Vererbung oder erlernt - am Beispiel eines Sturzes
Ich komme noch aus einer Zeit in der man einzelne Zimmer beheizte, meist nur das Wohnzimmer und die Küche. Um diese Zimmer zu beheizen, mußten aus dem Keller Kohlen oder später dann Öl geholt werden. Mein Vater, bereits an die 70, trabte in den Keller um eine Kanne Öl zu holen und kam ewig nicht zurück. Wir wunderten uns und wollten schon nachsehen gehen, wo er denn bliebe. Da kam er angeschlichen und brauchte einen Lappen. Was war passiert? Er war mit der vollen Ölkanne rückwärts die Kellertreppe hinuntergestürzt. Seine größte Sorge war nicht, dass ihm was passiert sein könnte, sondern die Öllache im Keller besorgte ihn, er wollte keinen Stress mit den Vermietern. Meine Mutter und ich waren entsetzt und glücklich, dass dem Mann nichts ernsthaftes passiert war, die blauen Flecken waren vernachlässigenswert.
Und jetzt bin ich alt und falle genauso hin. Ich falle beim Abhängen einer Uhr vom dem Bett auf das ich dazu gestiegen war und was war meine größte Erleichterung, dass ich keine Spiderapp produziert habe, dass die Balkontür noch ganz war, dass nichts kaputt ging. Außer meinen Zehen, die nach diesem Sturz richtig angeschwollen waren und mich am nächsten Tag humpeln liessen. Aber es war ja nichts passiert.,,, Meine Tochter konnte es nicht fassen, dass ich mir um Gegenstände Sorgen mache und die möglichen Folgen für meinem Körper vernachlässige.
Habe ich das jetzt von meinem Vater gelernt oder ist es Vererbung?
Zunächst spricht sehr viel für Erziehung, denn körperliche Befindlichkeiten wurden in meinem Umfeld auf jeden Fall nicht so ernst genommen. Es hieß oft stell dich nicht so an, dass ich mir als Kind die Nase gebrochen hatte, hat kein Mensch gemerkt, ich war halt auf einen Stein gefallen und die Nase blutete etwas, das würde schon vorbeigehen. Wenn die Eltern kein Theater darum machen, vergisst man es als Kind auch schnell wieder. Meine Eltern waren vom Donner gerührt als sie Jahre später hörten, dass ich eine schiefe Nasenscheidewand habe, verursacht durch diese gebrochene und nicht behandelte "Nase".
Das habe ich dann auch bei unseren Kindern so gemacht. Meine Tochter erinnerte sich daran, dass ich sehr nüchtern reagiert hätte, als sie einen "Sportunfall" hatte, sie war mit einem Klassenkameraden zusammengerannt, auf den Boden geprallt, war wohl kurz weggetreten. Man rief mir an, dass sie einen Sportunfall gehabt hätte und ich sie beobachten solle. Als sie heimkam, hätte ich nur bemerkt, dass es gut sei, dass ja nichts schlimmes passiert sei, und hätte mich nicht aufgeregt. Sie meinte andere Eltern wären sofort ins Krankenhaus gefahren oder zu tiefst besorgt gewesen, nur ich nicht, da hatte ich schon schlimmere Sachen mit ihr erlebt. Zurückgeblieben ist bei ihr jahrelang ein kleines Loch in der Backe.
Sind wir jetzt Typen, die einfach wegstecken können, weitgehend ruhig bleiben bei solchen Erlebnissen? Ich glaube meine Tochter hätte sich manchmal mehr "Mitgefühl" mehr Drama gewünscht. Tatsächlich waren die Folgen ja nicht so schlimm, also warum sollten wir uns aufregen. Aber auch bei der Krankheit meines Mannes habe ich den möglichen Tod ausgeblendet, bin einfach ruhig geblieben. Habe erst bei dem tatsächlichen Tod begriffen, wie schwer die Situation gewesen war. Ich denke, dass da schon Vererbung mitspielt, ganz einfach ob man zu dramatischen Auftritten neigt, oder zur Kühle. Wir sind in solchen Situationen eher kühl geblieben.
