Beziehungen zu den erwachsenen Kindern - haben diese sich verändert?

Ich erlebe immer wieder wie - vor allem Mütter - unter der sich auflösenden Beziehung zur ihren Kindern leiden. Meist ist es so, dass die Kinder den Kontakt abbrechen oder verhindern, dass die Großeltern die Enkel sehen dürfen. Das ist oft schwer zu verstehen und verursacht manchmal regelrechte Traumata (schwere seelische Erschütterungen). 

Wenn Kinder flügge werden und das Elternhaus verlassen, ist das für Eltern immer ein bedeutender Einschnitt. Man hatte bis dahin die Verantwortung für die Kinder, oft ist am Schluss das Zusammenleben - bedingt durch die Pubertät der Kinder - schwer zu ertragen gewesen. So dass man erst mal aufatmet, wenn sie dann endlich ausgezogen sind. Was man aber nicht erwartet, ist dass die Kinder mit dem Auszug den Kontakt ganz abbrechen. Man weiß wie wichtig es ist, dass Kinder Verantwortung lernen, dass sie auch ohne Familie auf eigenen Füßen stehen, aber man hofft, dass man doch noch Teil des Lebens der Kinder ist. Schließlich waren es Menschen für die man im Schnitt 18 - 25 Jahre verantwortlich war und deren Start ins Leben man nach Kräften unterstützt hat. Man weiß, dass es schwer ist Teil des Lebens der Kinder zu sein, da sie beruflich meist weit weg gezogen sind und im beginnenden Berufsleben sehr gefordert werden. Man selbst wird so langsam aus dem Berufsleben aussortiert und hätte jetzt Zeit, die braucht aber niemand aus der Familie (Ausnahme wenn die Eltern selbst noch Eltern haben, dann sind sie da gefordert). Wenn dann Enkel da sind, da wird die Zeit der Großeltern schon mal in Anspruch genommen, aber eher als Dienstleistung Kinderbetreuung. Großeltern nehmen oft lange Anfahrtswege in Kauf, um mit ihren Enkeln Zeit verbringen zu können. Wie weh tut es dann wenn, dies plötzlich verweigert wird und wie sehr kommen auch bei den Eltern ein Nachdenken über frühere Verhaltensweisen der Kinder hoch. Was meine ich damit? Es ist ja nicht nur so, wie einen die psychologische Forschung manchmal suggeriert, dass nur die Eltern für das Elend der Kinder verantwortlich sind. Die Kinder kommen bereits als kleine Persönlichkeiten auf die Welt, die manchmal für die Eltern im laufe ihrer Elternschaft nicht immer so leicht zu ertragen sind. Auch sie erinnern sich wie das Kind schon immer reagiert hat und sie erinnern sich an ihre seelischen Verletzungen durch das Kind. So etwas dürfen in unserer modernen Gesellschaft Eltern nicht haben, wenn sie ihr Kind nicht verändern konnten stehen sie als pädagogische Versager da. Aber wir kommen alle nun mal mit einer bestimmten "Charakterstruktur" auf die Welt, die sich nur bedingt verändern lässt. Das ist auch gut so, denn so entwickeln wir uns zu Persönlichkeiten.

Was ich auch oft erlebe, dass mir von Menschen, die so gut wie keinen Kontakt zu ihren Kindern mehr haben, gesagt wird: meine Kinder sind selbstständig. Sehr schön, wenn sie das sind. Aber zu Zeiten als die Kinder schwach und bedürftig waren, da waren bei den meisten sorgende Eltern da. Wenn dann die Kinder selbständig sind, werden oft die Eltern schwach und brauchen jemand sorgenden. Da dreht sich die Rolle um. Wenn jedoch die Kontakte abgebrochen wurden, gibt es niemand sorgenden. Das kommt bei uns in den Pflegeheimen häufiger vor, dass die Bewohner zwar Kinder haben, diese aber so gut wie nie auf Besuch kommen. 

https://www.drk-suchdienst.de/wie-wir-helfen/suchen/zweiter-weltkrieg/
Ich will nicht sagen, dass früher alles besser war. Meine Großmutter hatte 7 Kinder von denen eine Tochter auch den Kontakt abgebrochen hatte. Nach dem Krieg war meine Großmutter, die ihre Kinder alle zusammengehalten hat, ständig auf der Suche nach dieser Tochter. Aber diese wollte sich nicht finden lassen. Schließlich hat sie über den Vermisstensuchdienst vom DRK ihre Tochter dann doch noch gefunden. Diese war todkrank und hatte 3 kleine Kinder. Meine Mutter war immer der Meinung, wenn ihre Schwester nicht todkrank gewesen wäre und jemand für ihre 3 Kinder gebraucht hätte, dann hätte sie sich nie finden lassen. Also man sieht das gab es auch schon früher. Aber heute kommt es mir so vor, als ob das verstärkt auftritt. Und als Psychologin habe ich mit dem darunter leiden, vor allem der Mütter, zu tun.

Ist es die Art wie wir heute zusammenleben, die viel Mobilität von den einzelnen verlangt und die Bindungen innerhalb der eigenen Generation fördert und andere Generationen ausgrenzt. Vielleicht hat auch die erhöhte Bereitschaft zu Scheidungen, dazu beigetragen, dass man Familie nicht mehr als so bindend erlebt, wenn man mal das Erwachsenenalter erreicht hat. Man möchte alles anders und auf jeden Fall besser machen. Manchmal sehr zum Leidwesen der Erzeuger. Die selbst dann, wenn die Kinder im selben Ort wohnen, nur eingeschränkte Kontaktmöglichkeiten bekommen.

Selbstverständlich gibt es auch noch die engen Familienbande zwischen den Generationen, die bekommt meine Profession weniger zu Gesicht. Man erlebt sie nur immer mal wieder im Umfeld.

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