Lebensabschnittspartner - ein Wort das ich nie mochte

Eine zeitlang hatten nicht verheiratete Personen in fester Bindung keinen Freund bzw. Freundin sondern sie hatten einen Lebensabschnittspartner. Ich war, als das Wort in aller Munde war, noch verheiratet und fand dieses Wort schrecklich.

Mein Lebenskonzept war - wie bei fast allen Menschen - dass ich heirate und Kinder habe. Heiraten bedeutete für mich, zu einem Menschen zu gehören, mit ihm das Leben teilen, miteinander schwierige Situationen überstehen und für einander dasein, wenn es dringend notwendig ist. Ich hatte das Glück, dass ich es auch so leben konnte. Bis mein Mann mit noch nicht mal 58 Jahren starb. Plötzlich hatte ich den Status Witwe und war wieder unbemannt. Für mich bedeutete das, wieder allein durch das Leben ziehen und den Menschen verloren zu haben, der nicht nur mein Mann, sondern auch mein Freund war.

Inzwischen sind vier Jahre vergangen und ich habe festgestellt, dass ich doch wieder auf der Suche nach einem Freund bin und dass es durchaus möglich ist, auch wieder einen Freund zu finden. Dieser Mensch ist aber völlig anders wie mein Mann gewesen ist. Mir tut das gut und mir kam der Begriff Lebensabschnittspartner wieder in den Sinn.

Ich fragte mich, auf was ich als junge Frau wert legte und auf was ich jetzt wert lege?

05.10.1990
Als junge Frau war mir ein lebendiger aber auch eher intellektuell geprägter Mann wichtig. Er sollte gesellig sein, ein Familienmensch, für den es aber auch selbstverständlich war, sich am Haushalt zu beteiligen, da ich nie Hausfrau werden wollte. Er sollte auf sich und seine Kleidung achten, also repräsentativ sein, ohne dass ich dafür sorgen musste. Er sollte Esskultur haben und gerne bewirten. Sport fand ich völlig überflüssig. Aber eine moderne Umgebung war mir wichtig, sprich Designermöbel und solche Dinge. Diesen Mann habe ich ja dann auch gefunden, oder er mich wer weiß. Aber er war ein anstrengender Mann, cholerisch und dementsprechend immer aufbrausend. Teilweise war es sehr anstrengend mit ihm und ich wünschte mir, einen ruhigeren Mann, der nicht so oft aneckte und seine Aktivität auch bis ins Alter beibehielt. Wenn wir zusammen in die Rente gegangen wären, hätte mein Mann wieder aktivier werden müssen. Wir hätten wieder unsere Ausflüge mit den Geschichtsvereinen unternommen usw. hätten, hätten.... wer weiß wie es gekommen wäre....

Inzwischen bin ich in der Jugend des Alters, habe mich in den verschiedensten Kreisen vernetzt, genieße das Aktiv sein sehr, im Grunde bin ich nur am Sonntag zu Hause, ansonsten immer mit den diversesten Aktivitäten unterwegs. Dementsprechend kann ich keinen Mann gebrauchen, der nur zu Hause ist, der Mann muss selbst aktiv sein, sich fit halten, agil sein. Offen geblieben für die Welt und interessiert an neuem. Ich brauche keine Diskussionsrunden mehr, denn ich rede genug in meinem Beruf. Ich will auch nicht mehr klug sein, sprich ich lese nicht mehr viel und muss nicht mehr alles wissen, ich will eher Hobbies pflegen und einfach nur die Gegenwart von anderen Menschen genießen. Und den Mann möchte ich natürlich spüren. Auch hier soll noch die prickelnde Spannung zum anderen Geschlecht da sein, das Verlangen nach körperlicher Vereinigung. Also sucht man einen anderen Mann als in der Jugend, eben dem Lebensabschnitt entsprechend. Ich genieße es sehr, dass dieser Mann ruhig ist, nicht so aufbrausend wie mein Mann war. Dass man einfach gemeinsam Lachen kann und - ganz wichtig - das frühere Leben nicht ausgeklammert werden muss. Denn erwachsene Kinder haben meist beide Partner, schöne und anstrengende Zeiten haben auch beide Partner erlebt, also ist man froh jemand zu haben, der sich dafür interessiert und mit dem man was anderes leben kann. Denn er ist eine andere Person mit neuen Facetten, die spannend zu entdecken sind. Was mir aber sowohl in der Jugend als heute bei einer Partnerschaft wichtig ist, dass sich der Körper des anderen gut anfühlt. Das ist als Selektionskriterium für mich wesentlich geblieben.

Herbst


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