Leben - Was habe ich denn die ganze Zeit gemacht?
In letzter Zeit war ich häufig auf Feiern oder Treffen bei denen es sehr unterhaltsame Sketche gab und bei denen in den Pausen meist Smalltalk gemacht wird. Da wir alle älter sind, redet man natürlich über die Vergangenheit. Und in dem Milieu, in dem ich mich bewege ist diese Vergangenheit mit vielen Reisen gefüllt. So tauscht man sich aus über Orte an denen man schon war, kennt sich aus an diesen Orten und war eigentlich schon fast überall in der Welt. MAN war überall aber NICHT Carla...
Wie man sieht bin auch ich nicht nur zu Hause geblieben. Weshalb empfinde ich diese Fahrten nicht als Urlaub? Wir haben uns nie Dinge angesehen, die man gesehen haben muss, z.B. war ich während der 4 Wochen Florenz kein einziges Mal in einem Museum oder sonstigen touristischen Attraktion. Ich bin halt in die Schule gegangen und abends an die Plätze, wo sich die jungen Einheimischen trafen. An Sehenswürdigkeiten habe ich so gut wie nichts gesehen. Meist war ich an einem Ort und lebte dort mein Leben, so wie ich es zu Hause lebte, weiter. Wir machten Ausflüge, aber das wichtigste war Zeit mit unseren Freunden zu verbringen und mit ihnen etwas zu machen: zusammen sein, Essen, diskutieren und viel durch die Stadt laufen, die Seitenstraßen erkunden. Unter den Einheimischen sich bewegen, oder als Künstlergruppe den Süden erfassen. Für mich war es immer eine wunderschöne Zeit, unsere Kinder haben die Art weg zu sein geliebt, weil immer was los war. Wir spannende Sachen entdeckt haben, die in keinem Reiseführer stehen. Auf den Zeltplätzen hatten wir / sie maximale Freiheit und die Natur konnten wir unmittelbar erleben.
Ich kann dann meist zu den Gesprächen nichts beitragen, sitze daneben und frage mich - Was habe ich nur in meinem Leben gemacht?
Mir fallen keine Reisen ein. Dabei hat meine Tochter behauptet, dass es nicht stimme, dass ich doch auch ganz schön herum gekommen sei. Hat sie recht? Tatsächlich war auch ich im Ausland, habe diese Aufenthalte aber nie als Reisen wahrgenommen.
Marseille |
Ich war in Oxford und Florenz bei einem längeren Sprachkurs. Ich war in Neapel in einem Archäologischen Camp, im Marema (bei Livorno) zum Malen. In Marseille habe ich gelebt, auf Kreta waren wir bei bekannten Griechen, in USA waren wir bei unserem Sohn und seinen Bekannten. In Schweden haben wir eine "Trauer"- Reise gemacht (mit einer Freundin deren Lebensgefährte gestorben war und wir wollten mit ihr an den Ort, an dem sie ein Ferienhaus hatten). Durch Süd-Dänemark bin ich mit Studienfreunden geradelt, mit Zelt usw.. In Polen sind wir in die Heimat meiner Mutter sowie die Heimat meines Mannes gefahren. In Tschechien habe ich gearbeitet, während mein Mann mit unserem Baby in Prag unterwegs war. In der Schweiz sind wir in einem Babatschi-Bergcamp gelandet (wir wollten zum Genfer See und unterwegs jemand besuchen). In Israel waren wir bei den ASF-Freiwilligen und hatten Luise besucht. Ansonsten waren wir nur zeltend unterwegs oder bei Freunden, die in Berlin wohnen.
Dänemark-Radler |
Nur was erzählt man von solchen "Reisen", die sind wie das Leben zu Hause, halt verlagert an einen anderen Ort. Touristische Orte haben wir meist nicht gesehen, die üblichen Museen nicht besucht. Da kommt man sich schon vor, wie jemand der nie weg war.
Ich hatte in meiner Jugend einen amerikanischen Freund, der mir attestierte, dass ich keine Touristin sei. Schon damals war es mir zuwider nur für ein Wochenende mal kurz mit dem Zug nach Lissabon zu fahren....
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