Jane Eyre und die Resilienz
Diese Woche kam in der SWR2 Musikstunde eine Sendung über die Bronte Schwestern. War hoch interessant und erinnerte mich daran, dass ich mir mal wieder die Verfilmung von Jane Eyre in der Langversion ansehen wollte und so habe ich fast 4 Stunden gebannt diesem Film gefolgt. Es ist seltsam man kennt die Handlung, ich habe bereits verschiedene Verfilmungen dieses Romans gesehen und jedes Mal fasziniert er auf's neue. Ob ich den Roman besitze weiß ich noch nicht mal.
Zum Verständnis Charlotte Bronte lebte 1816-1855 war eine englische Pfarrers Tochter und ist zusammen mit ihren beiden Schwestern in die Literaturgeschichte eingegangen. Ihre Werke werden heute noch gelesen und mehrfach verfilmt. Was macht diese langanhaltende Faszination aus?Zunächst spielen sie in einer Zeit, in der die Menschen in einem engen Korsett von Regeln für das Zusammenleben steckten. Es gab wenig Möglichkeiten aus den Konventionen auszubrechen, aber auch damals gab es eigenwillige Menschen, die diese Konventionen umgingen.
In dem Roman / Film Jane Eyre wird eine Waise beschrieben, die unter widrigen Umständen aufwächst. Sie ist ein ungeliebtes Kind, das einige aberwitzige Bestrafungen über sich ergehen lassen muss, aus der Stieffamilie ausgeschlossen wird und in eine strenge Erziehungsanstalt / Internat gegeben wird, damit aus ihr eine Gouvernante werden konnte. Das war die beste Möglichkeit im 19. Jahrhundert als Frau, selbständig zu überleben. Sie hat diese Dressurmethoden überlebt, ohne Bindungen zu irgendjemand zu haben. Die Freundin, die sie gefunden hatte verstirbt sehr bald nach ihrem Zusammentreffen, gibt ihr aber einen Traum mit. Sie macht ihr Mut, dass sie aus diesem Haus rauskommen und selbst bestimmt leben kann. Als Tipp gibt sie ihr mit, doch später eine Stellensuchanzeige aufzugeben, und dies wurde der erste Schritt in ihr selbst bestimmtes Leben. Das, wie könnte es anders sein, in einer standesgemäßen Ehe seine Erfüllung fand.
Was fasziniert so an Jane Eyre und weshalb bringe ich sie in Verbindung mit Resilienz?
Jane ist von Kind an ein Mensch, der sich anderen gegenüber nicht verstellt. Sie wehrt sich gegen Ungerechtigkeiten und überlebt ungebrochen Bestrafungen. Es ist als ob sie ein Programm in sich selbst drin hat, das sie trotz widrigster Umstände einfach ablaufen lässt. Sie ist ein kraftvoller Mensch, nie aufwieglerisch oder aufsässig, sie lebt einfach ihr "Programm" ruhig und bestimmt weiter. Zu gute kommt ihr, dass sie in dem strengen Internat eine sehr gute Ausbildung mitbekommt, die ihr den Zutritt zur höheren Gesellschaft ermöglicht. Sie macht ihren Job gut, hat feste Überzeugungen, die sie anderen nicht überstülpt, aber selbstbewußt und ruhig vertreten kann. Sie zieht durch ihre Art den sehr schwierigen Schlossbesitzer an. Akzeptiert wird sie von der Adelsgesellschaft nicht, im Gegenteil, man macht ihr klar, dass sie nicht dazugehört. Leider hat sich der Hausherr unsterblich in sie verliebt und er wird ihre erste Liebe. Als sie erkennen muss, dass dies keine Zukunft haben kann, geht sie weg und fängt woanders neu an. Auch da bewährt sie sich in ihrem Beruf, baut eine Landschule für Mädchen auf. Als Mensch bleibt sie - trotz der vielen Schicksalschläge und Zurückweisungen - immer gleich, sie ist nicht verbittert, offen für die Menschen, mit denen sie dann lebt, teilt ihr Erbe, das sie ganz plötzlich zu einer guten Partie macht und heiratet schließlich standesgemäß den geliebten Schlossbesitzer. Diese ganze Geschichte dauert filmisch 4 Stunden, die einem die ganze Zeit kurzweilig vorkommen.
Mich fasziniert die Stärke diese fiktiven Frau, die sich bereits in Kindesalter zeigte und die ihr ermöglichte die Widrigkeiten zu überstehen. Es gab nie ein Jammern über ihre jeweilige Situation, sondern es wurde unermüdlich weitergemacht, der Weg weitergegangen, die sie eingeschlagen hatte. Durch ihre Art hat sie auch immer wieder Menschen gefunden, die sie emotional unterstützten. Die Arbeit hat ihr über vieles hinweggeholfen. Eigentlich all die Eigenschaften, die man heute als Resilienz bezeichnet, die helfen, dass man nicht aus der Bahn geworfen wird und das akzeptieren kann, was man vorfindet. Allerdings hatte sie auch genaue Vorstellungen, was sie möchte und was sie kann, das hilft ebenfalls über Durststrecken, die in jedem Leben auftauchen, hinweg zu kommen. Es relativiert widrige Umstände, da man auf einen besseren Zustand hinarbeitet.
Zusätzlich halte ich Ausgeglichenheit für eine wichtige Eigenschaft, die einen besser durch's Leben kommen lässt. Man bekommt weniger Stress mit anderen, fühlt sich selbst wohler und kann andere mitziehen um aus der miesen Laune rauszukommen oder ihnen einen stabilen Halt geben.
Man sieht Resilienz unser heutiges Modewort, ist nicht erst in unserem Jahrhundert erfunden worden, das gab's schon immer.
Selbst Orson Welles hat bei Jane Eyre mitgespielt |
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