In vielen Haushalten schimmert spätestens ab dem frühen Abend der Fernseher. Zu unserer Freizeitgestaltung scheint unbedingt der Fernseher dazu zu gehören. Auch heute noch in Zeiten des Internets. Meine Kinder sehen halt Filme im Netz, das hat aber dieselbe Funktion wie bei Älteren: Bevor man sich einsam fühlt, macht man lieder den Fernseher an und schon hat man Gesellschaft.
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Herzblut |
Je individueller wir werden, um so mehr brauchen wir sowas wie den Fernseher um uns nicht allein zu fühlen, ist das nicht paradox. Als ich Kind da gab es nur in ganz wenigen Familien einen Fernseher. Man hörte Radio oder saß miteinander im Wohnzimmer, man hat nicht unbedingt miteinander geredet, aber man teilte sich den Raum. Dann kam der Fernseher und man saß gemeinsam vor der Fernseher, teilte die Filme, stritt sich darum welches Programm angesehen werden darf. Ich weiß noch mein Bruder durfte immer Sportschau sehen, die zur selben Zeit wie Daktari lief. Ich war klein, hatte das Nachsehen und musste auf diese Tiersendung verzichten. Man redete nicht unbedingt über die Filme und sonstigen Sendungen, man hat sie halt gemeinsam angesehen. Wenn man aber keinen Fernseher hatte war man ausgschlossen, denn die Vorabendfilme wurden unter uns Kindern immer intensiv nachbesprochen, wehe man konnte nicht mitreden.
Bei meinen Kindern war es dann schon so, dass jeder seinen Fernseher hatte und jeder sein Programm geschaut hat, denn jeder hatte andere Programmvorlieben, also wurde nicht mehr gemeinsaam ferngesehen. Die Kinder sahen ihre Tier- und Kinderprogrammsendungen, mein Mann sah am liebsten Politik und Thriller und ich Kultursendungen und Liebesfilme. Das war alles nicht kompatibel, so saß jeder individuell vor seinem Fernseher. Wir saßen verteilt in der Wohnung, nur zu wenige Filmen trafen wir uns im Wohnzimmer um sie gemeinsam zu genießen.
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der neue Kluftinger |
Jetzt bin ich allein und was mache ich wenn ich heimkomme? Damit ein wenig Leben in der Bude ist, wird der Fernseher angemacht. Es reicht irgendwie nicht, nur das Radio nebenher laufen zu lassen, da hört man zwar Stimmen aber man sieht die Menschen nicht. Wohler fühlt man sich in dieser imaginären Menschengruppe, die aus dem Fernseher kommt. Ist das nicht seltsam, ich die früher ständig Radio gehört hat, bin zu einer Fernseherin geworden. Alles nur wegen der Illusion der Gesellschaft. Was wären wir nur ohne unsere treuen Begleiter, die uns in Traumwelten entführen, an den Katastrophen erschauern lassen, Spannung, Neugier und einfach nur Entspannung bieten. Wir würden uns schwer umschauen, wenn wir diesen Kameraden nicht mehr hätten...
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