Liebeskummer - gibt es das heute noch?

Heute habe ich einen interessanten Film über Singles um die 30 herum gesehen.
7 Tage unter Singles  hiess er und kann in Youtube unter dem Link angesehen werden.

Mich hat das schwer beeindruckt. Eine junge Frau, die eine längere Beziehung hinter sich hat, den Mann fürs Leben sucht und sich mit Hilfe einer Singledatingapp den passenden Partner suchen möchte. Sie will all die Kennenlernpräliminarien umgehen, am liebsten gleich von Anfang an einen ernsthaft interessierten Mann kennenlernen. Dazu datet sie innerhalb einer Woche alle möglichen Männer. Sie geht jeweils mit der Erwartung ran, dass sie den Einen rausfiltern muss. Die jungen Männer sehen das nicht so ernsthaft, für sie muss Spielraum bleiben. Die wollen sich nicht so recht festlegen. Da kommt schnell die Frage was denn eine längere Beziehung sei...

Nach den 7 Tagen hatte sie den Partner dann doch noch nicht gefunden...

Für mich war es spannend mit welcher Erwartung, welcher Distanz zugleich an die Partnersuche ran gegangen wird. Man wählt aus einem Überangebot aus und erwartet für meine Begriffe schon von Anfang an zu viel. Festlegen scheint auch schwer zu fallen. Könnte ja noch was besseres kommen.

Wie war das bei uns? Nun leicht war es auch nicht, den passenden Partner zu finden. Da gab es Menschen, die waren einfach "in" durch ihr Aussehen, durch ihre Art sich zu geben, an die kam man sowieso nicht ran, bzw. von denen wurde man sowieso nicht bemerkt. Man hatte sein Umfeld und in dem verliebte man sich und war manchmal auch nur kurzzeitig aneinander gebunden. Man probierte aus, versuchte seine Attraktivität beim anderen Geschlecht auszuloten. Wenn dann diese Beziehungen in die Brüche gingen, hatte man Liebeskummer. Ich weiß noch, dass ich einmal 3 Tage total unglücklich im Bett verbrachte, mich von einer Freundin immer wieder trösten lies, weil der von mir so geliebte Mensch, mich eben nur als Zwischenstation sah. Ein anderes Mal irrte ich durch das November-Berlin und pflegte meinen Liebeskummer, weil der coole Typ eben doch lieber seiner Verflossenen nachtrauerte. Trotzdem versuchten wir unser Glück immer wieder aufs neue, natürlich hofften wir auch dass der passende "Prinz" mal auftauchen würde. Aber wir erwarteten nach dem Kennenlernen nicht sofort ein Festlegen des Anderen. Wir mussten ja erst mal feststellen, ob der andere wirklich so toll ist wie wir ihn uns vorstellten. Kennenlernen braucht einfach Zeit. Zeit, die man auch ohne große Erwartungen aneinander, miteinander verbringen sollte.

Ich hatte irgendwie den Eindruck, durch diese Datingapps haben die Menschen nicht mehr diese unverbindliche Zeit. Da ist alles schon so aufgeladen, dass für mich irgendwie der spielerische Umgang miteinander verloren gegangen ist. Es interessiert entweder nur Sex oder der ultimative Partner - außerdem wird viel zu viel über Partnerschaft geredet, anstatt einfach Zeit miteinander zu verbringen, ohne größere Ansprüche. Für mich wirkte das auch so, als ob Liebeskummer, der halt vorkommt wenn man den "Falschen" erhört hat, garnicht mehr entstehen kann. Soweit lässt man sich garnicht gehen.

Liebeskummer war aber auch schön... man konnte ein Weilchen leiden, wurde bedauert und stürzte sich dann in die nächste Liebelei...

....Übrigens geheiratet habe ich dann einen Mann, den ich am Anfang unmöglich fand, den hätte ich aus keiner Datingapp herausgesucht.

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