Was bleibt sind Soloversionen von Brettspielen...

Mich faszinieren Brettspiele und bin seit mindestens 15 Jahren in der Brettspieler Szene.

Wie jedes Kind habe ich gerne gespielt. Dazu hatten meine Eltern so gut wie nie Zeit, aber wir hatten im Haus ein altes Geschwisterpaar, das spielte mit uns Kindern des Hauses immer wieder. Dann hat eine ehemalige Freundin meines Bruders sehr viel mit mir gepielt, als mein Bruder beruflich in den USA weilte. Es folgte eine lange Pause bis ich mich erinnerte, dass Kinder gerne spielen und so wurde diese Beschäftigung, die mir schon immer sehr viel Freude bereitet hatte wieder aufgegriffen. Heute sammle ich Brettspiele, da mich die Spielebretter und Spielemechanismen faszinieren. Vor allem ist es auch schön gemeinsam zu spielen, in die Spielewelten einzutauchen und so herausfordernde Abende zu verbringen.

Wie fehlen mir diese Spielertreffs. Wir haben uns teilweise ein ganzes Jahr nicht mehr gesehen und es ist kein Ende in Sicht. Da ich inzwischen wie alle berufstätigen viel Zeit in Videokonferenzen und am PC verbringe, beteilige ich mich ungern an den Onlinespieletreffs meines Spielerkreises. Es hat Charme, da wir plötzlich mit inzwischen weggezogenen Mitspielern, die in den USA, Frankreich oder auch nur Regensburg leben, wieder spielen können, aber ich will meine schönen Spielebretter vor mir haben, will die Karten und Pöppel wirklich in die Hand nehmen können und nicht mich auf dem Bildschirm orientieren müssen.

Firenze - ein wunderschönes Spielebrett

Jetzt kommt mir meine Spielesammlung zu gute. Ich habe genügend Spiele zur Auswahl und kann loslegen mit den Soloversionen. Das mache ich auch sehr intensiv, da ich ungern fernsehe, also muss ich meine Abende anders gestalten. 

Wie jeder Spielefreak kauft man dann Spiele, wenn alle in der Szene darüber reden und man diese unbedingt mal gespielt haben muss. Ich kaufe sie dann, wenn sie einen akzeptablen Preis haben, denn die Preise für Brettspiele schwanken wie Aktien an der Börse. Man muss den Preisverlauf verfolgen und sofort zuschlagen wenn der Preis mal kurzzeitig niedrig ist. Dies erreicht man nur, wenn Spiele gerade auf den Markt kommen und gestreut werden sollen, damit bei den Mitspielern der Kaufwunsch entsteht. Oder wenn man abwartet bis die Spiele als alt gelten und quasi verramscht werden. Auch da sollte man sofort zuschlagen. Wann gelten Spiele als alt? Meist sind das schon die Spiele des Vorjahres, die will dann keiner mehr spielen, denn wir hechten alle den Neuheiten hinterher und von denen kommen viele. Im Frühjahr gibt es die Spielemesse in Nürnberg und im Herbst die große Spielemesse in Essen. Es ist unglaublich was jedes Jahr an neuen Spielen veröffentlicht wird und so sind Spiele aus dem Vorjahr bereits alt. Was viel schlimmer ist, im Spielekreis hechten wir den neuen Spielen hinter her, weil wir ja auf dem Laufenden bleiben wollen und spielen so manche Spiel nur ein mal, da wir ja noch sooooo viele neue vor uns haben....

Deshalb widme ich mich jetzt beim Solospielen meinen alten Spielen, die man gekauft hat und bisher noch nicht spielen konnte, weil entweder die anderen keine Lust auf dieses Spiel hatten oder wir ja an den Neuheiten dran bleiben mussten.

Herr der Ringe - den Ring vernichtet gewonnen 😊
Mit voller Begeisterung bin ich gestartet, endlich mal wieder die schönen "alten" Spiele erleben, habe mir von Boardgame Geek die Soloanleitungen heruntergeladen, die Automas gebastelt, übersetzt und bin in den Kampf gegen die diversen KI (Künstliche Intelligenz) Gegner gezogen. 44 verschiedene Spiele habe ich bereits hinter mir. Aber ich muss sagen, das ist auch ganz schön frustig, denn im Gegensatz zu den menschlichen Mitspielern, die ebenfalls wie ich sich die Punkte hart erarbeiten müssen, bekommt die KI bzw. der Automa die Siegpunkte und dazu benötigten Materialien nachgeschmissen. So dass es meist sehr schwer ist gegen die virtuellen Gegner zu gewinnen. Teilweise ist es härter als im Spiel gegen reale Mitspieler. Nun die Freude daran, alte Spiele wieder zu spielen oder manche überhaupt erst mal zu spielen überwiegt bisher noch. 

Wenn man sich dann z.B. an ein 8 Jahre altes Spiel macht und feststellt, dass man Anleitungsergänzungen braucht oder die Beschreibung wie das Solospiel ablaufen soll, nicht so richtig versteht. Hat man oft keine Chance mehr, diese Hilfen zu bekommen. Die Verlage, haben nichts archiviert, bzw. die Spiele wurden weiterverkauft, Internetseiten auf denen die Beschreibungen heruntergeladen werden konnten existieren nicht mehr. Spieler erinnern sich nicht mehr, wie das genau ablief. Weil einige die Spiele in der "Saison" kaufen und dann gleich weiterverkaufen, nachdem sie diese ein paar mal gespielt hatten. So ist man als Recherchekünstler nebenher unterwegs bis man endlich fündig wird oder dann selbst versucht eine Solospielversion zu entwickeln. Das habe ich auch schon gemacht, wenn es keinen Vorschlag aus dem Internet (Boardgame Geek, der internationalen Spielerseite) gab.

Inzwischen haben sich aber auch die Verlage schon auf diese Situation (Pandemie)eingestellt und lassen von den Spieleentwicklern auch Soloversionen ins Mehrpersonenspiel integrieren. Leider haben wir Spieler nicht immer Partner und Kinder, die auch gerne spielen und so flüchten wir uns ins Solospiel, denn das ist momentan das einzige was uns bleibt.... 

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