Natürlich trägt auch das Umfeld und das Zeitempfinden mit dazu bei, ob man heldenhaft oder dramatisch reagiert. Aus meiner Sicht wird heute viel zu dramatisch auf ganz normale Ereignisse reagiert, es wird sofort ärztliche Hilfe gesucht oder therapiert, wo man Entwicklungen erst mal abwarten sollte. Wie würde ich heute reagieren, wenn ich jung wäre und kleine Kinder hätte? Wenn Reaktionen vererbt werden, würde ich nicht zu Therapeuten usw. gehen. Wenn alles erlernt wäre und ich dem Druck der Kohorte nachgeben würde, dann würde auch ich eine Therapeuten-Odysee machen. Nun bei meiner Tochter werde ich beobachten können, ob auch sie bei ihren Kindern eher cool bleiben wird, dann spricht sehr viel für Vererbung...
Und jetzt bin ich alt und falle genauso hin. Ich falle beim Abhängen einer Uhr vom dem Bett auf das ich dazu gestiegen war und was war meine größte Erleichterung, dass ich keine Spiderapp produziert habe, dass die Balkontür noch ganz war, dass nichts kaputt ging. Außer meinen Zehen, die nach diesem Sturz richtig angeschwollen waren und mich am nächsten Tag humpeln liessen. Aber es war ja nichts passiert.,,, Meine Tochter konnte es nicht fassen, dass ich mir um Gegenstände Sorgen mache und die möglichen Folgen für meinem Körper vernachlässige.
Habe ich das jetzt von meinem Vater gelernt oder ist es Vererbung?
Zunächst spricht sehr viel für Erziehung, denn körperliche Befindlichkeiten wurden in meinem Umfeld auf jeden Fall nicht so ernst genommen. Es hieß oft stell dich nicht so an, dass ich mir als Kind die Nase gebrochen hatte, hat kein Mensch gemerkt, ich war halt auf einen Stein gefallen und die Nase blutete etwas, das würde schon vorbeigehen. Wenn die Eltern kein Theater darum machen, vergisst man es als Kind auch schnell wieder. Meine Eltern waren vom Donner gerührt als sie Jahre später hörten, dass ich eine schiefe Nasenscheidewand habe, verursacht durch diese gebrochene und nicht behandelte "Nase".
Das habe ich dann auch bei unseren Kindern so gemacht. Meine Tochter erinnerte sich daran, dass ich sehr nüchtern reagiert hätte, als sie einen "Sportunfall" hatte, sie war mit einem Klassenkameraden zusammengerannt, auf den Boden geprallt, war wohl kurz weggetreten. Man rief mir an, dass sie einen Sportunfall gehabt hätte und ich sie beobachten solle. Als sie heimkam, hätte ich nur bemerkt, dass es gut sei, dass ja nichts schlimmes passiert sei, und hätte mich nicht aufgeregt. Sie meinte andere Eltern wären sofort ins Krankenhaus gefahren oder zu tiefst besorgt gewesen, nur ich nicht, da hatte ich schon schlimmere Sachen mit ihr erlebt. Zurückgeblieben ist bei ihr jahrelang ein kleines Loch in der Backe.
Sind wir jetzt Typen, die einfach wegstecken können, weitgehend ruhig bleiben bei solchen Erlebnissen? Ich glaube meine Tochter hätte sich manchmal mehr "Mitgefühl" mehr Drama gewünscht. Tatsächlich waren die Folgen ja nicht so schlimm, also warum sollten wir uns aufregen. Aber auch bei der Krankheit meines Mannes habe ich den möglichen Tod ausgeblendet, bin einfach ruhig geblieben. Habe erst bei dem tatsächlichen Tod begriffen, wie schwer die Situation gewesen war. Ich denke, dass da schon Vererbung mitspielt, ganz einfach ob man zu dramatischen Auftritten neigt, oder zur Kühle. Wir sind in solchen Situationen eher kühl geblieben.
Natürlich trägt auch das Umfeld und das Zeitempfinden mit dazu bei, ob man heldenhaft oder dramatisch reagiert. Aus meiner Sicht wird heute viel zu dramatisch auf ganz normale Ereignisse reagiert, es wird sofort ärztliche Hilfe gesucht oder therapiert, wo man Entwicklungen erst mal abwarten sollte. Wie würde ich heute reagieren, wenn ich jung wäre und kleine Kinder hätte? Wenn Reaktionen vererbt werden, würde ich nicht zu Therapeuten usw. gehen. Wenn alles erlernt wäre und ich dem Druck der Kohorte nachgeben würde, dann würde auch ich eine Therapeuten-Odysee machen. Nun bei meiner Tochter werde ich beobachten können, ob auch sie bei ihren Kindern eher cool bleiben wird, dann spricht sehr viel für Vererbung...
https://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/anlage-umwelt-kontroverse/660
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