Ein Mann für Mama - Raus aus dem Alleinsein?

Vor ein paar Tagen bin ich auf folgenden Podcast gestoßen:
ein-mann-fuer-mama---partnersuche-https://www.brigitte.de/familie/mitfuehlen/podcast--ein-mann-fuer-mama---partnersuche-2-0-10976688.html

Es ist wirklich ein interessanter und witziger Podcast, der sich mit der Schwierigkeit, im Alter einen gleichgesinnten Mann zu finden beschäftigt. Am Schluss suchen die beiden einfach nur einen interessanten Menschen.

Männer für Mama wurden ja schon immer gesucht vor allem, wenn der Vater die Familie verlassen hat und die Kinder sich wieder eine intakte Familie gewünscht haben. Also gibt es einige Filme und Bücher, die genau das zum Thema haben. Da werden dann auch schon mal Frauen für den Papa gesucht.

Nun geht es aber um Gesellschaft im Alter. Ich musste es selbst erleben, dass mein Lebenskonzept abrupt verändert wurde und ich mich mit 58 plötzlich als Alleinstehend wiedergefunden habe. Ich die ihr leben lang in Gesellschaft gelebt hat, lebt nun seit bald 2 Jahren allein. Für mich ist das schon eine große Herausforderung. Was macht mir im Alleinsein das Leben schwer?

Ich bin - wie Ihr am Blog erkennen könnt - ein sehr mitteilsamer Mensch. Wenn man in Gemeinschaft lebt, kommt man nach Hause und kann erzählen, was man erlebt hat. Jetzt komme ich nach Hause und es gibt keinen der mir mehr zuhört. Niemand kann ich die kleinen Erlebnisse erzählen, die mich innerlich bewegen und für meine Lebendigkeit sorgen, die aber nicht so weltbewegend sind, dass man darüber schreiben könnte. Z.B. wen interessiert es, wenn meine Augen besser geworden sind, ich freue mich darüber, aber das ist schon alles. Keine weltbewegende Geschichte.  Mein verstorbener Mann und ich haben in der Anfangszeit unserer Ehe arbeitsbedingt an verschiedenen Orten gelebt. Das war  kein alleinsein, da wir ständig miteinander telefonierten. Manchmal mehrmals am Abend, immer wenn uns gerade wieder was einfiel, was wir dem anderen erzählen wollten. Mit meinen Kindern geht das nicht. Sie leben ihre Partnerschaften, da stört man und sie möchten nicht ständig mit Mama telefonieren. Für Kinder ist man auch Mama und nicht einfach nur ein interessanter Mensch, mit dem man sich unterhalten möchte. Ich glaube meine kleinen Erlebnisse interessieren sie nicht wirklich. Sie sind mit sich beschäftigt. Ich bin deshalb dazu über gegangen, dass ich sie nur anrufe, wenn ich wirklich überwältigendes erlebt habe. Ich schreibe ihnen eher per Messenger über mein Erlebnis und die Gedanken, da ich sie so am wenigsten belästige. Texte von einem Messenger kann man wegdrücken, ignorieren, aber am Telefon, da muss man präsent sein. Also habe ich mir überlegt, vielleicht wäre es ein Trick meine kleinen Erlebnisse jemand zu erzählen, indem ich sie laut der Wand erzähle. Mein Sohn reagiert oft auch nicht, wenn ich ihm etwas erzähle, also könnte die Wand die gleiche Funktion einnehmen. Sie hört zu.

Was finde ich noch anstrengend am alleinsein? Ich habe vor bis 90 zu leben, vielleicht habe ich ja das Glück, gleichzeitig macht es mir Angst. Weil ich dann ja noch einige Jahre des Alleinseins vor mir habe. Mein momentanes Leben bedeutet, dass sich niemand mehr interessiert, ob ich ganz banal nach Hause komme, was ich mache, ob ich esse, ob ich die Wohnung sauber halte, ob ich erkältet bin, ob ich laufen kann oder nicht. Und was am allerschlimmsten ist, ob ich überhaupt Ansprache habe. Da ich viel auf facebook poste, reicht das meinen Kindern aus, sie fühlen sich über mein Leben informiert, ohne dass sie mit mir sprechen müssen. Mama lebt noch und macht was, alles i.O.

Ich beobachte, dass Menschen in meinem Zustand, sehr viel unterwegs sind. Wir suchen die Gemeinschaft, die es für uns zu Hause nicht mehr gibt. Das zu Hause ist nach wie vor unser Rückzugsort, an dem wir uns erholen, Kraft tanken, der uns aber auf uns allein zurückwirft. Wehe wenn man dann keine Interessen oder Hobbys hat, die man auch zu Hause ausüben kann. Dann überwältigt einen das Einsamkeitsgefühl. Ich denke, dass dies nicht nur für alte Menschen gilt, sondern auch für andersaltige Singels. Bei uns Alten kommt nur dazu, dass wir oft aus langen Beziehungen kommen und so immer wieder an unseren Verlust erinnert werden.

Ich kenne viele Menschen, suche mir meine Ansprache, mache im Grunde interessante Dinge und bin im Freundeskreis emotional gut aufgefangen. Nur möchte ich nicht den Rest meines Lebens alleinwohnend sein. Ich werde mir überlegen müssen, wie ich es schaffe, mein gefülltes Häuschen mit anderen Menschen zu teilen. Wahrscheinlich werden diese Menschen dann nur zeitweise bei mir sein, am liebsten wäre mir eine Freundschaft, die wie in der Anfangszeit meiner Ehe, Zugewandtheit und Interesse auch für die kleinen Dinge, bietet. Dazu muss ich nicht mit diesem Menschen zusammenwohnen. 

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