So langsam fühle ich mich wie in einem Gefängnis
In ein paar Tagen ist es genau ein Jahr her, dass der Lockdown begann und es ist kein Ende in Sicht. Bei mir kommt so langsam das Gefühl auf eingesperrt zu sein auf unbestimmte Zeit.
Es vergeht kein Tag an dem nicht über Corona geredet wird, wir gebannt wie auf die Schlange auf diese Infektionszahlen starren, vieles von dem was mental aufbauend war ist weg oder darf nicht mehr gemacht werden. Ich habe zwar Glück, dass ich nicht von Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit betroffen bin und immer noch ins Büro gehen und mich mit den Kollegen austauschen kann. Trotzdem legt sich ein bleiernes Tuch über mich und ich habe keine Ahnung, wie ich andere Menschen motivieren soll. Ich gebe nach wie vor meine Kurse und mein Leben ist nicht komplett anders geworden. Aber diese Hoffnungslosigkeit macht sich trotzdem breit.
Mir fehlt die Abwechslung, mir fehlt das flanieren unter anderen, mir fehlt der Kontakt zu mehr als einer weiteren Person, mir fehlt die Teilnehmer direkt vor mir sitzen zu haben. Obwohl ich noch Präsenzseminare gebe, aber da halt nur unter den bekannten Auflagen mit Maske, Abstand und Hygienemaßnahmen. Das strengt alle an.
Ich erfahre, dass es nicht nur mir so geht. Aber das nützt für einen selbst nichts. Wir haben Frühling und gehen nicht hin. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die sich exzessiv nur einer Sache widmen. Das habe ich aber zwangsweise in den letzten Wochen gemacht, ich bin zur "SOLO-Spielerin" (meiner Brettspiele) geworden. Das war spannend und eine Herausforderung, aber jeden Abend dasselbe, das ist nicht meine Welt.
Klar ich könnte in der Natur rumrennen, das dürfen wir ja noch. Nun ich gehe ja immer wieder mit Bogenschießen und das ist auch schön, aber ich habe noch nie zu den Naturfreaks gehört, denen das Herz allein dadurch aufgeht, dass sie im Wald oder sonst wo sind. Selbst wenn ich ständig in der Natur wäre, dann wäre es auch immer dasselbe. Für mich hat das immer den Geschmack des Stillstandes, fast todesartig.
Mein Garten wartet schon wieder auf mich. Ich mache auch immer ein bisschen um unseren Dschungel noch begehbar zu halten. Es tut meinem Körper auch gut, da ich keinen Sport mache, nach dem Motto "Sport ist Mord" lebe, durch die Gartenarbeit wird meine Muskulatur mal wieder gefordert. Normalerweise fange ich mit dem Gedanken, nur ein wenig zu machen an und dann werden meist doch mehrere Stunden daraus. Da sehe ich da noch was, was weg muss, man könnte ja nur noch das kleine Stück machen und schon hat man den ganzen Nachmittag mit Gartenarbeit verbracht. Wenn der Garten dann lichter geworden ist, alles beim Häckselplatz abgeliefert ist, bin ich zufrieden. Aber noch nicht mal dieser Arbeitsflow stellt sich ein... schnell mal den Komposter aufstellen, an einem anderen Tag einrichten... dann reicht es und ich bin froh wieder aufhören zu können.
Das Haus könnte auch eine Runderneuerung gebrauchen, der Staub ist mein treuer Begleiter, der sich überall ungehemmt ausbreiten kann. Auch Spinnen fühlen sich bei mir wohl und hinterlassen ihre Gewebe, man müsste all das mal beseitigen, nur wer soll der "man" sein? Es kostet Überwindung nur den gröbsten Dreck weg zu machen und zu kochen... das sind alles Tätigkeiten, die nicht auf meiner obersten Prioritätenliste stehen. Meine Tochter behauptet zwar, dass sie gerne putzt, aber momentan bleibt neben der Home-Uni sprich den vielen Vorlesungen, dafür keine Zeit. Da muss Rücksicht genommen werden.
Selbst sich mal schön machen... weshalb denn? Das interessiert sowieso niemand, für das eigene Selbstwertgefühl, wer braucht das zur Zeit. Da ist eher überleben angesagt. Wie brachte es eine meiner Teilnehmerinnen so schön auf den Punkt, man ist total erledigt obwohl man kaum was geschafft hat und sie fragte sich noch wie man zukünftig die Anforderungen dann noch bewältigen soll. Sprich man kann sich gar nicht mehr vorstellen, aus dieser Lethargie wieder heraus zu kommen.
Das ist der Lockdown Blues.... Lockdown Blues - Erlend Øye & La Comitiva
https://www.lustaufsleben.at/spirit-soul/strategien-lockdown-blues-11843518 |
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