Standing Ovations - der Abschied von unserem langjährigen Chorleiter
Heute war also der Tag, und es wurde ein sehr schöner Tag...
Es war immer eine Freude, zu ihm in die Chorprobe zu kommen. Seit 2015 bin ich aktiv in diesem Chor und habe ihn in dieser ganzen Zeit nie mißgelaunt oder verletzend erlebt. Im Gegenteil es war unterhaltsam, weil er mit Begeisterung kam und er hatte einen weiten Anfahrtsweg hinter sich (er kam aus der Umgebung von Stuttgart). Es gab immer etwas was er kommentieren und amüsant uns mitteilen musste, sei es dass die aktuelle Politik, der Fußball oder die Kultur aufs Korn genommen wurden. Es wurde herzhaft gelacht und danach entspannt gesungen. Wenn er mit uns ein Stück erarbeitete, hat er nie uns gerügt, sondern uns immer erklärt, was wir uns vorstellen müssten.
Das ging dann z.B. beim Verdi so : "ihr singt das viel zu gemütlich, ihr fühlt euch zu wohl in der Hölle, nach dem Motto wenn's nichts besseres gibt dann bleibet mir halt...." Stellt Euch vor ihr wollt raus... den Höllenqualen entrinnen... das müsst ihr singen.
Maestro Walddörfer |
Oft bin ich in die Chorprobe gehetzt, weil meine Veranstaltungen nicht rechtzeitig beendet wurden, war müde, hätte nichts dagegen gehabt dann heimzugehen. Man kam an, es wurde noch 2 Stunden intensiv geprobt und man ging beschwingt und fröhlich nach Hause. Diese 2 Stunden kamen einem so gut wie nie lang vor, es machte auch nichts aus, dass wir keine Pause hatten. Er schaffte es einfach uns alle mitzureißen, uns fröhlich und damit offen und aufnahmebereit zu machen. Wir wurden für falsche Töne nicht gerügt, das Chaos, das am Anfang von neuen Stücken herrschte, hat sich vor der Aufführung in ein geordnetes wohlklingendes Stück verwandelt. Die die sechzehntel Noten und "hohen" Töne schafften dann auch wir nicht ausgebildeten Soprane.
Der Anfang vom Höhepunkt war immer wenn der Korrepetitor kam, dann wurde der weiße Taktstock ausgepackt und es wurde intoniert, d.h. das Stück mit Seele versehen um den Zuhörer reinzuziehen. Am beeindruckendsten ist danach die Generalprobe, bei der der Chor mit dem Orchester und den Solisten zusammentrifft. Man ist geplättet von den Solisten, erstaunt, wie toll das Stück mit Orchesterbegleitung klingt und selbst als Sänger tief ergriffen. Oft ist noch Chaos, Einsätze glücken nicht usw. aber all das hat unseren Dirigenten nie aus der Bahn geworfen. Geduldig wurden die schwierigen Passagen wiederholt, bis sie besser klangen. Er hat uns Mut gemacht und darauf vertraut, dass es am Aufführungstag klappt. Meist haben wir es dann auch im Konzert gut hinbekommen.
Generalprobe |
Wenn er dann das Konzert dirigiert hat, hat er es uns leicht gemacht die Emotionen zu singen, wir brauchten nur sein Gesicht verfolgen und wussten genau was wir jetzt rüberbringen mussten.
Man hört es war eine Freude, bei diesem Dirigenten zu singen und wir waren ein großer (Laien-) Konzertchor. Corona hat uns ein wenig schrumpfen lassen, aber wir können immer noch große Werke wie z.B. das Verdi Requiem aufführen.
Jetzt ist nicht nur Corona Alltag geworden, auch wir werden mit einem neuen Chorleiter starten, der erst noch gefunden werden muss.
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