Musik im Zeichen von Deutschland sucht den Superstar
Wir gelten als musikalische Familie, weshalb eigentlich? Weil wir alle Musik in der ein oder anderen Form machen? Meine Kinder spielen von klein auf ein Instrument, das seitdem ihr Leben bestimmt. Ich singe seit einiger Zeit im Chor, inzwischen in zwei Chören. Ist das alles schon musikalisch? Oder nur Freude am selber musizieren? Ganz schön mutig in einer Welt in der alles perfekt sein muss, nur "Profis" was können und dieses Können durch medialen Auftritt präsentieren. Trifft alles nicht auf uns zu, bleibt die Frage:
Warum trauen wir uns das eigentlich?
Nun als ich Kind war, hatte keiner in meiner Familie Zeit für mich. Alle waren mit arbeiten befasst, ich wollte gerne unter Kindern sein und hatte von einen Chor gehört zu dem alle Kinder gingen, da wollte ich auch hin. Mutig wie ich war, ging ich ganz allein hin und fragte ob ich auch mitmachen dürfe. Fräulein Engel, die Diakonissin, nahm mich auf und so kam ich in den Kinderchor der evangelischen Kirche. Ich kann zwar singen, aber nie als Solistin, ich bin und war schon immer eine Füllstimme. Meinen Eltern war es egal, Hauptsache ich war beschäftigt und machte keinen Unfug.
Gesungen hatten meine Eltern selbst, sie hatten sich quasi im Gesangsverein kennengelernt. Außerdem erzählte meine Mutter immer von "ihrem" Klavierunterricht in der Jugend (Klavierunterricht hatte ihre Cousine und meine Mutter durfte mitmachen). Mein Vater hat angeblich als junger Mann Zither gespielt. All diese Erzählungen geisterten in den Familie, aber in Aktion haben wir unser Eltern nie erlebt. Das waren Geschichten. Außerdem war man in meiner Familie der Meinung, dass Musikalität eine Naturgabe sei, die keinerlei Übung bedarf, man hat sie oder eben nicht. Für meine Familie waren bei mir keine Anzeichen dafür vorhanden. Das Label, das ich bekam hieß unmusikalisch und der Kinderchor wurde als nicht ernst zu nehmende Betreuungsform betrachtet.
Ich dagegen war mit Begeisterung dabei, wir probten immer freitags abends und sangen in Altersheimen und im Gottesdienst. Für mich gehörte das Singen im Gottesdienst zu Weihnachten dazu. Mein Vater fuhr mich immer brav hin, ist aber nie dabeigeblieben, auch meine Mutter hat uns nie singen gehört. Meine Eltern interessierten sich nicht für Kinderchöre. Als ich älter wurde, durfte ich Flöte lernen und das war meine alleinige Sache. Wie ein Kind unter 10 Jahren so ist, kommt es nie auf die Idee zu Hause mal zu üben, ich ging zwar brav in den Unterricht, spielte dort mit, übte aber nie zuhause. Das Ende vom Lied war, dass ich nach einem Jahr aufhörte und außer "Fis" und "B" nichts konnte. Irgendwann, als ich schon jugendlich war, kamen meine Eltern auf die Idee, dass ich Akkordeon lernen solle, das war ihr Lieblingsinstrument. Mein Vater kaufte mir auch ein kleines Akkordeon, aber ich weigerte mich solch ein altmodisches Instrument zu lernen, wo doch bei uns Jugendlichen die Gitarre "in" war. Also zog ich mich auf meine angebliche Unmusikalität zurück und habe dort verharrt bis ich Kinder hatte.
Vielleicht hätte ich es selbst da nicht wieder angefangen, wenn mein Sohn sich nicht so vehement dem Sport verweigert hätte. Also war die Musik eine gute Alternative, die beide Kinder begeistert auf gegriffen haben. Aufgrund meiner "musikalischen" Karriere, war mir von Anfang an klar, das wird nur was wenn ich sie zum ständigen Üben anhalte und mich für ihr musikalisches Tun interessiere. Das haben mein Mann und ich auch getan und so wurden wir zu einer musikalischen Familie.
Als die Kinder jugendlich wurden, haben sie mich dann motiviert doch wieder mit dem Singen anzufangen. Also stieg ich in den örtlichen Projektchor zur Carmina Burana ein. Ich war stolz wie noch was, dass ich mitsingen durfte, dass ich im Sopran gelandet bin, "hoch" gekommen bin und das alles ohne ein Profi zu sein. Inzwischen singe in noch in der Weinsberger Kantorei mit, bin also wieder in einem Kirchenchor, es muss wieder im Gottesdienst gesungen werden. Wie sich der Kreis doch schließt. Heute wie damals wäre ich nicht in einen Kirchenchor gegangen, bin aber per Zufall dort gelandet und es macht mir Freude. Dieses mal werden wir den PAULUS von Mendelssohn singen.
Ich hatte immer die Chance einfach so mitzumachen, wurde aufgenommen, musste nicht herausragend sein und hatte das Glück mich beim aktiven Singen weiterzuentwickeln.
Mit Sorge höre ich, dass überall jetzt vorgesungen werden muss, vielleicht will man die Alten aussortieren, deswegen singen die jungen Menschen (besonders die jungen und mittelalten Männer) auch nicht häufiger. Man erwartet perfektes Singen, die Chance sich zu entwickeln gibt es dann nicht mehr. Alles soll so perfekt sein, wo bleibt da die Freude mitmachen zu können, eine Chance zum Entwickeln zu bekommen.
Und dann diese unzähligen Wettbewerbe, wo man der tollste sein möchte, entdeckt werden möchte. Und im Falle von Deutschland sucht den Superstar, sich niedermachen lassen muss, in der Hoffnung, der- oder diejenige zu sein die überlebt und zumindest ein Kurzzeitstar wird.
Ich werde es nie... aber mir macht singen trotzdem Freude und bin stolz auf meine musikalischen Kinder, die auch nie Stars sein werden.
Warum trauen wir uns das eigentlich?
Nun als ich Kind war, hatte keiner in meiner Familie Zeit für mich. Alle waren mit arbeiten befasst, ich wollte gerne unter Kindern sein und hatte von einen Chor gehört zu dem alle Kinder gingen, da wollte ich auch hin. Mutig wie ich war, ging ich ganz allein hin und fragte ob ich auch mitmachen dürfe. Fräulein Engel, die Diakonissin, nahm mich auf und so kam ich in den Kinderchor der evangelischen Kirche. Ich kann zwar singen, aber nie als Solistin, ich bin und war schon immer eine Füllstimme. Meinen Eltern war es egal, Hauptsache ich war beschäftigt und machte keinen Unfug.
Gesungen hatten meine Eltern selbst, sie hatten sich quasi im Gesangsverein kennengelernt. Außerdem erzählte meine Mutter immer von "ihrem" Klavierunterricht in der Jugend (Klavierunterricht hatte ihre Cousine und meine Mutter durfte mitmachen). Mein Vater hat angeblich als junger Mann Zither gespielt. All diese Erzählungen geisterten in den Familie, aber in Aktion haben wir unser Eltern nie erlebt. Das waren Geschichten. Außerdem war man in meiner Familie der Meinung, dass Musikalität eine Naturgabe sei, die keinerlei Übung bedarf, man hat sie oder eben nicht. Für meine Familie waren bei mir keine Anzeichen dafür vorhanden. Das Label, das ich bekam hieß unmusikalisch und der Kinderchor wurde als nicht ernst zu nehmende Betreuungsform betrachtet.
Ich dagegen war mit Begeisterung dabei, wir probten immer freitags abends und sangen in Altersheimen und im Gottesdienst. Für mich gehörte das Singen im Gottesdienst zu Weihnachten dazu. Mein Vater fuhr mich immer brav hin, ist aber nie dabeigeblieben, auch meine Mutter hat uns nie singen gehört. Meine Eltern interessierten sich nicht für Kinderchöre. Als ich älter wurde, durfte ich Flöte lernen und das war meine alleinige Sache. Wie ein Kind unter 10 Jahren so ist, kommt es nie auf die Idee zu Hause mal zu üben, ich ging zwar brav in den Unterricht, spielte dort mit, übte aber nie zuhause. Das Ende vom Lied war, dass ich nach einem Jahr aufhörte und außer "Fis" und "B" nichts konnte. Irgendwann, als ich schon jugendlich war, kamen meine Eltern auf die Idee, dass ich Akkordeon lernen solle, das war ihr Lieblingsinstrument. Mein Vater kaufte mir auch ein kleines Akkordeon, aber ich weigerte mich solch ein altmodisches Instrument zu lernen, wo doch bei uns Jugendlichen die Gitarre "in" war. Also zog ich mich auf meine angebliche Unmusikalität zurück und habe dort verharrt bis ich Kinder hatte.
Vielleicht hätte ich es selbst da nicht wieder angefangen, wenn mein Sohn sich nicht so vehement dem Sport verweigert hätte. Also war die Musik eine gute Alternative, die beide Kinder begeistert auf gegriffen haben. Aufgrund meiner "musikalischen" Karriere, war mir von Anfang an klar, das wird nur was wenn ich sie zum ständigen Üben anhalte und mich für ihr musikalisches Tun interessiere. Das haben mein Mann und ich auch getan und so wurden wir zu einer musikalischen Familie.
Als die Kinder jugendlich wurden, haben sie mich dann motiviert doch wieder mit dem Singen anzufangen. Also stieg ich in den örtlichen Projektchor zur Carmina Burana ein. Ich war stolz wie noch was, dass ich mitsingen durfte, dass ich im Sopran gelandet bin, "hoch" gekommen bin und das alles ohne ein Profi zu sein. Inzwischen singe in noch in der Weinsberger Kantorei mit, bin also wieder in einem Kirchenchor, es muss wieder im Gottesdienst gesungen werden. Wie sich der Kreis doch schließt. Heute wie damals wäre ich nicht in einen Kirchenchor gegangen, bin aber per Zufall dort gelandet und es macht mir Freude. Dieses mal werden wir den PAULUS von Mendelssohn singen.
Ich hatte immer die Chance einfach so mitzumachen, wurde aufgenommen, musste nicht herausragend sein und hatte das Glück mich beim aktiven Singen weiterzuentwickeln.
Mit Sorge höre ich, dass überall jetzt vorgesungen werden muss, vielleicht will man die Alten aussortieren, deswegen singen die jungen Menschen (besonders die jungen und mittelalten Männer) auch nicht häufiger. Man erwartet perfektes Singen, die Chance sich zu entwickeln gibt es dann nicht mehr. Alles soll so perfekt sein, wo bleibt da die Freude mitmachen zu können, eine Chance zum Entwickeln zu bekommen.
Und dann diese unzähligen Wettbewerbe, wo man der tollste sein möchte, entdeckt werden möchte. Und im Falle von Deutschland sucht den Superstar, sich niedermachen lassen muss, in der Hoffnung, der- oder diejenige zu sein die überlebt und zumindest ein Kurzzeitstar wird.
Ich werde es nie... aber mir macht singen trotzdem Freude und bin stolz auf meine musikalischen Kinder, die auch nie Stars sein werden.
Carmina Burana - Liederkranz Sülzbach 2011 - mein Einstieg |
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