Pünktlichkeit - welch ein Stress

Einer meiner Spielerkollegen hatte diesen Text auf facebook gepostet und ich hatte sofort das Gefühl, der beschreibt mich...
für alle, die keine französisch können:

Ich stehe spät auf und ich bin zu spät.
Ich stehe rechtzeitig auf, mir begegnet irgendwas und ich bin zu spät.
Ich stehe früh auf, ich verweile mich weil ich Zeit habe und ich bin spät.

DAS ist eine GABE....

Ja so scheint es tatsächlich, auch ich kämpfe immer damit pünktlich zu sein. Meist schaffe ich es ja, aber man sieht nicht welchen Stress ich davor hatte.

Mein Mann war überpünktlich und hat es gehasst auf irgend wen zu warten. Wenn jemand zu spät kam, hat er meist Theater gemacht. Wir haben einen Freund, der sich grundsätzlich um mindestens eine halbe Stunde verspätet. Mein Mann hatte ihn dann immer schon mit einem enormen Gewitter empfangen, weil wir das Essen so lange warm halten mussten bis die befreundete Familie da war. Dieses Gewitter war so eindrücklich, dass die Freunde sich jetzt noch bei mir entschuldigen wenn sie zu spät kommen, sie hören quasi meinen Mann noch aus dem Grab heraus toben. Er nahm da auch keine Rücksicht auf Chefärzte, wenn die mit mindestens 30 bis 40 Minuten Verspätung kamen hat er auch ihnen erklärt, dass er nicht warten würde und es eine Unverschämtheit sei so mit seiner Zeit umzugehen. Das war der Mann einer Freundin, danach waren wir nicht mehr befreundet. Ein Chefarzt lässt sich sowas nicht gern sagen.

Tja und dann kämpfte er auch unermütlich mit meiner Pünktlichkeit. Das bezog sich jetzt nicht darauf, dass ich nicht kam, sondern darauf, dass ich nie fertig war, wenn wir gehen wollten. Ich weiß auch nicht wie das zustande kam (und mir geht es ja heute noch so, aber da tobt niemand mehr). Ich stand immer vor ihm auf, machte dann noch kurz in der Küche was, musste die Sachen für die Kinder zusammensuchen, meine Tasche kontrollieren, ob auch alles drin ist, was ich unterwegs eventuell gebrauchen könnte (Frauenhandtasche), dann auf die Suche nach dem Geldbeutel bzw. den Wohnungsschlüsseln gehen, kurz noch Pipi machen und einen Schluck Wasser trinken. Und das alles unter dem Gewitter meines Mannes, der ständig rumnervte wo ich denn bleiben würde. Ich solle jetzt mal ZackZack machen. Ich bin immer total gestresst ins Auto eingestiegen und musste zunächst abwarten bis das Gewitter sich wieder verzogen hatte und ich entspannen konnte.

Es ist schon verrückt, warum ich immer so unter Druck gerate. Ich bin ja meist rechtzeitig fertig, aber dann fallen mir tausende Dinge ein, die ich noch geschwind machen könnte und schon komme ich in Zeitdruck. Meist fahre ich auch sehr knapp los, ignoriere den Verkehr, der einen auch zur Unpünktlichkeit zwingt und sitze dann total gestresst im Auto, bangend ob ich denn noch pünktlich komme. Wenn ich verschlafe habe ich immer richtig viel Zeit, weil ich da einfach nur weg muss und nichts anderes machen kann.

Schon komisch mein Vater war genauso wie ich, er saß auch immer zum Ausgehen fertig angezogen, noch kurz am Schreibtisch, und musste dann auch immer loshetzen. Also Vererbung oder Modelllernen... wer weiß. Mein Sohn ist inzwischen auch genervt wenn er so lange warten muss, bis ich endlich fertig bin...

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