Was passiert gerade mit unserer Sprache?

Es ist schon für ältere Menschen befremdlich was bei uns alles nicht mehr gesagt werden darf. 

Da höre ich eine Radiosendung in der man von unsäglichen "N"- Wörtern redet. Da wird ein Buch angegriffen, weil darin von Negern geredet wird. Man erwähnt noch, dass es in den 50iger Jahren geschrieben wurde, als allgemein schwarze Menschen als Neger bezeichnet wurden. Für mich war das was schönes ich hatte ein Negerpüppchen und Pippi Langstrumpfs Papa war Negerkönig, es gab Mohrenköpfe von allen Kinder heiß geliebt und den Sarrotti Mohr. Keiner von uns hat da an Diskriminierung, Unterdrückung und Ausbeutung gedacht. Für uns war der Begriff mit etwas schönem, angenehmen verbunden. Schwarze Menschen gab es in meiner Kindheit wenige und wenn dann waren es GIs von der nahen amerikanischen Kaserne. Ich stehe mit Unverständnis dieser radikalen Verteufelung der Bezeichnung Neger gegenüber und glaube nicht, dass ein schwarzer Mensch jetzt plötzlich besser behandelt wird, bloß weil er nicht mehr als Neger bezeichnet wird. Ich war vor ca. 5 Jahren mit einem Mann in der Stuttgarter Oper, als wir aus der Oper kamen und zum Bahnhof gingen, schimpfte er darüber, dass immer mehr Schwarze hier in Deutschland seien, mir wär das noch nicht mal aufgefallen, dass uns tatsächlich viele dunkelhäutige Menschen entgegenkamen. Bei ihm ändert der neue Begriff in der Gesinnung absolut nichts.

Was mich jetzt veranlasst hat diesen Beitrag zu schreiben, ist dass wir inzwischen aufpassen müssen welches Liedgut wir singen, damit wir keine Probleme bekommen. Ich singe in einer Kantorei, die jährlich eine Sommerserenade singt. Dieses Jahr planen wir Lieder von Robert Schumann zu singen, u.a. ein Zigeunerlied. Leider ist Zigeuner auch einer dieser Begriffe, die nicht mehr ausgesprochen werden dürfen. Also muss unser Kantor anfragen bei der Vertretung der Sinti und Roma, ob wir dieses (sehr schöne) Lied überhaupt singen dürfen. Irgendwie bin ich zu alt, um dafür Verständnis aufzubringen. Wie viele Lieder gab es über Zigeuner, man hat darin meist das freie Leben der Zigeuner besungen, um das man sie beneidet hat. Auch wenn es tatsächlich viele Vorurteile auch gegen Zigeuner gab, weil deren Leben wirklich sehr anders ist als unseres. Meine Chefin in Frankreich hat als Urbanistin dazu Untersuchungen gemacht, dort haben Zigeuner in den großen Wohnblöcken völlig anders gelebt. Die Wohnungen wurden gemeinsam benutzt, es gab ein munteres hin und her zwischen den einzelnen Wohnungen, so abgeschlossen, wie man bei uns in den Wohnblöcken lebt war das bei ihnen nicht. Ich weiß das noch, weil mich das damals, vor ca. 45 Jahren, schwer beeindruckt hat. Meine Chefin erzählte, dass diese andere Nutzung viele Problemen mit sich brachte, wenn noch normale Franzosen mit in dem Block wohnten.

Ich frage mich wirklich, was diese ich nenne sie mal Wort Diktatur bringen soll? 

Werden wir tatsächlich sensibler für Ausgrenzungen und Unrecht, behandeln wir dadurch die betroffenen Menschen anders? Was wir denken wird dann halt nicht mehr offen ausgesprochen, das geht dann nur noch in gleichgesinnten Zirkeln und da werden die Begriffe nach wie vor verwendet und durchaus auch abwertend gedacht. Wenn wir in die USA schauen, wo schwarze Menschen noch mit ihrem Leben bezahlen müssen, bringt es da was einfach nur bestimmte Worte zu verbieten? Muss da nicht viel mehr verändert werden, Toleranz und Akzeptanz vermittelt werden. Aber nicht nur bestimmten Personengruppen gegenüber sondern allen Menschen gegenüber, egal welcher Hautfarbe, Religion oder Lebensform gegenüber. Eine sehr schwere Aufgabe, die mit Verboten nicht unbedingt erreicht wird.

Was für mich auch der Hammer war, das war das Auftrittsverbot der Tanzdamen auf der BuGa in Mannheim. Da proben die Damen eine Reise durch die Welt und ziehen entsprechende Kleidung an. Wird abgesagt, weil sie sich eine fremde Kultur so aneignen. Aber in die entferntesten Länder dürfen wir reisen und die Einheimischen bestaunen, die selbst wahrscheinlich schon lange nicht mehr so rumlaufen, weil die auch so wie wir sein wollen. Echt schwierig und kompliziert unsere schöne neue Welt. Auch dazu habe ich noch eine kleine Anekdote, als ich Studentin war, waren Kleider aus dem Nordindischen-Nepalesischen Bereich sehr beliebt, sie hatten ein enges meist besticktes Oberteil und dann weit fallende Rockteile. Ich hatte natürlich auch so eines und trug es mit Stolz, eines Tages kam mir ein asiatischer Tourist entgegen und fragte mich, wo man denn diese Kleider kaufen könne, das müsse doch die einheimische Tracht sein. Ich war geplättet, denn wenn wir je etwas als Deutsche Tracht bezeichnen würden, dann die Schwarzwälder Tracht oder Dirndl, aber wer trägt das schon im Alltag? Meine Chinesin, die zeitweise bei mir wohnte, war darauf aus ein Dirndl zu kaufen, sie wollte zum Oktoberfest korrekt gekleidet gehen. Könnte man da auch sagen, das ist kulturelle Aneignung. Ich finde es nett und warum soll sie es nicht anziehen.

Der wurde den Gästen von der Bedienung im mexikanischen Restaurant in Porto ausgegeben, wer weiß wie viele Menschen den schon getragen haben und welches Getier sich da eingenistet hat


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