Trauer - Verlorenheit im eigenen Leben
Kurz nach dem Tod eines Menschen ist unglaublich viel zu organisieren, zu ändern, zu tun, dass kaum Zeit zum Nachdenken bleibt. Man funktioniert, aber jede Handlung, die man macht, wird in Gedanken mit dem Menschen gemacht, der gegangen ist. Er hätte jetzt dies gesagt, getan, gemacht, der Kopf ist komplett ausgefüllt mit dem geliebten Menschen und das Wissen darum, dass er nie wieder in Realität da sein wird, lässt einen die Welt wie hinter einem Nebelschleier wahrnehmen. Es ist nicht nur der Mensch gegangen, es ist auch ein Stück von einem Selbst gegangen.
Ich habe als erstes vor 23 Jahren meinen über alles geliebten Vater verloren. Als Kind stellte ich es mir immer schrecklich vor. Letztendlich war es nicht schlimm, da er ein sehr alter Mann war (knapp 84) und ich schon lange nicht mehr mit ihm zusammenlebte, sondern mit meinem Mann eine Existenz und Familie aufbaute. Es war traurig, aber mein Vater war nach wie vor in mir und da lebt er bis heute. Mein Mann, meine Mutter und ich lösten einen großen Haushalt auf, alles Dinge die zu meinem Vater gehörten aber nicht in unser zukünftiges gemeinsames Leben passten.
Dann starb meine Mutter zwei Jahre später, das war ein Schock. Meine Mutter und ich hatten schwere Zeiten miteinander durchgestanden, wir waren uns gegenseitig ein Halt und sie hatte auch einen festen Platz bei uns als Paar. Mein Mann mochte sie und sie war ihm fast mehr Mutter, als seine eigene Mutter. Sie starb plötzlich mit nur 72 Jahren, dass sie sterben könnte, darauf war ich absolut nicht vor bereitet. Unser Sohn war geboren und ich war plötzlich verwaist, dabei war ich schon Mitte 30. Ein Gefühl, das sehr viele Menschen erleben, wenn beide Eltern tot sind. Dadurch dass wir das Baby hatten und uns unseren Platz in unserem Leben erkämpfen mussten, hatte letztendlich auch ihr Tod, keine riesigen Löcher hinterlassen, im Kopf konnte ich nach wie vor mit ihr reden.
Wenn dann aber der Mensch geht, mit dem man sein Leben bald 30 Jahre geteilt hat, mit dem man sehr viele Stunden des Tages verbracht hat (bedingt durch unsere Selbständigkeit) mit dem man sich ein "Nest" gebaut und zwei tolle Kinder groß gezogen hat, ist es als ob das Selbst ein wenig stirbt. Vor allem wenn er vorzeitig geht, heutzutage ist 57 kein Alter. Im Grunde verliert man alles was man hatte, für mich war die, nicht immer einfache, Bindung zu ihm mein größter Schatz.
Man sieht alles nur noch unter dem Gesichtspunkt was man verloren hat und was nie wieder zurückkehren wird. Man möchte ständig über ihn reden, alles was man macht wird mit gemeinsamen Erlebnissen gefüllt, die man früher hatte, oder was er jetzt zu diesem Ereignis sagen würde, wie er sich freuen würde, wie er meckern würde. Der Kopf ist vollkommen mit ihm ausgefüllt, man weiß, dass man die anderen damit nervt, also schweigt man lieber und steht hinter einer Wand, man sieht die Welt aber es ist ein Schleier davor, der einen von den anderen trennt.
Bei uns hatte jeder seinen eigenen Bereich, in dem der andere sich nicht engagierte, auch diese Aktivitäten bekommen einen schaalen Geschmack, denn selbst wenn der Partner nicht mitmachte, war er doch immer im Hintergrund da und man konnte ihm davon erzählen. Jetzt erzählt man einer Wand.
Ich bin liebevoll von Freunden und meinen Kinder aufgefangen worden, aber das abgrundtiefe Loch, das sich aufgetan hat, trennt mich momentan von ihnen. In meiner Trauer stehe ich mutterseelen allein da, es ist eine existentielle Traurigkeit, die einem niemand abnehmen kann. Der einzige Trost in dieser Situation ist, dass andere diese ebenfalls erfahren werden. Auch bei uns deutete nichts auf diese schnelle Trennung hin, vor einem Monat wollte ich noch ein weiteres Jahr mit ihm verbringen.
Ich möchte abschließen mit einem Augustinus-Wort, das uns eine Sängerkollegin geschrieben hat und das meine Seele erreicht hat:
Ich bin noch nicht soweit...
