Endlich mal wieder Spielerkreis - so unterschiedlich haben wir den Lockdown erlebt

Wie schön das war, endlich wieder mit Spielerfreunden spielen zu können. Jeder hatte es vermisst und dieses Treffen genossen. Es ist einfach toll mit Menschen zu spielen, die die eigene Leidenschaft teilen, die nicht mühselig  zu einem Spielchen überredet werden müssen... man kann wieder in den Spielen aufgehen, strategische Schlachten schlagen, wie in unserem Spiel Wasserkraftwerke bauen, oder als Indianer sich auf spirituelle Wege begeben, oder ganz schnöde einen Zirkus mit exzellenten Auftritten managen.
Wir tauchen ab in unsere Spielethemen, versuchen den Spielemechanismus zu erfassen und freuen uns über Siege oder auch geteilte zweite und dritte Plätze. Wir spielen noch nicht in großen Gruppen, beschränken uns auf wenige (3-4 Personen), alles andere ist momentan noch etwas seltsam.

Nach dem Spielen mussten wir uns austauschen, wie es uns während Corona und dem Lockdown ergangen ist. Es war spannend zu hören, wie unterschiedlich wir diese Zeit erlebt haben. Bei mir, meiner Tochter und meinem Freund ging das Leben fast normal weiter. Wir konnten ganz normal im Büro arbeiten, d.h. wir kamen aus der Wohnung regelmäßig raus. Bei einem war Homeoffice angesagt, normalerweise ist er während der Woche an seinem Arbeitsort und am Wochenende bei seiner Frau. Plötzlich war er immer da, hatte zu Hause aber eine online Besprechung nach der anderen. Spielen ging auch nicht so wie sonst, aber immerhin spielt seine Frau ab und zu mit. Die andere hatte eine große Familie zu versorgen, auch hier konnte sporadisch gespielt werden. Nur war bei ihr der Versorgungsaspekt im Vordergrund, wenn niemand mehr in die Schule oder zum Sport gehen kann, ist manchmal zu viel Energie zu Hause. Dann kamen persönliche Schicksalsschläge, die sie bewältigten musste, ihre Ostereier konnte sie dieses Jahr nicht verkaufen, da es keine Märkte mehr gab. Da ist man froh, wenn endlich wieder ein wenig Normalität beginnt, man wieder anderes machen kann.

Meine älteren Freunde hatten sich strikt an die Ausgehbeschränkungen gehalten. Die Nachbarn haben für sie eingekauft, man bildete kleine Hausgemeinschaften und hat die Nachbarschaft durch Schwätzchen auf der Straße, natürlich mit gehörigem Abstand, aufrechterhalten. Die Älteren hat es nur dann schwer getroffen, wenn sie allein lebten. Ansonsten war ihr Leben vorher bereits auf Freizeitgestaltung und Ehrenamt ausgerichtet, beides ging nicht mehr so wie zuvor, trotzdem hat jeder die Entschleunigung, die zwangsweise eingetreten ist, genossen.

Bei Älteren beobachte ich momentan, dass eine Verunsicherung da ist, man möchte Kontakte wieder aufnehmen, aber sie sind ja die Risikogruppe, da ist man im Zwiespalt was man machen soll. Entweder sind sie sehr vorsichtig oder ignorieren alles. 

Dass in Stuttgart, dieser biederen Stadt, richtig heftiger Krawall herrschte, wundert mich nicht. Diese nicht sichtbare Bedrohung, die jeden Spaß verbietet, wo nichts mehr möglich war und jetzt halt auch nur verhalten erlaubt wird, das führt zu aufgestauten Aggressionen. Vor allem dann, wenn man sich für nicht betroffen hält, nach dem Motto: "Ich bin jung, was soll mir schon passieren". Auch wenn Schule nicht unbedingt der bevorzugte Aufenthaltsort ist, aber dort trifft man sich, man kommt weg von den Eltern und Erwachsenen, man trifft Leidensgenossen. Jetzt wo man Zeit hat, hockt man zu Hause mit den nervigen Eltern und Geschwistern und soll nicht "feiern", was für junge Menschen sehr wichtig ist. Aber nicht nur bei Jugendlichen staut sich die Wut, das wäre bei allen Altersgruppen gekommen, der Lagerkoller der Menschen nach so langer Zeit der Einschränkungen befällt. Wenn die Vorschriften nicht gelockert worden wären, wären garantiert die seltsamsten Verhaltensweisen zu tage getreten. Uns Menschen beruhigt es im Rudel zu sein, wir sind äußerst ungern isoliert (Ausnahmen gibt es immer). Es bleibt spannend wie es weiter gehen wird.


In der Arbeit stecke ich zwischen, ja keine Präsenzveranstaltungen machen bis zu wir probieren es wieder. Dabei müssen wir gerade, wie Kinder wieder laufen lernen, d.h. vorsichtig mit wenig Teilnehmern in abgegrenzten Raumbereichen wieder anfangen. Aber wir versuchen auch neue Vermittlungsmethoden zu etablieren, auch hier schreiten wir vorsichtig voran, denn nicht jeder kann und will bei diesen neuen Arbeitsformen mitmachen.

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