Erkältung - der Alltag wird entschleunigt

Es ist wieder Erkältungszeit und mich hat auch mal wieder eine erwischt. Ich habe ein gutes Frühwarnsystem woran ich erkennen kann, dass eine Erkältung im Anmarsch ist, meine Oberlippe spannt und einen Tag später habe ich Halsschmerzen, die Nebenhöhlen sind entzündet, die Nase läuft und der Kopf ist gefühlt um 3 km gewachsen. Normalerweise schleppe ich mich dann noch in die Arbeit, da man mir dieses Pflichtbewußtsein in der Kindheit beigebracht hat. Sehr zum Missfallen meiner Kollegen, denn jeder hat Angst angesteckt zu werden. Heute bin ich aber mal zu Hause geblieben, da ich morgen fit sein muss. Solche Tage sind geschenkte Tage.

Nun man ist zu schlapp um irgendwas zu machen, bleibt einfach im Bett liegen, lässt sich durch nichts drängen, schläft immer wieder ein und wenn man Glück hat, wird man noch umsorgt. Bei mir in der Kindheit bedeutete das, dass ich eine Butterbrezel und Micki Maus Bücher bekam. Alles Dinge, die es im normalen Alltag nicht gab. Nun wenn man älter wird und eine Frau ist, wird man weniger umsorgt, braucht man auch nicht mehr, denn man bekommt durch die Erkältung eine Auszeit geschenkt, die einfach wunderbar ist.

Es ist das Wissen, dass das es nur eine kurz begrenzte Zeit ist, in der man von allem befreit sich der Ruhe und Kontemplation hingeben kann.... hingeben könnte. Nicht so, wenn man ein Geschäftshandy hat und eigentlich Termine gehabt hätte, also kommt die Arbeit mit nach Hause. Aber das kann man auch abstellen und hat so wieder seine Ruhe.

In einer Zeit, in der man von einem Ereignis zum nächsten eilt, wir im Grunde an einem Überangebot zur Zerstreuung leiden, tut die gute alte Erkältung zum Erholen mal richtig gut. Man hat die Chance zu sich selbst zurück zu finden, das kann ich nur in Abgeschiedenheit und Befreiung von den täglichen Pflichten. Für mich sind es jedenfalls die Zeiten in denen ich mich am stärksten wahrnehme und zufrieden mit mir bin. Es sind Zeiten, die einen an die schönen Erlebnisse, die man hatte, denken und diese mit in die eigenen Erinnerungen einbauen lässt.

Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr ist für mich eine ähnliche Zeit, auch da ist alles verlangsamt, man hat Zeit sich mit dem vergangenen Jahr zu beschäftigen, dann entsteht auch immer mein Jahresbrief. Zu dieser Zeit ist es aber schön, wenn die Familie um einen herum ist, man nicht allein ist. Wenn man Erwachsene Kinder hat, die aus dem Haus sind, ist es oft die einzige Zeit im Jahr, wo man Zeit füreinander hat und alltägliche Verpflichtungen ruhen lässt. Wir uns alle der Muse hingeben. Ich erinnere mich daran, dass wir alle entspannt im Wohnzimmer saßen und Musik hörten, mal gemeinsam einen Film ansahen...



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