Studium heute - Studium im letzten Jahrhundert
Unser Filius studiert inzwischen in Freiburg und ist seit Studienbeginn in diesem schwarzen Loch verschwunden - wir gehen mal davon aus, dass es ihm gut geht, denn die Erzeuger sind irgendwann nur noch als Finanzier und Notnagel in schwierigen Situationen von Nutzen. Ansonsten geht die Jugend in die Welt. Aber wie???
Nun vor ca. einem Monat konnten wir einen kurzen Einblick in das heutige Studienanfängerdasein erhaschen. Der Eindruck, der bei mir zurückblieb war, dass sich das Studium schon gewaltig verändert hat. Unser Sohn, der in der Schule nie offensichtlich lernte, war plötzlich am lernen. Er war an der Uni als Erstsemester mit einer werktätigen Arbeitswoche von ca. 35 Stunden zu gange, bekommt von den Professoren und sonstigen Lehrenden gesagt, dass mindestens die Hälfte rausfliegen wird. Irgendwie kam mir das sehr seltsam vor.... so war mein Studium nicht!!!
Ich habe ein Numerusclausus-Fach studiert, bei uns war klar, wenn wir den Studienplatz ergattert hatten, dann konnten wir das Studium bis zum Ende problemlos durchziehen. Niemand sagte uns, dass wir überflüssig wären, dass die Hälfte rausgesiebt wird. Wir waren da und das war gut so und wir hatten uns in den Wissenschaftsbetrieb einzufügen. Dass auch bei uns einige recht schnell das Studienfach gewechselt haben, lag nur an der Statistik und den Methodenfächern, so hatten sie sich Psychologie nicht vorgestellt. Die Vorlesungen begannen frühestens ab 10 Uhr, meist jedoch erst nachmittags. Nur ein Professor, der morgens regelmäßig schwamm, begann um 8 Uhr morgens - bei meinem Sohn scheint das Standard zu sein, vielleicht liegt es ja nur an den Naturwissenschaften.
Als Erstsemester waren wir mit dem Einleben an der Uni beschäftigt, studieren das lief nebenher, wir mussten auch nicht von morgens bis abends Seminare und Vorlesungen besuchen. Tutorien und Prüfungen gab es bei uns in den ersten Semestern überhaupt nicht. Wir mußten zwar unsere Scheine machen, aber die erste Prüfung (das Vordiplom) war in weiter Ferne, die Tests (im Bereich Statistik und Methodenlehre) mussten wir nur bestehen. Gelernt haben wir eigentlich erst vor dem Vordiplom und sonstigen Prüfungen. Ansonsten waren wir in AGs engagiert, ich war in einer AG SPAK (sozialpolitische Arbeitskreise) mein Mann war in der Studentenpolitik. Wir trieben uns bei den anderen Studienfächern rum und besuchten dort Vorlesungen, je nachdem welches Interesse wir hatten.
Und dann gab es ja noch das studentische Nachleben. Das begann ab 22 Uhr, bis dahin lernte / las man, danach gings in die diveresen Kneipen und Diskos der Innenstadt. Da spielte sich dann das eigentliche Leben ab, das selten vor 1 Uhr morgens endete.
Wir lebten ein freies Leben, frei von den normalen Zwängen, hatten Schonfrist, die Leistung mußte erst bei den Prüfungen gezeigt werden. Wir hatten Zeit, uns als Personen zu entwickeln. Manche zerbrachen an der Freiheit.
Aber es war eine Zeit, die fast ausschließlich unter Gleichaltrigen verbracht wurde. Tübingen war schon damals eine alt ehrwürdige "Massenuni", die Stadt wurde von jungen Menschen geprägt. So etwas findet man im späteren Leben nie mehr. Da gibt es dann die Generationendurchmischung, den Druck ein bürgerliches Leben zu führen und ganz andere finanzielle Ansprüche. Als Student kann man bescheiden leben... später bedeutet solch ein Leben Armut.
Im Rückblick erscheint es mir, als ob unser Studium noch alle Freiheiten beinhaltete. Wir unseren Wissensdurst und Forschungseifer noch nach den humanistischen Vorstellungen leben konnten. Die Leistungsüberprüfungen hielten sich in Grenzen, sie bestimmten auf jeden Fall nicht unser Studentenleben.
Den kurzen Einblick, den ich von heute erhalten habe, scheint mir doch viele Veränderungen beim Studium gebracht zu haben. Vieles erinnert an eine Schule... aber die jungen Leute sollen doch studieren... sie sollen die Möglichkeit haben, möglichst viel auch von anderen Disziplinen zu erfahren... vielleicht geht es ja noch. Ich hatte nur einen etwas befremdlichen Eindruck vom Studienanfang 2013...
