Outdoor Menschen eine ganz eigene Spezies

 
Im Sommer sind wir campend unterwegs. Das mache ich sehr gerne, wenn es warm ist. Allerdings bin ich kein Outdoor Mensch. Dazu müsste ich mit den Hühnern ins Bett gehen, morgens beim ersten Sonnenschein top fit sein und sofort in die Natur springen wollen. Ich müsste total ergriffen sein von der puren Natur, je abgelegener, je unzugänglicher um so besser. Man möchte mit der Natur leben, auf allen Zivilisationsschnickschnack verzichten. Meist sind es auch sehr sportbegeisterte Menschen. Sehr beweglich, durchtrainiert, sehr körperorientiert, die Natur ist ihr Kick. Spartanisch soll es sein, back to the roots, instinktorientiert, möglichst weit ab von Zivilisation und damit verbundenen Normen.

Lagerfeuerle
Nun denn, ich mag Natur schon sehr, aber ich brauch auch Zivilisation und Kultur: einfach gesagt den städtischen Dschungel. Mir fehlt die reine Orientierung auf Körperlichkeit, unsportlich bin ich dazu auch noch. Und ich schätze die Annehmlichkeiten der modernen Technik. Ich lege Wert darauf, mich morgens und abends waschen zu können und eine richtige Toilette mag ich auch ganz gern. Pipi kann man schon im Wald erledigen, den Rest ungern.... Ich brauche kein normales Bett, aber auf einer Isomatte zu schlafen, das habe ich schon als junge Frau nicht gekonnt. Kilometerweit laufen in Wald und Bergen kann ich schon machen, aber es beglückt mich nicht. Mit Pfeil und Bogen über die Bogenschießparcoure zu laufen, das macht Spaß, trainiert meinen Rücken, führt wild durch den Wald und stellt mich öfters vor körperliche Herausforderungen. Klettern wie eine Gems kann ich leider nicht. Ich bin ungeschickt und ängstlich und so brauche ich immer mal wieder die Hilfe meines Freundes. In den Städten kann ich kilometerweit laufen, da ist vieles für mich spannend, notfalls fährt man mit den Öffis zurück.

Gaiskopf - im Sommer für Mountainbiker
Was mich dieses Jahr aber erstaunt hat, war wie vielen Sport- und Outdoorfreaks wir während unserer Reise begegnet sind. Da gibt es die Mountainbiker, die mit umgebauten Transportern /  Übernachtungsfahrzeugen in bergige Gegenden fahren. Inzwischen werden Skilifts benutzt, um an die entsprechenden Abfahrtspositionen zu kommen. Geschwindigkeit und Geschicklichkeit zählt. Lagerfreuer in der Nacht und Fachsimpeln, ein wenig Partystimmung. überwiegend jüngere Leute, Sportfreaks... und dann noch die Verleihstationen, bei denen man sich perfekt ausstatten kann.

an der Moldau - Rozemberg
An der Moldau sind wir dann auf die Kanuten getroffen.  Das waren Familien und junge Menschen, die auf dem Wasser Spaß haben wollten. So richtige Sportfreaks sind mir da nicht aufgefallen, eher ein Sommervergnügen der anderen Art. Der Campingplatz an dem wir nächtigten, war spartanisch eingerichtet für Menschen, die mit dem Boot anlanden und ihr Hab und Gut in einer Tonne mitbringen. Auf jedem Campingplatz in Tschechien gibt einfache Holzhäuschen, die man mieten kann, wenn man kein Zelt dabei hat. Am nächsten Morgen geht es weiter mit dem Boot.
hat alles was man braucht

Auf Zeltplätzen trifft man  auch Menschen, die mit ihren Fahrzeugen für Expeditionen ausgerüstet sind. Wir haben ein Schweitzer Paar getroffen, das ein super ausgestattetes und gut durchdachtes Fahrzeug hatte. Voller Bewunderung stand ich davor. Solche Fahrzeuge hat man, wenn man heute hier, morgen dort sein möchte und keinen Wert auf luxuriöse Unterkünfte legt. Sie lassen sich absolut nicht mit Wohnwägen vergleichen, da ist drin was man zum Überleben braucht mehr nicht, schon cool solche Expeditionsfahrzeuge. Man lebt trotzdem hauptsächlich im Freien.


Trebon
Als wir in Trebon ankamen, einer Stadt die von vielen Seen umgeben ist, waren Schaaren von Radfahrern unterwegs. Ganze Familien zogen an uns vorbei. Auch Regensburg wurde von Radfahrern heimgesucht. Bei uns in Deutschland sind die Radler eher mit E-Bike unterwegs, wenn ich mich richtig erinnere waren die tschechischen Familien mit ganz normalen Fahrrädern sportlich unterwegs. 

Als junge Frau hatte ich auch mal eine Radtour durch Dänemark gemacht, mit Zelt und allem was so dazugehörte. Es hat Spaß gemacht, aber ich habe diese Art zu reisen nie wieder wiederholt. In diesem Sommer hatte ich zwei gegensätzliche Urlaube gemacht, einen ruhigen und aktiven Urlaub in Dänemark sowie einen lauten, Kultur aufsaugenden, in Kreta, genauer in Heraklion. Das eigentliche Urlaubsgefühl hatte ich in dem lauten und chaotischen Kreta, in dem wir uns mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegten, soweit die Hitze es zuließ. All die historischen Stätten bis hin zu den Hippi-Höhlen wurden besucht und mit Kretern zusammen gelebt, Verständigungsschwierigkeiten hatten uns nicht abgehalten.

 in Kulmbach
Mein Freund und ich nutzen inzwischen E-Roller, die uns erlauben außerhalb von Städten zu parken und Innenstädte zu besuchen, ohne auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein. Ich bin auch schon mit dem Roller gestürzt und habe dank des Fahrradhelms keine nennenswerte Verletzungen davongetragen. So langsam stellen sich die Städte darauf ein, dass Menschen  mit dem Fahrrad anreisen, in Kulmbach gab es Fahrradgaragen, die Lademöglichkeiten für E-Bikes hatten, auch für unsere Roller geeignet, die keine so große Reichweite haben und vor der Rückfahrt aufgeladen werden sollten. Wir mit unseren Rollern sind noch die Exoten. Ich mag Rollerfahren, auf ein Fahrrad möchte ich mich nicht mehr so gerne einlassen (habe Angst vor Stürzen), das Fahrrad war noch nie mein bevorzugtes Bewegungsmittel. Ich bin einfach kein reinrassiger Outdoor-Mensch...


auch Weltenbummler trifft man

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