Mauerfall - mal aus der Westdeutschen Sichtweise
Durch meine Erkältung habe ich Zeit und so kann ich meine Erinnerungen / Gedanken fließen lassen...
Die Mauer hatte in meinem Leben immer eine besondere Bedeutung, auch wenn ich in Süddeutschland geboren wurde und aufgewachsen bin, war ich doch ein Gastarbeiterkind, von einem Vater, dessen Heimat direkt an der Mauer lag. Schwarzenbach/Saale, der Ort in dem ich als Kind meine Ferien verbrachte, wo ein Großteil unserer Familie lebte, liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur ehemaligen Mauer. Wir sind immer wieder bei Spaziergängen, wenn wir im Fichtelgebirge in den Wäldern unterwegs waren. auf die Mauer gestoßen oder blickten in gesperrtes Gebiet. Dort oben verlief nicht nur die Grenze zur DDR, es gab auch noch die Grenze zur Tschechei (wie mein Vater sie nannte). Es war ein Gebiet wo es oft nicht weiter ging, das aber vor der Teilung eng verbunden war. Das wußten wir aus Erzählungen meines Vaters, der z.B. in den 30iger Jahren nach Plauen arbeiten ging, wie viele andere aus dem Fichtelgebirge. (Bis in die 80iger Jahre hat man der Stadt Hof angesehen, dass sie von ihrer eigentlichen Verbindung nach dem Vogtland/Thüringen abgeschnitten war.) Karlsbad war um die Ecke, wenn man von Selb aus fuhr. Sprich für mich existierten die in unmittelbarer Umgebung der Mauer liegenden Orte, allerdings nur im Erzählungsformat und dieses endete so ungefähr mit dem Mauerbau.
Außerdem war ich eine der Süddeutschen, die begeistert nach Berlin fuhr und sich dort im studentischen / alternativen Milieu aufhielt. Nach Berlin fahren war immer von Abenteuer begleitet, zuerst diese fast demütigenden Pass- und Autokontrollen an den Grenzübergängen, dann die Fahrt auf den zum Teil komplett vernachlässigten Autobahnen, bei denen man wegen des Zustandes tatsächlich nur max. 50 fahren konnte. Außerdem musste man immer damit rechnen, dass einen Vopos (Volkspolizisten) wegen Geschwindigkeitsüberschreitung anhielten und wirklich kräftig Westmark abkassierten. Die Autobahn mal kurz verlassen um z.B. eine Besichtigung von Leipzig oder anderen Städten zu machen, war verboten, dazu brauchte man einen Einreisegenehmigung. Wir wollten das auch gar nicht, schließlich war unser Ziel Berlin (Kreuzberg, Wedding, Neukölln, Schöneberg). Aber selbst in Berlin war am Hallschen Tor, am Mariannenplatz, am Schlesischen Tor, eine Mauer über die man zwar blicken konnte, die aber nur an den entsprechenden Übergangspunkten mit Zwangsumtausch zu passieren war. Das wollte ich gar nicht, denn so spannend war es im Osten für mich nicht. Der Osten war ein leerer Fleck, zu dem wir nur bedingt durch unsere Tante in der Nähe von Bautzen Kontakt hatten. Dieser Kontakt bestand aus hin- und hergehenden Weihnachtspäckchen und einem Besuch 1977. Die Tante durfte, da sie keine Rentnerin war, sowieso nicht in den Westen fahren.
Mein Vater (Jahrgang 1907) hatte die Teilung Deutschlands erlebt und erzählte, dass die Oberfranken zuerst befürchtet hatten zur russischen Zone zugeschlagen zu werden, als es hieß dass nach den alten Ländergrenzen aufgeteilt wird. Das Fichtelgebirge war wohl zu früheren Zeiten an Thüringen angeschlossen. Dann wurde es bayrisch und so zu einem Grenzgebiet, das in Mauerzeiten quasi Endstation, z.T. verlassenes Gebiet wurde. Mein Vater war aber immer überzeugt, dass die Mauer wieder fallen würde, er hielt es mit Cato und wiederholte seine Überzeugung auch ständig:
DIE MAUER WIRD WIEDER FALLEN.
und tatsächlich am 9.Nov. 1989 war es soweit. Wir hatten schon den ganzen Sommer die Zustände in der Budapester Botschaft der BRD verfolgt, massenweise wollten DDR Bürger über die ungarische Botschaft in den Westen. Allen waren noch die Erlebnisse des Prager Frühlings in Erinnerung, als 1968 die russischen Panzer dem Ganzen ein Ende machten und man Angst vor einem weiteren Krieg hatte. Irgendwie rechnete man auch damit, dass die Russen wieder dieser massenweisen Ausreise ein Ende machen würden. Es brodelte und mein Vater wiederholte sein Sprüchlein, die MAUER WIRD FALLEN.
