Üben - Lohnt sich das immer?

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seit einigen Jahren bin ich im Team der Neckarzocker. Wir beteiligen uns jedes Jahr an der Vorrunde der deutschen Brettspielemeisterschaft, die immer Ende Februar stattfindet.

Da wir ganz gerne zu den guten Teams gehören wollen, üben wir auch recht eifrig, basteln an unserer Strategie und spielen, beginnend ab November, die Turnierspiele sehr häufig. Die Meisterschaft besteht aus vier Spielen, mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad, die über einen ganzen Tag hinweg gespielt werden und für einige wenige Teams die Qualifizierung für die Deutsche Brettspielemeisterschaft sind. Wir landen immer so um den 10. bis 14. Platz bei ca. 25 Teams. Wir sind also gutes Mittelfeld. Vielleicht liegt es ja an mir...

Denn je mehr wir üben um so besser werden die anderen und um so schlechter werde ich. Schließlich erreiche ich dann meist nur noch den 4. Platz, meine Teammitglieder steigern sich und haben deutlich mehr Punkte als ich. Es ist als ob ich nie mitgeübt hätte. Die anderen merken sich offensichtlich besser die Strategien, feilen an diesen und fangen an zu brillieren, spätestens da nimmt meine Trainingslust immer mehr ab.
Seltsam, aber das ging mir glaube ich schon immer so. Meine Übungsfortschritte waren im Sport und in ähnlichen Dingen schon immer sehr bescheiden, im Gegensatz zu anderen denen es Erfolg brachte. Während meiner Schulzeit wollte im Sportunterricht kein Mitschüler, dass ich mit in ihr Team komme, denn dann war klar, dass sie verlieren würden. Ich habe Sport gehasst wie die Pest und konnte mich nur für Zirkeltraining einigermaßen begeistern, da konnte ich meinen Rhythmus machen und wurde keinem Leistungmessen und Preise erringen ausgesetzt.

Bis heute ist mir geblieben, dass wenn mein Team kritisiert wird, ich sofort denke es liegt an mir. Wie oft dachte ich im Chor, wenn unser Dirigent mit dem Sopran meckerte, dass ich gemeint bin. Das hörte erst auf als mir meine Kinder klar gemacht haben, dass ich mich zu wichtig nehmen würde, denn selbst wenn ich Fehler machen würde, könne der Dirigent aus der Masse nicht heraushören, wer den Fehler genau macht. Wir sollen öfters zu hause üben, ich vermeide es, da ich nie kontrollieren kann, ob der Ton richtig ist und ich mir nichts falsches einprägen möchte. Lieber gehe ich regelmäßig in die Chorprobe und übe so den richtigen Klang.

Ich gehöre zu den Menschen, die durch stures Wiederholen nichts erreichen. Als ich auf meine Prüfungen lernte, habe ich kein Buch zweimal durchgearbeitet, ich habe immer verschiedene Artikel zu einem Thema gelesen. Ich möchte die Erklärungen von verschiedenen Seiten her bekommen. Argumente und Fakten, die mir einleuchten merke ich mir sehr gut, kann sie auch ohne Übung wiedergeben. Dinge, die ich mantraartig wiederhole, scheinen in einem schwarzen Loch zu verschwinden. Gedichte kann ich so gut wie keine auswendig.

Außerdem gehöre ich zu den Vielspielern, damit ist gemeint, dass man überwiegend verschiedene Spiele spielt und nicht dass man ein einziges Spiel (z.B. Schach) ständig wiederholt. Mich faszinieren die jeweils anderen Spielemechanismen,  das andere Spielgefühl, das andere Spielethema. Schon als Kind meinte eine Nachbarin zu meiner Mutter, dass ich vom "selben" immer ganz viel benötige. Das wurde mir oft zum Vorwurf gemacht, keiner hat je gesehen, dass für mich die Dinge alle unterschiedlich sind, Variationen sind und es reizvoll ist die Unterschiede herauszufinden. Für mich war keines gleich, und wenn es gleich war, wurde es langweilig, ich habe die Aufmerksamkeit abgezogen und bin abgeflacht. Auf unser Spieletraining bezogen ich konzentriere mich nicht mehr auf spezielle Strategien, sondern spiele unüberlegt, mache Fehler, die sich in Spielen immer rächen. Kein Wunder dass ich dann ständig 4. Sieger bin. Jetzt werdet ihr fragen, warum ich dann überhaupt noch mitgehe auf die Meisterschaften. Es gibt auch dort so Dödel wie mich und so habe ich doch wieder Chancen, außerdem kommen wieder ganz neue Spielertaktiken (die von meinen Mitspielern, erkenne ich noch schlafend), die dann doch wieder neue Variationen bieten.

Turniertraining der Neckarzocker 
PS um mich aufzubauen, spiele ich oft allein die jeweiligen Spiele, da gewinne ich dann immer...(da ich selbstverständlich die Gewinnerfarbe bin.....)

PSS ich bin im Turnier zweitbeste vom Team geworden... man muss halt auch Glück haben...

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