Versteckte Altersarmut - wie ist das mit der Teilhabe???
Gestern Abend habe ich erfahren, dass unser jährlicher Chorbeitrag von 80 € auf 200 € steigt, mich hat es schier umgehauen, die monatlichen Stromkosten steigen von 50 € auf 92 €, die Lebenshaltungskosten sind bei jedem Einkauf schnell bei 50 €, da hat man nicht viel im Warenkorb.
Wenn man jetzt dagegen rechnet was ich, als lange Zeit freiberuflich tätige Person, an eigener Rente bekomme ca. 800 €, dann wird ein teilhabendes Überleben in unserer Gesellschaft immer schwieriger. Neulich war ich in Stuttgart und habe mich über die Eintrittspreise für eine Kunst-Ausstellung informiert: 10 € und es gibt keine Ermäßigung für Rentner. Als ich den Kassenherrn (der jenseits von 60 war) darauf ansprach, warum es denn keine Rentnerermäßigung gäbe, meinte er lapidar dann würde ja niemand mehr normal zahlen. Wunderbare Begründung.... anscheinend leisten wir Ältere uns das doch noch, deshalb gibt es keine Veranlassung, da was zu ändern. Anderseits bedeutet es, die mit dem schmalen Geldbeutel verkneifen sich den Besuch der Kunstausstellung und somit werden viele kulturelle Veranstaltungen eine elitäre Angelegenheit, die sich eben nur die begüterteren Älteren leisten können und jüngere Menschen scheinen diese Ausstellungen nicht unbedingt anzusprechen, oder Familien haben eben auch kein Geld für den Eintritt. Was schätze da die Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall usw. die mit ihrem kostenlosen Eintritt wirklich jedem den Zugang ermöglicht.
Nun Reisen sahen bei mir schon immer anders aus, da ich schon immer mit schmalen Geldbeutel weggefahren bin und vieles nur machen konnte, wenn ich extrem günstige Unterkünfte gefunden hatte. So konnte ich in jungen Jahren mit unserer Malergruppe nach Italien fahren, weil ich bereit war in dem leer stehenden Kindergarten zu nächtigen. Als junger Mensch kommt man gut mit den tiefer gelegten Sanitäranlagen klar, als alter Mensch geht das nicht mehr. Ich besuche schon immer meine weit verstreuten Familienangehörigen und Freude, so komme ich auch weg. Oder wir dürfen für kleines Geld bei den Turnierplätzen campen. Naja reisen braucht man auch nicht unbedingt, wenn man in einer schönen Gegend wohnt.
Aber andere Menschen braucht man, Treffpunkte wo man gemeinsam was machen kann, die nicht unbedingt mit konsumieren verbunden sind. Das wird immer weniger, so kommt es mir vor. Unser Heilbronner Spielekreis, hat Glück dass wir die Räume des ASB und einer Kirche nutzen können, aber wo gehen wir hin, wenn ich nicht mehr beim ASB bin? Räume für Aktivitäten, die einfach nur zum Nutzen da sind, gibt es so gut wie nicht. Wäre das nicht eine Aufgabe für den öffentlichen Raum in Städten, damit die Innenstädte nicht so veröden, wenn schon die Geschäfte und z.T. die Gastronomie aufgeben?
Wir haben im Heilbronner Raum inzwischen die Lebensmittel- und Getränkeautomaten, da es bei uns nicht so eine Späti-Kultur gibt wie in Leipzig und Berlin. Könnte man nicht Räume zur multifunktionalen Nutzung zur Verfügung stellen? Meist achten die jeweiligen Interessensgruppen, sehr auf diese Räume, da sie auf eine langfristige Nutzungsmöglichkeit aus sind und jegliche Verdreckung- und Zerstörung einen Ausschluss bedeuten würde. Aber wir sind weit entfernt davon, wir sind bei steigenden Mieten und sonstigen Preisen, die Ausschluss bedeuten. Ohne dass sich die Mehrheit der Bevölkerung Gedanken darüber macht, jeder versucht irgendwie selbst klar zu kommen.
Vielleicht ist es ja auch gut, wenn wir nicht mehr auf Teufel komm raus konsumieren und eine Bevölkerungsgruppe muss damit anfangen... vielleicht entstehen neue alternative Teilhabe Möglichkeiten ...
https://www.engagiert-in-ulm.de/fm/altersarmut-ulm-nein-e-v
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