Leider weiß ich nicht mehr ganz genau, was ich an diesem Abend machte, wir waren gerade an den Bodensee gezogen und bekamen in der Nacht über das Fernsehen mit, dass Tausende sich in Berlin zu den Grenzübergängen aufgemacht hatten und diese passieren durften, dass eine Euphorie durch Berlin schwappte, denn das undenkbare war passiert, DIE MAUER WAR DURCHLÄSSIG.
Es sollte noch bis Ostern 1990 dauern, bis wir dann zu einem Kurzausflug "rüber" fahren konnten. Ostern verbrachte ich immer bei meinem Vater in Schwarzenbach, also machten wir uns auf und fuhren bei Ölsnitz in den Osten. Das Ziel war Plauen, denn ich wollte endlich die Stadt sehen von der mein Vater so viel erzählt hatte, aus der eine meiner Tanten kam. Man durfte endlich nur mit dem Personalausweis bestückt rüber fahren. Aber welch ein Entsetzen über den Zustand der Straßen und der Innenstädte. Als wir in Zwickau, abschließend noch was Essen gehen wollten, waren wir entsetzt über die rüde Behandlung durch die Bedienungen. Uns wurde recht schnell klar, da trifft man auf eine völlig andere Mentalität, die in ihren jeweiligen Zonen (Ostzone / BRD) lebenden Menschen hatten andere Umgangsformen und Selbstverständlichkeiten entwickelt.
Erst ab 1998 haben wir angefangen unseren Urlaub in Mitteldeutschland (Naumburg) zu verbringen, davor haben wir nach wie vor die neuen Bundesländer, auf der Fahrt nach Berlin, nur durchquert.
Die Mauer hatte in meinem Leben immer eine besondere Bedeutung, auch wenn ich in Süddeutschland geboren wurde und aufgewachsen bin, war ich doch ein Gastarbeiterkind, von einem Vater, dessen Heimat direkt an der Mauer lag. Schwarzenbach/Saale, der Ort in dem ich als Kind meine Ferien verbrachte, wo ein Großteil unserer Familie lebte, liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur ehemaligen Mauer. Wir sind immer wieder bei Spaziergängen, wenn wir im Fichtelgebirge in den Wäldern unterwegs waren. auf die Mauer gestoßen oder blickten in gesperrtes Gebiet. Dort oben verlief nicht nur die Grenze zur DDR, es gab auch noch die Grenze zur Tschechei (wie mein Vater sie nannte). Es war ein Gebiet wo es oft nicht weiter ging, das aber vor der Teilung eng verbunden war. Das wußten wir aus Erzählungen meines Vaters, der z.B. in den 30iger Jahren nach Plauen arbeiten ging, wie viele andere aus dem Fichtelgebirge. (Bis in die 80iger Jahre hat man der Stadt Hof angesehen, dass sie von ihrer eigentlichen Verbindung nach dem Vogtland/Thüringen abgeschnitten war.) Karlsbad war um die Ecke, wenn man von Selb aus fuhr. Sprich für mich existierten die in unmittelbarer Umgebung der Mauer liegenden Orte, allerdings nur im Erzählungsformat und dieses endete so ungefähr mit dem Mauerbau.
