Gevatter Tod hat Einzug gehalten - die Welt besteht aus Tränen

Ich habe gestern meinen Mann verloren und bestehe nur noch aus Tränen.

Krebs ist eine grausame Krankheit, sie ist wie ein Todesurteil. Man sitzt da und weiß, dass man in absehbarer Zeit sterben wird und durch Erzählungen weiß man, dass der Tod noch dazu quälend sein wird. Man ist gefangen, man ist verzweifelt, man wünscht sich nicht leiden zu müssen, man möchte mit seinen Lieben zusammen sein, man möchte von ihnen umgeben sein.

Als wir (die Krankheit betrifft auch zutiefst die Angehörigen) die Diagnose bekamen, war es kurz vor Weihnachten 2013. Waren wir erst mal wie vor den Kopf gestoßen, dann hielten wir uns daran fest, dass es ja auch Heilungen bei Krebs gibt. Wir haben die Schwere der Krankheit ignoriert, von uns weggestoßen und geglaubt, dass mein Mann ja ein Kämpfer sei und das überleben würde. Er konnte trotz Chemo-Therapie ganz gut weiterarbeiten und hatte wenig Probleme mit der Chemotherapie, bis zur Halbzeit. Dann verschlechterte sich sein Zustand schlagartig, er bekam starke Schmerzen, die Leber und Niere versagten und gestern ist er nach 5 Tagen Krankenhausauftenthalt gestorben.

Er scheint ohne Schmerzen friedlich eingeschlafen zu sein. Als wir ihn ins Krankenhaus brachten, meinte der junge Arzt schon, dass er dabei sei sich von seinem Körper zu verabschieden. Trotzdem habe ich gehofft, denn wenn ich nur das kleinste Anzeichen für Hoffnung erkenne klammere ich mich daran.

Es ist abstrakt sich vorzustellen, dass er bis vor eineinhalb Wochen noch gearbeitet hat, dass er heute vor einer Woche noch die Prüfungsnoten für seine Abschlussklassen gemacht hat und Prüfungsarbeiten vorbereiten wollte. Er hatte vor, vergangenen Freitag bei der Auswahl der Prüfungsaufgaben mitzumachen.

Wir hatten letzten Sonntag einen wirklich harmonischen Tag mit ihm. Wir haben den Tag intensiv miteinander als Familie verbracht. Er war noch ansprechbar, versuchte noch ein wenig zu Essen. Am Montag fing sein Abschied vom Leben an. Wir waren alle immer wieder bei ihm, Freunde, Schüler und Kollegen besuchten ihn. Er hat uns alle mehr gespürt als bewusst mitbekommen. Seine Hand wurde das letzte Verbindungsmittel zum Leben, da er nicht mehr reden konnte und wollte. Als ich mich am Freitag von ihm verabschiedete, um ein Wochenendseminar zu halten, sah er mich die ganze Zeit sehr intensiv an. Ich wollte nicht wahrhaben, dass er mir Adieu sagte, dass mein Mann bereits zu Charon in den Kahn gestiegen war und auf die Fahrt über den Styx wartete.

Jetzt habe ich den Mann verloren, mit dem ich gemeinsam schwere Zeiten bewältigt habe, auf den ich mich immer verlassen konnte, der oft auch schwierig war, dem aber seine kleine Familie alles bedeutete.

Mein Abschiedsgruß an ihn aus unserem Liebesliederprogramm 2013

Mit Lieb bin ich umfangen:


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