stadt.
Wie anders ist Breslau heute, nachdem sie Kulturhauptstadt geworden war. Nachdem die neuen Bewohner sich mit dem deutschen Erbe ausgesöhnt haben und man nachvollziehen kann was den Reiz dieser Stadt ausmachte. Wir haben die Orte meiner Mutter wiedergefunden, die Schönheit der Liebichs (= Liebes) Höhe entdecken können. Vieles ist liebevoll restauriert bzw. rekonstruiert worden. Die Stadt hat viel Charme, hat aber auch spannende neue Gebäude erhalten wie Z.B. das Konzerthaus. Sie ist stimmig, erinnert an die Vergangenheit ist aber nicht dort stehengeblieben sondern hat sich weiterentwickelt und so neuen Charme dazu gewonnen. Sie ist lebendig, jung und wirkt sehr kreativ.
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| Geburtshaus meiner Mutter |
Was mir auch nicht klar war, ist der Bevölkerungsaustausch, der ab 1944 bis Anfang der 1950 Jahre stattgefunden hat. Ich dachte immer die deutschen Einwohner seien vor den Russen geflohen. Inzwischen habe ich gelernt, dass sie auch systematisch vertrieben wurden und in ihren Häusern aus der Ukraine vertriebene Polen einquartiert wurden. Die im Grunde auch nicht dort hin wollten und sich lange schwer getan haben, Schlesien als neue Heimat zu akzeptieren. Als wir 1992 den Hof / das Haus indem meine Mutter ihre Kindheit verbracht hatte, besichtigen durften war meine Mutter entsetzt, dass es noch genau in dem Zustand war, in dem es die Familie damals verlassen hat. Nichts verändert in all den Jahren, auch das Dorf schien stehen geblieben zu sein. Die Bewohner wirkten als ob das für sie eine vorübergehende Wohnung ist.
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| 1992 die Zeit ist in Camöse stehengeblieben |
Erst jetzt begreife ich was für eine große Umsiedlung und "Völkerwanderung" am Ende des zweiten Weltkriegs stattgefunden hat. Und wie jeder Vertriebene sich nach seiner jeweiligen Heimat gesehnt hat. Die Polen haben sich sehr angestrengt, dass ihre neuen Bürger in Breslau sich wohlfühlen und die Stadt als ihre Stadt annehmen und deren Zukunft mitgestalten. Denn inzwischen ist viel geschichtliches passiert (Solidarnosc... Kulturhauptstadt), was diese Stadt auch geprägt und zu einer liebenswerten spannenden Stadt gemacht hat.
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| 1980 Kriegsrecht sie gehen in den Untergrund |
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| tauchen danach aber wieder auf |
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| Die Jahrhunderthalle aus 1912 |
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