1977 startete ich, vom Ausland kommend, mein Studium in Tübingen mit dem deutschen Herbst. (Schon allein deshalb, hatte die Politik für uns eine viel größere Bedeutung).
Nun vor ca. einem Monat konnten wir einen kurzen Einblick in das heutige Studienanfängerdasein erhaschen. Der Eindruck, der bei mir zurückblieb war, dass sich das Studium schon gewaltig verändert hat. Unser Sohn, der in der Schule nie offensichtlich lernte, war plötzlich am lernen. Er war an der Uni als Erstsemester mit einer werktätigen Arbeitswoche von ca. 35 Stunden zu gange, bekommt von den Professoren und sonstigen Lehrenden gesagt, dass mindestens die Hälfte rausfliegen wird. Irgendwie kam mir das sehr seltsam vor.... so war mein Studium nicht!!!
Ich habe ein Numerusclausus-Fach studiert, bei uns war klar, wenn wir den Studienplatz ergattert hatten, dann konnten wir das Studium bis zum Ende problemlos durchziehen. Niemand sagte uns, dass wir überflüssig wären, dass die Hälfte rausgesiebt wird. Wir waren da und das war gut so und wir hatten uns in den Wissenschaftsbetrieb einzufügen. Dass auch bei uns einige recht schnell das Studienfach gewechselt haben, lag nur an der Statistik und den Methodenfächern, so hatten sie sich Psychologie nicht vorgestellt. Die Vorlesungen begannen frühestens ab 10 Uhr, meist jedoch erst nachmittags. Nur ein Professor, der morgens regelmäßig schwamm, begann um 8 Uhr morgens - bei meinem Sohn scheint das Standard zu sein, vielleicht liegt es ja nur an den Naturwissenschaften.
Als Erstsemester waren wir mit dem Einleben an der Uni beschäftigt, studieren das lief nebenher, wir mussten auch nicht von morgens bis abends Seminare und Vorlesungen besuchen. Tutorien und Prüfungen gab es bei uns in den ersten Semestern überhaupt nicht. Wir mußten zwar unsere Scheine machen, aber die erste Prüfung (das Vordiplom) war in weiter Ferne, die Tests (im Bereich Statistik und Methodenlehre) mussten wir nur bestehen. Gelernt haben wir eigentlich erst vor dem Vordiplom und sonstigen Prüfungen. Ansonsten waren wir in AGs engagiert, ich war in einer AG SPAK (sozialpolitische Arbeitskreise) mein Mann war in der Studentenpolitik. Wir trieben uns bei den anderen Studienfächern rum und besuchten dort Vorlesungen, je nachdem welches Interesse wir hatten.
Und dann gab es ja noch das studentische Nachleben. Das begann ab 22 Uhr, bis dahin lernte / las man, danach gings in die diveresen Kneipen und Diskos der Innenstadt. Da spielte sich dann das eigentliche Leben ab, das selten vor 1 Uhr morgens endete.
Wir lebten ein freies Leben, frei von den normalen Zwängen, hatten Schonfrist, die Leistung mußte erst bei den Prüfungen gezeigt werden. Wir hatten Zeit, uns als Personen zu entwickeln. Manche zerbrachen an der Freiheit.
Aber es war eine Zeit, die fast ausschließlich unter Gleichaltrigen verbracht wurde. Tübingen war schon damals eine alt ehrwürdige "Massenuni", die Stadt wurde von jungen Menschen geprägt. So etwas findet man im späteren Leben nie mehr. Da gibt es dann die Generationendurchmischung, den Druck ein bürgerliches Leben zu führen und ganz andere finanzielle Ansprüche. Als Student kann man bescheiden leben... später bedeutet solch ein Leben Armut.
Im Rückblick erscheint es mir, als ob unser Studium noch alle Freiheiten beinhaltete. Wir unseren Wissensdurst und Forschungseifer noch nach den humanistischen Vorstellungen leben konnten. Die Leistungsüberprüfungen hielten sich in Grenzen, sie bestimmten auf jeden Fall nicht unser Studentenleben.
Den kurzen Einblick, den ich von heute erhalten habe, scheint mir doch viele Veränderungen beim Studium gebracht zu haben. Vieles erinnert an eine Schule... aber die jungen Leute sollen doch studieren... sie sollen die Möglichkeit haben, möglichst viel auch von anderen Disziplinen zu erfahren... vielleicht geht es ja noch. Ich hatte nur einen etwas befremdlichen Eindruck vom Studienanfang 2013...
1977 startete ich, vom Ausland kommend, mein Studium in Tübingen mit dem deutschen Herbst. (Schon allein deshalb, hatte die Politik für uns eine viel größere Bedeutung).
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