Leipzig - Lockerungen nach Corona
Ich bin jetzt in der dritten Woche meines Pfingsturlaubs. Eigentlich wäre ich auf der schwäbischen Alb auf einer Brettspielewoche, aber die musste abgesagt werden, da wir zu viele verschiedene Haushalte in einer Hütte gewesen wären. Ein buntes Gemische wäre losgegangen, da wir natürlich die Tage mit spielen verbringen und zu den unterschiedlichen Spielen immer Spielepartner suchen. Schlichtweg wir hätten gegen die Vorschriften verstoßen. Also habe ich den Urlaub genützt und bin meine Jungs besuchen gefahren.
Sie wohnen in der Südstadt von Leipzig, einem Kneipen- und Amüsierviertel. Normalerweise, ziehen durch das Viertel Schaaren von jungen Menschen auf der Suche nach Unterhaltung in den zahlreichen Kneipen. Bis spät in die Nacht hört man sie lautstark reden. MOMENTAN hört man kaum etwas. Vielleicht ist es ja noch ein wenig zu kalt und damit nicht so verlockend, nachts durch die Straßen zu ziehen. Die Kneipen haben so langsam wieder geöffnet und was mich doch sehr erstaunt, in der KaLi sind diese - jedenfalls im Außenbereich - rappel voll. Ich habe nicht den Eindruck, dass auf Abstände usw. geachtet wird. Man muss auch in den Kneipen keine Adresse hinterlassen, es ist wie vorher.
Wie unterschiedlich das gehandhabt wird, in Wangen (Allgäu) mußten wir sogar in der Imbissbude, als wir auf deren Bänken unser Essen aßen, diesen Zettel ausfüllen. Vielleicht liegt es an der Größe der Städte, vielleicht am Bundesland, vielleicht daran, dass dort nicht ganz so viel junge Leute sind.
Auffällig war für mich auch, dass selbst in Leipzig in den Geschäften der Innenstadt relativ wenig los war. Touristen sind da, aber auch das hält sich in Grenzen. Wir sind viel in Museen gegangen. Da merkt man Corona noch, der Eintritt gleicht dem Betreten eines Hochsicherheitstraktes. Wenn man einmal drin ist, dann kann man sich mit Maske frei bewegen. Allerdings sind einige Bereiche der Museen gesperrt, z.B. das Kindermuseum des Stadtgeschichtlichen Museums ist geschlossen, man kann nur eine sehr interessante Fotografie Ausstellung besuchen. Manche Museen haben wegen den Coronaauflagen noch gar nicht geöffnet. Auf was man überall trifft, ist der Hinweis Masken zu tragen, Abstände einzuhalten. Aber irgendwie scheint das niemand zu interessieren.
Wie überall ist die Natur gut besucht. Als wir am Montag bei den Braunkohle-Seen in Markleeberg waren, waren dort sehr viele Menschen unterwegs, natürlich wie überall mit Fahrrad, ein Sportlehrer war mit seinen Schülern vor Ort, es wurde schon gebadet. Die Jungs meinen, dass die Parks bereits während der ganzen Coronazeit übervoll waren. Alle hat es in die Natur getrieben, das Wetter war ja auch verlockend gewesen und man wird ja auch verrückt in dieser erzwungenen Isolierung. Wir sind keine Italiener, die dann flugs ihre Unterhaltung über Balkone führen. Wir verkriechen uns brav in unsere Wohnungen.
Obwohl das Leben sich wieder zu normalisieren scheint, ist es doch anders. Die Menschen haben sich mit der Schließung arrangiert und sind kurzerhand in die Natur und auf Fahrräder ausgewichen. Im Grunde ist das ja gut, dass sich wieder mehr bewegt wird. Dass die Kneipen offen haben ist auch wieder befreiend, man darf wieder essen gehen, raus, andere sehen und sogar treffen. In Leipzig sieht man wie groß dieses Bedürfnis war, denn die Kneipen und Gaststätten sind voll. Da hält sich auch keiner an die Maskenpflicht. Aber in Geschäften und Museen, Bahnen ist es schon lästig ständig mit dieser Maske rumzulaufen, das verkürzt die Verweildauer, da nach einer Weile einem die Luft ausgeht.
Laut meinen Jungs hat Leipzig eine ganz geringe Ansteckungszahl gehabt, deshalb können sie es wahrscheinlich so locker sehen. Aber es gibt immer noch keine Konzerte, die Unis weichen auf Onlinevorlesungen aus. Selbst in den Vergnügungsparks gibt es nur Teilöffnungen, einige Bereiche bleiben geschlossen wegen Corona.
Was mich am meisten schmerzt, dass sogar unser Leipzig singt, das im März 2021 stattfinden sollte, abgesagt wurde, weil es wohl noch zu heikel ist. Bei fast 500 Sängern, wäre im Falle einer Ansteckung,
das Risiko zu groß. Abgesehen davon, dass bei so einem Spektakel auch der Konzertsaal gefüllt werden muss, damit kostendeckend gearbeitet wird.
Noch erwähnenswert wäre der öffentliche Nahverkehr. Wir entschieden uns, mit dem Bus nach Plagwitz zu fahren. Zu Zeiten von Corona ist es für einen Touristen richtig schwer eine Fahrkarte zu erwerben. An der Haltestelle gibt es keinen Fahrscheinautomat, im Bus auch keinen und zum Fahrer darf man nicht vor. Wo soll man bitte dann einen Fahrschein erwerben? Wir haben uns schnell, die App heruntergeladen, natürlich funktionierte sie nicht. Wehe wenn da ein Kontrolleuer gekommen wäre.
Für den Rückweg, haben wir uns dann an der S-Bahn eine Karte für den Bus gekauft. Als Tourist hat man es wirklich nicht leicht in unserem föderalen Staat. Das Bahnticket von Tuttlingen nach Sülzbach konnte ich bequem über die Bahnapp erwerben und konnte so den Zug rechtzeitig erreichen. Aber ein Busticket in Leipzig, das stellt schon eine Herausforderung dar.
Eingang zum Edvard Grieg Haus |
PS Heute in Halle (Sachsen-Anhalt) war immer noch die schriftliche Erfassung in den Gaststätten und Bäckereien. Es lebe unser Föderalismus und die unterschiedlichen Verordnungen.
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