Ich habe als erstes vor 23 Jahren meinen über alles geliebten Vater verloren. Als Kind stellte ich es mir immer schrecklich vor. Letztendlich war es nicht schlimm, da er ein sehr alter Mann war (knapp 84) und ich schon lange nicht mehr mit ihm zusammenlebte, sondern mit meinem Mann eine Existenz und Familie aufbaute. Es war traurig, aber mein Vater war nach wie vor in mir und da lebt er bis heute. Mein Mann, meine Mutter und ich lösten einen großen Haushalt auf, alles Dinge die zu meinem Vater gehörten aber nicht in unser zukünftiges gemeinsames Leben passten.
Dann starb meine Mutter zwei Jahre später, das war ein Schock. Meine Mutter und ich hatten schwere Zeiten miteinander durchgestanden, wir waren uns gegenseitig ein Halt und sie hatte auch einen festen Platz bei uns als Paar. Mein Mann mochte sie und sie war ihm fast mehr Mutter, als seine eigene Mutter. Sie starb plötzlich mit nur 72 Jahren, dass sie sterben könnte, darauf war ich absolut nicht vor bereitet. Unser Sohn war geboren und ich war plötzlich verwaist, dabei war ich schon Mitte 30. Ein Gefühl, das sehr viele Menschen erleben, wenn beide Eltern tot sind. Dadurch dass wir das Baby hatten und uns unseren Platz in unserem Leben erkämpfen mussten, hatte letztendlich auch ihr Tod, keine riesigen Löcher hinterlassen, im Kopf konnte ich nach wie vor mit ihr reden.
Wenn dann aber der Mensch geht, mit dem man sein Leben bald 30 Jahre geteilt hat, mit dem man sehr viele Stunden des Tages verbracht hat (bedingt durch unsere Selbständigkeit) mit dem man sich ein "Nest" gebaut und zwei tolle Kinder groß gezogen hat, ist es als ob das Selbst ein wenig stirbt. Vor allem wenn er vorzeitig geht, heutzutage ist 57 kein Alter. Im Grunde verliert man alles was man hatte, für mich war die, nicht immer einfache, Bindung zu ihm mein größter Schatz.
Man sieht alles nur noch unter dem Gesichtspunkt was man verloren hat und was nie wieder zurückkehren wird. Man möchte ständig über ihn reden, alles was man macht wird mit gemeinsamen Erlebnissen gefüllt, die man früher hatte, oder was er jetzt zu diesem Ereignis sagen würde, wie er sich freuen würde, wie er meckern würde. Der Kopf ist vollkommen mit ihm ausgefüllt, man weiß, dass man die anderen damit nervt, also schweigt man lieber und steht hinter einer Wand, man sieht die Welt aber es ist ein Schleier davor, der einen von den anderen trennt.
Bei uns hatte jeder seinen eigenen Bereich, in dem der andere sich nicht engagierte, auch diese Aktivitäten bekommen einen schaalen Geschmack, denn selbst wenn der Partner nicht mitmachte, war er doch immer im Hintergrund da und man konnte ihm davon erzählen. Jetzt erzählt man einer Wand.
Ich bin liebevoll von Freunden und meinen Kinder aufgefangen worden, aber das abgrundtiefe Loch, das sich aufgetan hat, trennt mich momentan von ihnen. In meiner Trauer stehe ich mutterseelen allein da, es ist eine existentielle Traurigkeit, die einem niemand abnehmen kann. Der einzige Trost in dieser Situation ist, dass andere diese ebenfalls erfahren werden. Auch bei uns deutete nichts auf diese schnelle Trennung hin, vor einem Monat wollte ich noch ein weiteres Jahr mit ihm verbringen.
Ich möchte abschließen mit einem Augustinus-Wort, das uns eine Sängerkollegin geschrieben hat und das meine Seele erreicht hat:
Ihr, die Ihr mich so geliebt habt, seht nicht auf das Leben, das ich beendet habe, sondern auf das welches ich beginne.
Ich bin noch nicht soweit...
Ich lese in Ihrem Blog und wundere mich, dass es keine Kommentare gibt. Es ist 30 Stunden her, dass ich von einer Minute auf die andere meinen Mann verloren habe. Ich finde mich in allem wieder, was Sie schreiben. Wenn auch unsere Lebenssituationen ganz unterschiedlich sind - die Gefühle sind sehr ähnlich. Es ändert nichts, das zu wissen. Aber es tröstet dennoch.
AntwortenLöschenIch freue mich, dass die Gedanken trösten konnten und vor allem freue ich mich über den Kommentar.
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