Doppel- oder moderner polyamouröse Beziehungen
so jetzt habe ich 7 Bände mit Erlebnissen eines Dorfpolizisten im Périgord fertig gelesen. Die Thematik fand ich spannend, diese Mischung aus Resistance Vergangenheit, langer Siedlungsgeschichte und dem Bezug zu Nordafrika, der durch die vielen arabischen Einwohner, sowie Pied noirs, die Stimmung in Frankreich mit ausmacht. Am Schluss ging mir der Dorfpolizist aber doch etwas auf den Wecker.
Er ist ein Mann, der in diesen ganzen Bänden permanent parallel 2 Frauen hat. Die beiden wissen voneinander und halten ihn deshalb ganz schön auf Distanz. Nachdem jetzt eine aus dem Rennen ist, taucht die nächste Geheimdienstfrau auf, die ihm den Kopf verdreht. Nun er ist im Grunde ein armer Tropf, denn die Frauen bestimmen, wann sie zu ihm kommen, wann sie Sex mit ihm haben wollen, er wünscht sich eine Familie, aber keine der Frauen ist bereit dazu. Er ist ist Vergnügen und damit hat es sich. Nun mir geht dieses Beziehungshopping auf die Nerven. Es reicht vom Périgord...
Aber zurück zum Thema der Mehrfachbeziehungen, meine Tochter hat mich aufgeklärt heute heißt das polyamourös, nun denn, wohl ein modernes Lebensmodell. In meinen uralt Podcasts gab es einige Sendungen zur Treue bzw. zum biologischen Paarverhalten. Die hatte ich mir heruntergeladen, als ich mein Seminar zu modernen Paarbeziehungen gehalten habe. Die Biologie geht davon aus, dass Treue der Verbreitung des Erbgutes hinderlich ist und deshalb in der Tierwelt kaum vorkommt. Treue auf Zeit bis der Nachwuchs groß ist, dann sorgt man dafür dass das Erbgut wieder weiterverbreitet wird. Da wir Menschen auch zur Tierwelt gehören erklärt das, weshalb es die männliche Gattung dann zu den nächsten Weibchen zieht.
Es ist schon spannend, wie da zum Teil zwei parallel Familien gelebt werden. Es sollte nur nicht auffliegen, denn sonst haut mindestens eine der Damen ab. Wenn es auffliegt ist immer sofort das Thema des Vertrauensbruchs da, das lässt sich meist nicht mehr kitten. Einer ist schwer enttäuscht und verlässt das Spiel oder sinnt auf Rache. Das ist eine Welt, die mir sehr fremd ist. Weshalb glauben die ehemaligen Partner immer sie würden bestimmt noch was besseres finden? Was suchen sie im anderen, was sie nicht auch in sich selbst finden könnten. Was projizieren sie in den Partner, was dieser nie erfüllen kann? Weshalb lassen sie ihn nicht so wie er ist und erfreuen sich daran, dass es diesen Menschen gibt. Nein man will ihn ändern, oder befindet ihn nicht als ausreichend, da er nicht alle Wünsche erfüllen kann. Es gibt ja noch genügend andere, man hat die Auswahl.
Ich glaube nicht, dass es so viele potentielle Partner gibt. Wenn man sich entschließt mit einem Menschen das Leben zu teilen, dann sollte man auch schlechte Zeiten mit ihm durchstehen können. Es sollte die Insel sein, auf der man Kraft schöpfen kann, auf der man sich ausruhen kann. Es sollte eine Stütze sein, auf die man sich verlassen kann. All das bedeutet aber nicht, dass es in dieser Beziehung nur Harmonie und Sonnenschein gibt. Es bleiben immer zwei verschiedene Menschen aus unterschiedlichen Elternhäusern, auch mit unterschiedlichen Vorlieben. Das wird man akzeptieren müssen und das kann auch sehr bereichernd sein.
Manche Menschen brauchen Abwechslung oder ertragen einfach die Missstimmungen nicht, die auch in tragfähigen Beziehungen vorkommen. Manche Menschen möchten alles haben und scheuen Einschränkungen, sie schaffen es nicht irgendwo fest zu bleiben, für eine gewisse Zeit schon, aber eine Ehe, von 40 / 50 Jahren, wie sie immer wieder bei uns im Dorf-Blättchen geehrt werden, ist für sie nicht vorstellbar.
Sich auf einen Menschen einlassen ist anstrengend, weshalb für mich eine Doppelbeziehung eine Überlastung wäre, die mich mehr Kraft kosten, als Freude bringen würde. Vielleicht bin ich da wirklich schon zu alt dafür, oder wie meine Tochter gerne sagt, ich verstehe polyamouröse Beziehungen einfach nicht.
Trotz allem setzt Corona Paaren ganz schön zu. Man ist auch als Paar nicht dafür gemacht, sich nur mit sich selbst zu beschäftigen, man braucht die Kontakte zu anderen, dieses mit anderen etwas machen können, das bereichert Paarbeziehungen. Durch die Kontaktbeschränkungen schmoren viele dann im eigenen Saft und das kann auf die Dauer auch vergiften. Jetzt zeigt es sich, was in der Beziehung steckt und wie man da gemeinsam oder auch einsam wieder rauskommt.
https://www.spiegel.de/geschichte/grippewelle-1937-und-corona-kuessen-fast-verboten- |
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