Der Abend ist gerettet - Martin Luther und Katharina von Bora

Vorabend von Ostersonntag, im Fernsehen ein Spielfilm über Katharina Luther... ich bin halt doch evangelisch...

Mit Martin Luther bin ich aufgewachsen. Ich komme zwar nicht aus einem gläubigen Haus, noch dazu aus einer mischgläubigen Familie, aber Luther hat mich schon immer fasziniert.

In meinem Elternhaus hat Religion nie eine Rolle gespielt. Aber ich bin im pietistischen Böblingen groß geworden, meine Spielkameraden aus unserem Haus gingen in die Kirche und für mich war es eine Freizeitbeschäftigung. Weil keiner in der Familie Zeit für mich hatte, ging ich halt mit in die Kinderkirche, war im Kinderchor und später in der Jungschar. Wir lasen Bibelgeschichten und ich war die Zweiflerin in der gläubigen Kindergruppe. Keiner hat mich ausgestoßen, man hat mich irgendwie unter all den Heiligen gebraucht. Ich bekam Bücher geschenkt, z.B. über die erste Ärztin Dorothea von Erxleben, die mich wirklich sehr beeindruckt hat. Und vor allem haben wir immer über Martin Luther gesprochen, er war ein extrem wichtiger Mann für die evangelische Kirche. Jahrelang war für mich der 31. Oktober der wichtigste Tag im evangelischen Leben. Das war der Tag an dem die Thesen angeschlagen wurden, der Beginn dieser Glaubensrichtung, des Abwendens vom Pabst und vom verlotterten Glauben. Halloween das kannten wir damals nicht. 

Was gefiel mir an Luther? Er war mutig, er war unkonventionell, er wollte was durchsetzen. Er konnte Menschen überzeugen und mitziehen. Er ist zu seiner Überzeugung gestanden, auch wenn es sehr unbequem war. Dann hat er einen großen intellektuellen Hof geführt und er hatte eine ebenbürtige Gefährtin, die er auch entsprechend geachtet hat. Das hat mich fasziniert. Ich mag willensstarke Menschen, die oft nicht einfach sind. Luther war ein schwieriger Mensch, aber doch noch umgänglich genug, dass er nicht hingerichtet wurde für seine Sichtweisen. 

Katharina von Bora eine starke und ebenfalls eigenwillige Frau, die konsequent ihren Weg verfolgt hat und diesen sperrigen Mann im Leben geerdet hat. In den Kirche hatten wir nie etwas von ihr gehört, erst im Studium, im Rahmen der Frauenbewegung, hat die Beschäftigung mit ihr begonnen. Sie war eine der Frauen, die ich sehr bewundert habe, für ihren selbstbestimmten Weg. Wie schade, dass sie nur durch Luther ihre eigenständige und gleichberechtigte Lebensweise leben konnte. Als er starb verlor sie als Witwe all ihre Selbständigkeit sowie ihre Kinder, auch wenn ihr Mann es gern anders gehabt hätte, bzw. verfügt hat. So weit war leider die Gesellschaft damals noch nicht. Trotz allem hat sie ein langes und erfülltes  Leben an der Seite eines interessanten und sie akzeptierenden Mannes geführt. 

Musiszieren im Hause Luther 
Das ist für mich das was in einem Leben zählt, auch wenn das Ende traurig war und Martin Luther es für sie und seine Kinder nicht so gewollt hatte. Schließlich  bleibt noch, dass die Familie Luther für Jahrhunderte das Vorbild einer evangelischen Pfarrersfamilie und damit für alle Familien in den evangelischen Landstrichen war.  Der Gesang ist in die Kirche gekommen, wieviele Lieder, die wir im Gottesdienst gesungen hatten stammen von ihm und es sind Lieder dabei, die mir sehr viel bedeuten, wie "Herr wir stehen Hand in Hand".

Ich bin kein gläubiger Mensch, Kirche bedeutet mir im Grunde wenig, aber der Mensch Martin Luther bedeutet mir doch sehr viel sowie seine Frau Katharina....


Das Ehepaar Luther in der Sammlung Würth - Schwäbisch Hall





https://www.dokumentarfilm.com/martin-luther-und-katharina-von-bora/




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