Sexualität - wie schwer es ist darüber zu reden
Ich habe jetzt mehrfach ein Seminar zur sexuellen Übergriffen im Altenpflegebereich durchgeführt. Das ist kein einfaches Thema: Sexualität, Alter, Pflege, Würde, die eigene Sichtweise dazu... bis man zu diesem Punkt kommt, braucht es manchmal einen ganzen Seminartag.
Sexualität in unserer Welt ist überall präsent, wird gefordert inzwischen selbst von uns Alten. Aber es ist sehr schwer tatsächlich darüber zu reden. Als ich jung war, fing alles an lockerer zu werden. Die starren Grenzen von den Jahren davor waren nicht mehr da. Aber ob wir wirklich freier geworden waren, wage ich zu bezweifeln. Wir experimentierten, aber eigentlich in braven Grenzen, man mußte nicht mehr verheiratet sein, um miteinander zu schlafen oder zusammen zu leben. Homosexualität war noch nicht allgemein akzeptiert und es bedeutete immer auch ein wenig Grenzüberschreitung, wenn sich Menschen dazu bekannt haben. Es wurde viel über die Sexualität geredet nur nicht über die eigene Sexualität. Jeder hatte doch irgendwie Angst nicht cool, nicht ausgeflippt oder angepasst genug zu sein. Man hat den Schein gepflegt, man hat ein Bild von sich entstehen lassen. Mich hat mal ein guter Freund mit einer Shinx verglichen ( „Rätselhaft wie eine Sphinx sein“, bedeutet eine unergründliche Frau / Mensch zu sein"). Ein Vergleich, der bei diesem Thema gut passt. Der Schein den wir vorgaukelten war, dass Sexualität ja nur toll und befriedigend ist und der größte Gott war der Orgasmus, den man auf jeden Fall zu bekommen hatte, schließlich hatte ja die Forschung gerade entdeckt, dass auch Frauen einen Orgasmus haben können. Die Realität sah dann doch ein wenig anders aus. Wir haben unser Sphinx Gesicht gezeigt und über die nicht so tollen sexuellen Erlebnisse dann doch lieber geschwiegen (man wollte ja nicht frigide sein). Tolle Erlebnisse wurden ausposaunt und erzeugten Druck beim Anderen, wenn er/sie diese tollen Erlebnisse nicht hatte.
Sexualität ist auch ein Punkt in dem wir sehr verletzlich sind, also halten wir uns bedeckt, häufig auch unseren Partnern gegenüber. Was wird da nicht vorgetäuscht, man denke an die berühmte Szene in dem Film von Harry und Sally, als Sally im Restaurant einen Orgasmus geräuschemäßig vorträgt. Man sagt oft dem Partner nicht was einem gefällt, was man sich wünschen würde und so wird manche eheliche Sexualität zu einem überholten Ritual, zu einem Fitness-Sport, zu Langeweile. Eigentlich ist der Partner doch der Mensch, dem man sich öffnen wollte, der einem sehr wichtig ist, aber in diesem Punkt hält man sich dann doch noch bedeckt. In der Sexualtherapie wird genau mit diesen Wünschen, Vorstellungen und Techniken gearbeitet, um den Partnern ein lustvolleres mit einander schlafen zu ermöglichen. Manche Paare kommen dann jenseits der 50 von selber drauf.
Sind die Menschen heute freier, können sie sich leichter ihre Wünsche und Vorstellungen sagen? Ich glaube das nicht. Ich glaube, dass es im Zeichen der allgegenwärtigen Pornographie noch schwerer geworden ist über seine tatsächlichen Empfindungen zu reden und dass der Leistungsdruck noch stärker geworden ist. Vor allem ist ein Austausch darüber zwischen den Generationen fast nicht möglich. Für meine Kinder wäre es ja nur peinlich, wenn ich plötzlich über meine Sexualtität reden würde. Da gehört dazu, dass Kindern der Gedanke an elterliche Sexualität fremd ist, dass ab einem bestimmten Lebensalter es quasi als eklig empfunden wird. Man verbindet Sex mit jungen bzw. mittelalten Menschen, aber bei alten Menschen wirkt er nur peinlich.
Pflegekräfte werden aber immer mal wieder Zeugen von solchen Akten und werden mit Bedürfnissen und Wünschen seitens der Alten konfrontiert. Wir hatten eine spannende Diskussion, wenn kein Partner zur Verfügung steht, darf dann ein Sexualassisstent ins Heim kommen oder soll der Alte ins Bordell gefahren werden. Da gehen die Meinungen weit auseinander, aber der Tenor der mitschwang war, dass man diese unanständigen Alten doch lieber nicht im Heim, am eigenen Arbeitsplatz haben möchte, sie sollen ins Bordell gehen. Es wurden auch die alten Männer mit jungen Männern verglichen, die auf jeden Fall doch bis zum Orgasmus kommen wollen, das müsse ihnen dann auch bei einer Sexualassisstenz ermöglicht werden. Man sieht die Bedürfnisse der älteren Menschen, aber man sieht sie mit den Augen und dem Herzen eines jungen Menschen.
