Über den Sinn des Schenkens

Wir befinden uns ja gerade in der Hoch-Zeit des Schenkens & evtl. Umtauschens (Weihnachten ist dazu mutiert), also denke auch ich darüber nach. Seit einigen Jahren haben wir in der Familie aufgehört, uns an Weihnachten und zu Geburtstagen zu beschenken. Wir waren der Meinung es ist besser Dinge dann zu kaufen, wenn man sie braucht und nicht erst zu Weihnachten. Unser Weihnachtsgeschenk ist immer ein gutes Essen, das konfliktfreie und zufriedene Zusammensein der Familie und zu den Geburtstagen machen wir gewöhnlich ein Fest mit Freunden. Das sind dann unsere Geschenke.

Trotzdem sind Geschenke sehr wichtig. Es sind Gegenstände, die einen erinnern. Zum Beispiel befinden sich in meiner Wohnung viele Geschenke meines verstorbenen Mannes. Als wir jung verliebt waren und auch in der Anfangszeit unserer Ehe, hat er mir immer wieder sehr geschmackvolle Geschenke gemacht, die mich jetzt an ihn und an die jeweilige Zeit (als sie geschenkt wurden) erinnern. Ein Beispiel ist meine Wohnzimmeruhr, aus einer Schieferplatte bestehend, die wir, als wir noch in Tübingen lebten, auf einem Weihnachtsmarkt fanden. Mein Mann (damals noch mein Freund) kaufte sie spontan und schenkte sie mir, wahrscheinlich zu Weihnachten. Diese Uhr hat uns unser ganzes Leben begleitet und erinnert mich jetzt immer wieder an ihn, an seine Großzügigkeit, wie er mir eine Freude machen wollte und sich damit im Grunde auch selbst beschenkte. Solche Geschenke sind Aufmerksamkeiten. Wenn sie passend und gut ausgewählt sind, zeigen sie auch wie gut man den Anderen und seine Vorlieben kennt, sie zeigen wie sehr man sich Mühe gibt, dem anderen eine Freude zu machen. Es ist wie bei Eltern, die sich freuen, wenn ihre Kinder über das Geschenk glücklich sind. Schenken ist also nicht nur anderen was geben, es ist auch sich selbst indirekt eine Freude zu machen.

Dann gibt es ja auch noch die Gastgeschenke, die man mitnimmt, wenn man zu anderen auf Besuch geht. Das ist meist eine Kleinigkeit, die zeigen soll, dass man dankbar ist aufgenommen und bewirtet zu werden, man möchte dementsprechend gern eine kleine Gegenfreude machen. So etwas lernt man glaube ich in der Kindheit, denn ich habe festgestellt, manche Menschen beherrschen diese kleinen Aufmerksamkeiten nicht mehr. Sie drängen sich in das Leben anderer, genießen dort die Vorteile, kommen aber von selbst nie auf die Idee, eine kleine Aufmerksamkeit mitzubringen. Am Anfang merkt man es nicht so, aber irgendwann stößt es einem auf, man denkt warum bringen die nie was mit. Dann wartet man schon, drauf ob sie vielleicht doch mal auf die Idee kommen, einem eine Kleinigkeit mitzubringen oder einen mal einzuladen, wenn man weggeht. Aber da kommt nie was, denen sind sogar 3,50 € für ein Eis zuviel. Diese Menschen betrachte ich dann als geizig. Ich ärgere mich schon, wenn sie nur über meine Schwelle treten. Was mich am meisten ärgert, dass ich dann aufrechnend werde und nur noch das nötigste auftische bzw. vermeide sie einzuladen und letztendlich anfange mich von diesen Personen zurückzuziehen. Ich werde ungreifbar, verneble mich und versuche diese Menschen, die ich als Eindringlinge in mein Leben betrachte, auf sehr große Distanz zu halten. Wenn sie dann tatsächlich aus meinem Leben verschwunden sind, erinnert auch nichts mehr an sie, da sie nichts "dagelassen" haben, Kleine Aufmerksamkeiten gehörten nicht zu ihren Hinterlassenschaften. Gott sei Dank kenne ich eigentlich nur ganz wenige Personen, die so sind. Geiz ist einfach beziehungsschädlich! Wie sieht es mit der Sparsamkeit aus?

Mein Mann war sehr freigebig, er gab gern, aber nicht über unsere Verhältnisse. Wir hatten und haben immer noch ein sehr gastfreundliches Haus. Wenn unsere Kinder mit meinem Mann Einkaufen waren bekamen sie immer eine extra Süßigkeit oder eine Brezel. Bei mir gab es das nicht, ich war da geizig. Es erschien mir überflüssig, da es zu Hause genug zu Essen und halt andere Süßigkeiten gab, also musste man aus meiner Sicht dafür kein Geld ausgeben. Die Kinder bekamen von mir aber immer Dinge finanziert die notwendig waren, bzw. geschenkt wenn ich dachte, dass ich ihnen damit eine Freude machen könnte. Sparsam sind wir alle in meiner Herkunftsfamilie, das bedeutet, dass wir nicht so ganz verstehen wofür andere Geld ausgeben und diese "Unnötigkeiten" für überflüssig halten. Wir sagen das dann auch immer direkt den anderen Familienmitgliedern, was selbst da nicht so gut ankommt. Aber geizig in Bezug auf Gastgeschenke, oder kleine Aufmerksamkeiten sind wir nicht, sonst würden wir uns unwohl fühlen. Nun mancher empfindet vielleicht Sparsamkeit auch als Geiz, wer weiß???

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