KÄLTE - wer kennt das noch in Zeiten der Zentralheizung?

Heimkehr in einen Eisbunker
In diesem Winter ist schon zum dritten Mal meine Heizung ausgefallen. Meist sucht sie sich genau die kälteste Zeit aus, in der es ausnahmsweise friert und entsprechend verwandelt sich das Haus in einen Eisbunker. Als Tipp bekommt man: sich einen Heizlüfter zu holen, als ob der es schaffen würde ein komplett ausgekühltes Zimmer zu erwärmen. Ich habe ein sehr kleines Bad, aber selbst um dieses nennenswert zu erwärmen, braucht es eine halbe Stunde volle Leistung eines Heizlüfters. Wenn die Wände ausgekühlt sind, ist es einfach kalt im Haus. Da bleibt dann nur möglichst viele Decken in Reichweite zu haben, der Kleiderschrank wird nach wärmenden Kleidungsstücken durchsucht, man rennt im Zwiebellook durch das Haus. Solange man sich bewegt, geht ja alles noch, aber wehe man sitzt längere Zeit. Schnell begreift man, dass es im Bett am wärmsten ist, aber auch da sollte man wärmend angezogen sein. Es ist für viele eine ungewohnte Erfahrung, viele Mitmenschen sind in gut beheizten Behausungen groß geworden und wissen nicht wie es sich anfühlt mit Kälte zu leben.

Als ich Kind war, wurden die Wohnungen noch mit Einzelöfen beheizt. Das bedeutete, dass meist die Küche beheizt wurde, da war der Herd auf dem gekocht wurde und der gleichzeitig Wärme abgab. Dann wurde noch das Wohnzimmer beheizt, die restlichen Zimmer blieben kalt im Winter. Das Badezimmer wurde nur beheizt, wenn der Ofen für das Badewasser angeheizt wurde. Ich erinnere mich noch zu gut wie kalt es im Winter immer morgens im Bad war, warmes Wasser gab es auch nicht. Ganz schlimm war es wenn jemand morgens in der Toilette die Luft verpestet hatte und die Toilette/Bad gelüftet werden musste. Ich habe es gehasst, wenn ich mich dann danach im Bad waschen musste. Morgens war die Küche der Sehnsuchtsort, da mein Vater zwar die Badluft verpestete, er aber auch derjenige war, der in der Küche den Herd anheizte. Ja morgens waren die Zimmer kalt, da die Öfen in der Nacht irgendwann ausgingen, Eierkohlen und Brikettes brennen nicht ewig. Es war morgens einfach nur kalt in der Wohnung. Wenn man dann rausging, war man noch nicht so richtig aufgewärmt und hat die Kälte draußen viel stärker gespürt. Mir war im Winter immer kalt, wobei meine Mutter oft meinen Vater beschuldigte, dass er mich als Kind nicht warm genug angezogen hätte, wenn wir beide zusammen rausgingen. Wenn die Zimmer beheizt wurden, waren sie auch oft überheizt, so spürte man die Kälte viel stärker, wenn man in den Winter hinausging .

Darmstadt ca. 1980
Als junge Erwachsene, habe ich nicht mehr so viel gefroren, da die Wohnungen durchgängiger warm waren, man nicht ausgekühlt ins Freie ging und wenn man nach Hause kam wusste man, dass es warm ist, man nicht erst den Ofen anheizen braucht und warten muss bis er Wärme abgibt. Allerdings habe ich diese Kälte nochmals in Darmstadt erlebt. Wir Studenten lebten in den letzten billigen Buden, das waren Häuser, die in den 50iger Jahren stehen geblieben waren, die Fenster waren zugig, es gab in den Wohnungen wieder nur Öfchen, die angeheizt werden mussten. Wie froh war ich, dass ich ins Büro musste, damit war sicher gestellt, dass es wenigstens tagsüber warm war. Meine Cousine besuchte mich einmal in Darmstadt, sie blieb im Bett bis ich aufwachte, denn es war kalt im Zimmer und sie wusste nicht wie man einen Ofen anheizt, sie war mit Zentralheizung groß geworden. Als Familie hatten wir später eine Wohnung mit einem Kachelofen, auch da musste ich meinem Mann erst zeigen, wie man anheizt. Obwohl er seine Kindheit in Polen auf einem Hof verbracht hat, musste er dies wohl nicht machen, oder er hatte es einfach nur vergessen. 

könnte wärmen
Inzwischen nach 4 Tagen ohne Heizung ist mein Haus auf 9,9 Grad abgekühlt, und ich denke mit Sehnsucht an Eskimoanzüge innen Fellgefüttert. Das wäre es jetzt. Ich verstehe jetzt auch, warum man in den 60iger Jahren unbedingt einen Fellmantel wollte, der war der Garant für Wärme im Winter. Heute brauchen wir das nicht mehr, wir haben Zentralheizungen und Polyesterjacken mit Recyclingfüllung - windabweisend. Aber halt nicht mit der kuscheligen Wärme, die z.B. Schaffelle abgeben. Als es für mich in unserer Zeltübernachtung in Portugal keine Zudecke gab, hatte ich mich kurzerhand mit den Schaffellen zugedeckt und hatte es wunderbar warm.

So jetzt hoffe ich, dass in zwei Tagen die neue Heizung da ist und der Eisbunker ein Ende hat. Ich bin nicht allein mit dem Heizungsproblem, zwei Freundinnen von mir kämpfen ebenfalls mit defekten Heizungen und versuchen so gut es geht über die Runden zu kommen. Ist schon ein Mist.

Temperatur im ersten OG -
Gute Nacht mit warmen Gedanken




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