Wir reden über das Thema, aber immer ein wenig distanziert, so wie man empfindliche Bereiche seines Lebens schützt.
Sexualität in unserer Welt ist überall präsent, wird gefordert inzwischen selbst von uns Alten. Aber es ist sehr schwer tatsächlich darüber zu reden. Als ich jung war, fing alles an lockerer zu werden. Die starren Grenzen von den Jahren davor waren nicht mehr da. Aber ob wir wirklich freier geworden waren, wage ich zu bezweifeln. Wir experimentierten, aber eigentlich in braven Grenzen, man mußte nicht mehr verheiratet sein, um miteinander zu schlafen oder zusammen zu leben. Homosexualität war noch nicht allgemein akzeptiert und es bedeutete immer auch ein wenig Grenzüberschreitung, wenn sich Menschen dazu bekannt haben. Es wurde viel über die Sexualität geredet nur nicht über die eigene Sexualität. Jeder hatte doch irgendwie Angst nicht cool, nicht ausgeflippt oder angepasst genug zu sein. Man hat den Schein gepflegt, man hat ein Bild von sich entstehen lassen. Mich hat mal ein guter Freund mit einer Shinx verglichen ( „Rätselhaft wie eine Sphinx sein“, bedeutet eine unergründliche Frau / Mensch zu sein"). Ein Vergleich, der bei diesem Thema gut passt. Der Schein den wir vorgaukelten war, dass Sexualität ja nur toll und befriedigend ist und der größte Gott war der Orgasmus, den man auf jeden Fall zu bekommen hatte, schließlich hatte ja die Forschung gerade entdeckt, dass auch Frauen einen Orgasmus haben können. Die Realität sah dann doch ein wenig anders aus. Wir haben unser Sphinx Gesicht gezeigt und über die nicht so tollen sexuellen Erlebnisse dann doch lieber geschwiegen (man wollte ja nicht frigide sein). Tolle Erlebnisse wurden ausposaunt und erzeugten Druck beim Anderen, wenn er/sie diese tollen Erlebnisse nicht hatte.
Sexualität ist auch ein Punkt in dem wir sehr verletzlich sind, also halten wir uns bedeckt, häufig auch unseren Partnern gegenüber. Was wird da nicht vorgetäuscht, man denke an die berühmte Szene in dem Film von Harry und Sally, als Sally im Restaurant einen Orgasmus geräuschemäßig vorträgt. Man sagt oft dem Partner nicht was einem gefällt, was man sich wünschen würde und so wird manche eheliche Sexualität zu einem überholten Ritual, zu einem Fitness-Sport, zu Langeweile. Eigentlich ist der Partner doch der Mensch, dem man sich öffnen wollte, der einem sehr wichtig ist, aber in diesem Punkt hält man sich dann doch noch bedeckt. In der Sexualtherapie wird genau mit diesen Wünschen, Vorstellungen und Techniken gearbeitet, um den Partnern ein lustvolleres mit einander schlafen zu ermöglichen. Manche Paare kommen dann jenseits der 50 von selber drauf.
Sind die Menschen heute freier, können sie sich leichter ihre Wünsche und Vorstellungen sagen? Ich glaube das nicht. Ich glaube, dass es im Zeichen der allgegenwärtigen Pornographie noch schwerer geworden ist über seine tatsächlichen Empfindungen zu reden und dass der Leistungsdruck noch stärker geworden ist. Vor allem ist ein Austausch darüber zwischen den Generationen fast nicht möglich. Für meine Kinder wäre es ja nur peinlich, wenn ich plötzlich über meine Sexualtität reden würde. Da gehört dazu, dass Kindern der Gedanke an elterliche Sexualität fremd ist, dass ab einem bestimmten Lebensalter es quasi als eklig empfunden wird. Man verbindet Sex mit jungen bzw. mittelalten Menschen, aber bei alten Menschen wirkt er nur peinlich.
Pflegekräfte werden aber immer mal wieder Zeugen von solchen Akten und werden mit Bedürfnissen und Wünschen seitens der Alten konfrontiert. Wir hatten eine spannende Diskussion, wenn kein Partner zur Verfügung steht, darf dann ein Sexualassisstent ins Heim kommen oder soll der Alte ins Bordell gefahren werden. Da gehen die Meinungen weit auseinander, aber der Tenor der mitschwang war, dass man diese unanständigen Alten doch lieber nicht im Heim, am eigenen Arbeitsplatz haben möchte, sie sollen ins Bordell gehen. Es wurden auch die alten Männer mit jungen Männern verglichen, die auf jeden Fall doch bis zum Orgasmus kommen wollen, das müsse ihnen dann auch bei einer Sexualassisstenz ermöglicht werden. Man sieht die Bedürfnisse der älteren Menschen, aber man sieht sie mit den Augen und dem Herzen eines jungen Menschen.
Wir reden über das Thema, aber immer ein wenig distanziert, so wie man empfindliche Bereiche seines Lebens schützt.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen