Wiedersehen mit Darmstadt - eine Reise in die Vergangenheit

 Per Zufall bin ich in die Deutsche Meisterschaft zum Würfelspiel Quixx gekommen. Man hatte mich überredet an der Vorrunde teilzunehmen, die ich dann gewonnen habe und so kommt man in die Endrunde. Diese Meisterschaft wurde in Darmstadt auf der Veranstaltung Darmstadt spielt ausgetragen. 

Im Darmstadium 
Naja und weil ich mal in Darmstadt gelebt hatte, war ich gerne bereit bei dieser Meisterschaft um den Titel zu würfeln. Aber eigentlich ging es mir eher um die Stadt und um das Wiedersehen mit einem unserer Spielerfreunde, der aus unserem Raum weggezogen ist. Leider habe ich von der Stadt wenig gesehen, den Spielerfreund haben wir erfreulicherweise getroffen. Trotzdem fing die Erinnerung an meine Zeit in Darmstadt an. Halt im Kopf.

Wie jede Stadt in der man mal gelebt hat, hat sie sich verändert, aber man erkennt trotzdem vieles wieder. Nach Darmstadt bin ich durch eine psychologisches Halbjahrespraktikum gekommen. Ich hatte mein Vordiplom hinter mir und eigentlich keine Lust mehr auf Studium, ich brauchte eine Auszeit und ich brauchte bis zum Diplom noch psychologische Praktika. Also beschloss ich mir ein halbes Jahr Auszeit zu gönnen, dies aber mit dem geforderten Praktikum zu verbinden. Einer meiner Studienschwerpunkte war ökologische Psychologie und so machte ich mein Praktikum beim Institut Wohnen und Umwelt (IWU) in Darmstadt. Das Projekt das ich umsetzen durfte, lieferte mir die nötigen Rohdaten für meine Diplomarbeit, die sich mit Konflikten zwischen Kindern und Erwachsenen im Wohnumfeld befasste.

die diskussionsreichen Abendessen
Zur damaligen Zeit, kannte man in den angesagten Uni-Städten immer jemand, der dort studierte und in einer Wohngemeinschaft lebte. Man lebte ja selbst auch in einer WG. Also zog ich erst mal nach Frankfurt, dort gab es noch hochherrschaftliche Wohnungen aus der Gründerzeit, die kurz vor der Luxussanierung standen, aber zu der Zeit noch an Wohngemeinschaften vermietet wurden. Das waren Wohnungen z.B. direkt am Grüneburg Park, 6 - 7 Zimmer aber halt fast noch im Orginalzustand, wunderschönes Bad und auch Küche aus der Gründerzeit, altmodisch. Da musste kräftig saniert werden, wenn man die teuer vermieten wollte, uns Studenten gefielen diese morbiden Buden. 
unsere Bruchbude

Auf Dauer konnte ich nicht in der Frankfurter WG bleiben also vermittelte man mir eine Bude in Darmstadt. Dies war wieder eine Kleinst-WG weil das Haus dieses Mal ein ehemaliges Arbeiterhaus mitten in Darmstadt, das aber ziemlich heruntergekommen war. Die Fuhrmannstr. war direkt bei den TU-Gebäuden der Innenstadt und beim Schloss. Zentraler ging es nicht. Das Haus bestand im Grunde aus 4 Wohnungen à jeweils 2 Zimmer, Bad gab es über den Hof im Keller, wie damals üblich musste dann erst ein Ofen angeheizt werden, bis man warmes Wasser hatte. Die Fenster waren zugig, immerhin hatten wir eine Toilette in der jeweiligen Wohnung. Geheizt wurde mit Öfchen und Brikett, auch hier war die Zeit stehen geblieben, aber halt in einer anderen Gesellschaftsschicht. Uns machte es nichts aus, wir waren alle Studenten und wussten, dass dies nur eine Übergangszeit ist, dass wir da nicht ewig leben würden. Wir genossen aber die Möglichkeiten alles zu Fuß zu erreichen, mitten im studentischen Geschehen zu sein. So gabs direkt gegenüber eine IN-Kneipe in die man so ab 22 Uhr ging. In die studentische Disco brauchte man nur ins Schloss gehen, dort war ein Teil der TU sowie ASTA usw. untergebracht. Wir Studenten waren unter uns und hatten alles, was man damals benötigte, in erreichbarer Nähe. 

Heizungsprobleme 80
keine Kohle
 
Dann gab es für mich noch die Arbeit (das Praktikum) die meine Interessen in Bezug auf die Architektur befriedigte. Zur Datenerhebung für mein Projekt kam ich in alle Stadtteile von Darmstadt, habe die architektonischen Schönheiten der Jugendstilsiedlung gesehen, aber auch die modernen Stadtteile, die den Anspruch auf fortschrittliches Wohnen hatten. Es war spannend mit den verschiedensten Studienrichtungen zusammenzutreffen, so arbeiteten Architekten, Soziologen, Psychologen und Pädagogen im IWU. Jede Richtung hatte ihre eigene Begrifflichkeit und ihre eigene Sichtweise und so wurde ein Projekt von den verschiedensten Seiten betrachtet. Hier entstanden Expertisen für die Landesregierung, Städte usw. Für mich war es hochspannend, ich arbeitete konnte aber auch noch Studentin sein. 

ob es die noch gibt?
Als wir jetzt bei Darmstadt spielt waren, habe ich nur dieses interessante Kongressgebäude gesehen, das damals noch nicht mal im Gespräch war. Darmstadium, interessanter Name für ein interessantes Gebäude. Man merkt, dass man in einer Stadt ist, wo die Architektur, die Technische Universität zu Hause ist. Die Stadt wirkt sehr lebendig, modern und viel größter als z.B. Heilbronn. Ich habe mich gleich wieder wohlgefühlt und konnte mir vorstellen, dass dies immer noch ein Ort zum Leben für mich wäre. Ich mag die Nähe zur Uni, die Nähe zum Odenwald, zu Frankfurt, Mainz selbst zu Heidelberg. Man ist mehr in der Mitte von Deutschland und wahrscheinlich auch gut angebunden an die Städte in Restdeutschland...

1980

2023


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