Schon spannend manche Radiosendungen bleiben Zeitlos

Ich höre gerade meine Podcasts von hr2 der Tag, die ich 2006 - 2010 heruntergeladen hatte und bin geplättet, wie aktuell die noch sind. Manchmal hat man das Gefühl, dieses Feature ist gerade erst erstellt worden.

Was mich erstaunt, wie sehr schon damals vor der Klimakatastrophe gewarnt wird. Die Folgen und Konsequenzen, die unser munter verbrauchendes Verhalten haben, alles wurde da schon dargestellt. Es wurden die Dürren vorausgesagt, die notwendige Änderung unseres Mobilitätsverhalten gefordert, darüber gejammert, dass die Armen immer ärmer werden, dass die Gesellschaft überschuldet sein wird, Bildung von der Gesellschaftsschicht abhängt aus der man kommt. Es gibt kluge Tipps, Vorschläge was man anders machen sollte sowie Voraussagen, die dann doch nicht so eingetreten sind, wie befürchtet. 

Was fast lustig ist, sind die Sendungen über Affären von Politikern, die Wahlen, so wird noch über George Bush geredet, man fiebert ob Obama die Wahl gelingen wird. Es geht um deutsche Politiker, von denen einige schon lange nicht mehr leben, wie Guido Westerwelle oder Jürgen Möllemann. Es war belustigend zu hören, was man von den jeweiligen Politikern erwartete und zu wissen, was tatsächlich eintrat. Die Finanzkrise wurde rauf und runter analysiert und jetzt denkt man, was war denn da. Ach ja die hat es gegeben, aber das Leben ging weiter und wir haben zu der Zeit, wie üblich um unsere Aufträge gekämpft und sind trotz Finanzkrise über die Runden gekommen.

Es ist schon interessant zu sehen, dass 10 Jahre einfach nichts sind, dass wir uns richtig schwer tun uns zu verändern, wir lieben es zu verharren. Und nach Einschnitten, wie wir sie jetzt durch Corona und durch den Urkraine-Krieg haben, möchten wir möglichst schnell wieder auf den ursprünglichen Zustand zurückkommen. Wenn ich mir die Straßen ansehe, sie sind nach wie vor übervoll, selbst hohe Spritpreise werden daran nichts ändern. Ich fahre erst gegen 11 Uhr in die Arbeit, aber selbst zu dieser Uhrzeit herrscht Stau für LKWs am Weinsberger Kreuz. Man hat einen Veränderungsversuch gestartet und die Leute zu alternativer Mobilität mit dem 9 € locken wollen. Nach 3 Monaten wird es jetzt wieder eingestellt, sowie der Nutzen des Tickets schlecht geredet. Man kehrt zu dem Tarifdschungel, der verschiedenen Öffis zurück. Man droht dann gleich noch, dass die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr steigen werden. Wie will man da die Menschen von der Straße weg auf die Schiene locken. 

Man muss an Nitsche denken mit seiner Wiederkehr des ewig gleichen. Wir kommen nicht von der Stelle, Veränderungen sind immer minimal und dauern lang. Vor allem sind sie nicht kognitiv steuerbar, das geht nur über Emotionen. Man könnte meinen dass uns jetzt die Dürre, die spürbar wärmeren Sommer genug Emotionen beschafft haben, aber nein das Beharrungsvermögen ist mächtiger. Allerdings so richtig überzeugende Alternativen haben wir momentan leider auch nicht. Der kommende Winter wird zeigen, um welche Veränderungen wir nicht herumkommen, in Bezug auf das Heizen und in Bezug auf unsere Mobilität. 

Wenn man die Stimmung der Mitmenschen ansieht, die hat sich schon leicht verschoben. Wir leben alle verzweifelt Normalität, aber heimlich ist alles mögliche verschwunden. Die Innenstädte haben etliche Ladenleerstände, die Discounter und sonstigen Lebensmittelsupermärkte fahren ihre Öffnungszeiten zurück. Angeblich wegen Personalmangel, aber sicher auch wegen dem verändertem Einkaufsverhalten von uns Konsumenten. Manchmal kommt es mir vor als ob wir vor die Globalisierung zurückkehren. Und in den letzten Jahren als selbstverständlich angenommenen Konsummöglichkeiten schleichend abbauen. Vielleicht ein Segen, denn soviel brauchen wir dann doch nicht. Die Müllhalden sind schon voll genug. Ich möchte lieber nicht in die Kristallkugel sehen, die Gefahr besteht, dass das Leben immer trister wird.


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