Außerdem war ich eine der Süddeutschen, die begeistert nach Berlin fuhr und sich dort im studentischen / alternativen Milieu aufhielt. Nach Berlin fahren war immer von Abenteuer begleitet, zuerst diese fast demütigenden Pass- und Autokontrollen an den Grenzübergängen, dann die Fahrt auf den zum Teil komplett vernachlässigten Autobahnen, bei denen man wegen des Zustandes tatsächlich nur max. 50 fahren konnte. Außerdem musste man immer damit rechnen, dass einen Vopos (Volkspolizisten) wegen Geschwindigkeitsüberschreitung anhielten und wirklich kräftig Westmark abkassierten. Die Autobahn mal kurz verlassen um z.B. eine Besichtigung von Leipzig oder anderen Städten zu machen, war verboten, dazu brauchte man einen Einreisegenehmigung. Wir wollten das auch gar nicht, schließlich war unser Ziel Berlin (Kreuzberg, Wedding, Neukölln, Schöneberg). Aber selbst in Berlin war am Hallschen Tor, am Mariannenplatz, am Schlesischen Tor, eine Mauer über die man zwar blicken konnte, die aber nur an den entsprechenden Übergangspunkten mit Zwangsumtausch zu passieren war. Das wollte ich gar nicht, denn so spannend war es im Osten für mich nicht. Der Osten war ein leerer Fleck, zu dem wir nur bedingt durch unsere Tante in der Nähe von Bautzen Kontakt hatten. Dieser Kontakt bestand aus hin- und hergehenden Weihnachtspäckchen und einem Besuch 1977. Die Tante durfte, da sie keine Rentnerin war, sowieso nicht in den Westen fahren.
Mein Vater (Jahrgang 1907) hatte die Teilung Deutschlands erlebt und erzählte, dass die Oberfranken zuerst befürchtet hatten zur russischen Zone zugeschlagen zu werden, als es hieß dass nach den alten Ländergrenzen aufgeteilt wird. Das Fichtelgebirge war wohl zu früheren Zeiten an Thüringen angeschlossen. Dann wurde es bayrisch und so zu einem Grenzgebiet, das in Mauerzeiten quasi Endstation, z.T. verlassenes Gebiet wurde. Mein Vater war aber immer überzeugt, dass die Mauer wieder fallen würde, er hielt es mit Cato und wiederholte seine Überzeugung auch ständig:
DIE MAUER WIRD WIEDER FALLEN.
und tatsächlich am 9.Nov. 1989 war es soweit. Wir hatten schon den ganzen Sommer die Zustände in der Budapester Botschaft der BRD verfolgt, massenweise wollten DDR Bürger über die ungarische Botschaft in den Westen. Allen waren noch die Erlebnisse des Prager Frühlings in Erinnerung, als 1968 die russischen Panzer dem Ganzen ein Ende machten und man Angst vor einem weiteren Krieg hatte. Irgendwie rechnete man auch damit, dass die Russen wieder dieser massenweisen Ausreise ein Ende machen würden. Es brodelte und mein Vater wiederholte sein Sprüchlein, die MAUER WIRD FALLEN.
Leider weiß ich nicht mehr ganz genau, was ich an diesem Abend machte, wir waren gerade an den Bodensee gezogen und bekamen in der Nacht über das Fernsehen mit, dass Tausende sich in Berlin zu den Grenzübergängen aufgemacht hatten und diese passieren durften, dass eine Euphorie durch Berlin schwappte, denn das undenkbare war passiert, DIE MAUER WAR DURCHLÄSSIG.
Es sollte noch bis Ostern 1990 dauern, bis wir dann zu einem Kurzausflug "rüber" fahren konnten. Ostern verbrachte ich immer bei meinem Vater in Schwarzenbach, also machten wir uns auf und fuhren bei Ölsnitz in den Osten. Das Ziel war Plauen, denn ich wollte endlich die Stadt sehen von der mein Vater so viel erzählt hatte, aus der eine meiner Tanten kam. Man durfte endlich nur mit dem Personalausweis bestückt rüber fahren. Aber welch ein Entsetzen über den Zustand der Straßen und der Innenstädte. Als wir in Zwickau, abschließend noch was Essen gehen wollten, waren wir entsetzt über die rüde Behandlung durch die Bedienungen. Uns wurde recht schnell klar, da trifft man auf eine völlig andere Mentalität, die in ihren jeweiligen Zonen (Ostzone / BRD) lebenden Menschen hatten andere Umgangsformen und Selbstverständlichkeiten entwickelt.
Erst ab 1998 haben wir angefangen unseren Urlaub in Mitteldeutschland (Naumburg) zu verbringen, davor haben wir nach wie vor die neuen Bundesländer, auf der Fahrt nach Berlin, nur durchquert.
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