Wenn wieder Ruhe einkehrt
Meine Tochter macht zur Zeit ein duales Studium und wohnt während ihrer Praxisphasen bei mir. Eine anstrengende aber auch sehr schöne Zeit, wenn sie hier ist.
Wir hatten schon immer sehr viel Besuch. Immer war jemand da, wurde bewirtet und hat Zeit mit uns verbracht. Wir haben viel mit Freunden diskutiert, politisiert, halt genau so wie ich es aus dem Süden und aus diversen studentischen WGs kannte. Dazu braucht man nicht viel Geld. Bereits in Marseille, hatte ich einen Freundeskreis, in dem alle wenig Geld hatten, trotzdem war das gemeinsame Essen kochen und gemeinsam Essen gehen immer wichtig, da wurde geteilt, denn alle waren gleich arm. Meist haben wir danach Musik gemacht und bis in den Morgen geredet. Ausflüge haben wir selten gemacht, wir waren hauptsächlich in Marseille. Hier gab es alles was wir uns wünschten.
In meiner Ehe war es genauso, wir waren hauptsächlich zu Hause und bei uns waren eben auch immer Leute (= Freunde / Klienten / Kinder / Familie) auf Besuch. Wir feierten Feste, die komplett von uns gestaltet wurden. Bei den Kindern waren es immer Motto-Geburtstage, bei unseren Festen waren es eher Bewirtungen im Garten, da wir fast alle im Sommer Geburtstag haben.
Nachdem ich dann allein war, ging es genauso weiter. Ich hatte Untermieter, die Freunde meiner Tochter kamen sowie meine Spieler. Bewirtet habe ich nicht mehr ganz so viel, da ich selten genügend Essen für alle im Haus hatte. Wenn ich mit anderen gegessen habe, war es dann meist ein verabredetetes gemeinsames Kochen. Das funktionierte selbst noch als meine Tochter ausgezogen war. Feste habe ich aber nicht mehr so gemacht, es war mir allein zu viel.
Ich bin ein sehr aktiver Mensch, liebe die Geselligkeit und bin gerne unter Menschen, das bedeutet, dass ich momentan sehr viel in meiner näheren Umgebung unterwegs bin. Ich mag es aber auch zu Hause zu sein, das ist mein Ort wo ich Ruhe und Kraft für die vielen Unternehmungen tanke. Wenn meine Tochter da ist, tobt das Leben im Haus, wenn ich alleine bin, herrscht eher Ruhe und Stille. Mein Sohn kommt so gut wie nicht mehr, aber wenn er da ist, ist es auch eher ruhiger.
Nach solch turbulenten Zeiten, tut mir die Ruhe richtig gut. Aber es ist auch ein wenig unheimlich, diese Stille um einen herum. Alles ist wieder aufgeräumter, spontanes kommt auch, aber sehr viel weniger. Man kann wieder zu sich finden und hat Zeit für die eigenen Interessen. Das tut alles gut, aber ein wenig Wehmut ist doch da, weil dieses selbstverständliche Zusammensein wieder weg ist. Dieses es ist jemand zu Hause, der sich auf einen freut, sich über einen ärgert, halt alles was das familiäre Zusammenleben so bietet.
Ich bin trotzdem sehr gerne in meinem Häuschen. Mein Freund ist anders, er fährt sehr gerne weg, vor allem Bogenschießen, ist gern in der Natur. Mir scheint, dass er es liebt unterwegs zu sein. Das hat auch was, habe ich bisher noch nie so erlebt und ich möchte es gerne ausprobieren. So erlebt man wahrscheinlich nie die Wehmut, die entsteht nachdem ein Mensch, mit dem man zusammengelebt hat, weg ist und man mit der dadurch bedingten Stille fertig werden muss.
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