Billig - wir quellen alle über

Neulich hat mein Sohn in unsere Familien-Whatsapp-Gruppe einen Song gestellt, der Billig hieß, mit dem Kommentar, dass er dabei per Zufall an mich denken müsse. Dieser Song beschäftigt sich mit dem besinnungslosen Einkaufen u.a. bei den großen Discountern. Das hat mich zuerst sehr betroffen gemacht, billig das erinnert ihn an mich... zu geizig, zu viel einkaufend, billig einkaufend...?  Letztendlich hat sich herausgestellt, dass in diesem Song folgendes vorkommt, erst mal kaufen und dann zurücktragen, wenn es nicht passt, gefällt usw.... in diesem erkenne er mich. Also war ich wieder versöhnt, dennoch ist eine Nachdenklichkeit geblieben.

Wenn ich meinen Kleiderschrank ansehe, der quillt über und nicht nur meiner. Wären die Kleider nicht so billig, dann würde er nicht überquellen... also BILLIG verführt halt doch zu unkontrolliertem kaufen. Dieses es ist ja nicht teuer lässt einen nicht mehr darüber nachdenken brauche ich das wirklich, ist es wirklich das was ich schon lange haben wollte. Es ist halt billig und damit auch von geringem Wert. Wäre das Kleidungsstück oder sonstige Dinge teurer, würde ich es mir sehr genau überlegen, ob ich dafür Geld ausgeben kann oder nicht. Ich würde es nicht konsumieren. 

Mein Mann und ich hatten uns zu Beginn unserer Ehe entschlossen Designer-Möbel zu kaufen, das bedeutete, dass wir uns jedes Stück ersparen mussten und warten mussten, bis wir das Geld zusammen hatten und uns das edle Stück leisten konnten. Diese Möbel sollten und haben tatsächlich unser Leben begleitet. Als mein Mann dann starb, gab es diese Möbel immer noch in einem sehr gutem Zustand. Aber die Einstellung zu Möbeln hatte sich in unserem Umfeld geändert, die waren auch Konsumartikel geworden, die man je nach Mode austauschte und einfach wegwarf. Also hat man (vor allem mein Bruder) mir klar gemacht, dass diese Möbel nicht mehr zu meinen verkleinerten Verhältnissen passen würden und ich sie doch wegwerfen solle. Das Gerümpel loswerden, damit das Häuschen nicht so voll ist. Wenige Menschen verstanden, dass diese Gegenstände für uns nicht nur eine Modeanschaffung gewesen waren, dass sie für uns mehr bedeutet hatten und für mich immer noch mehr Zuhause bedeuten, als die jeweilige Wohnung.

Erstaunlich ist, dadurch dass mein Sohn in seine Wohnung einen kleinen Teil unserer Möbelschätze mitgenommen hatte, Freunde sofort erkennen, dass es eine Fickenscher-Wohnung ist, irgendwie ist ein Wiedererkennungswert entstanden. Auch habe ich den Eindruck, dass dadurch dass bei uns die Möblierung gleich bleibt, nur die Wohnungen wechseln, heute noch Kinder von Freunden an frühere Besuchszeiten bei uns erinnert werden, die offensichtlich positiv waren und so etwas wie ein Heimkommen vermitteln können.

Das wäre ein Beispiel dafür welchen emotionalen Mehrwert man schafft, wenn man auf Qualität achtet.

Inzwischen tappen wir aber alle in die BILLIG-Falle, ist ja billig dann nehmen wir es halt mit. Vor allem, wenn man mit dem Geld rechnen muss. Man vergisst ganz, dass man durch den Verzicht auf den massenweisen Kauf von Gegenständen, einen guten Gegenstand kaufen könnte. Dies von den Ausgaben her wahrscheinlich aufs selbe rauskommen würde. Da kommt die Gier durch, man lässt sich verführen, und endet irgendwann mit überfüllten Schränken. Man nimmt es mit weil es ein Schnäppchen zu sein scheint, das es nur in einer begrenzten Zahl gibt, also muss man schnell sein, wenn man es noch ergattern will. Eine wirklich fatale Spirale, die die Vernunft ausschaltet und zu überflüssigen Käufen führt. Meine Kinder kennen diese "superpraktischen" Dinge, die ich gekauft hatte und im Grunde nie verwendet habe, weil sie eben doch nicht so praktisch waren oder ich es absolut nicht benötigte. Diese Teile haben bei uns den Begriff ein "Mama-Gegenstand".

Ich bin immer fasziniert, wie oft der Sperrmüll bei uns in der Straße und in den Gemeinden abgeholt wird. Da wird das überflüssige, vielleicht auch viel schneller kaputt gehende wieder aus den Wohnungen heraus katapultiert. Manchmal wurde auch nur die Wohnung wieder modisch hergerichtet und dann muss das Mobiliar der letzten Saison raus. Schließlich ist man ja billig an neues herangekommen.

Meine Nachdenklichkeit über dieses BILLIG-Denken, wurde auch in Dornbirn und den dortigen Wochenmarkt angestoßen. Ich war beeindruckt, wie stark dieser darauf ausgerichtet war, regionale und nachhaltige Produkte anzubieten. Auf geringen Ressourcenverbrauch und Vermeidung von Plastikmüll usw. eingestellt war. All diese Produkte sind halt nicht billig, werden aber wahrscheinlich zu einem realistischem Preis verkauft. Nicht alles kann und will ich mir leisten, aber beim Kauf hatte ich das Gefühl, etwas reelles zu tun, etwas für einen überlegten und gemäßigten Konsum zu tun. Konnte immer noch die Freude am konsumieren haben, bin aber nicht durch billig überrumpelt worden.

Ich glaube es ist an der Zeit, dass ich da bei mir wieder etwas ändere, dass ich wieder überlegter einkaufe... Man muss nicht jedes vermeintliche Schnäppchen haben... das sich nach dem Kauf umgehend in Müll verwandelt.

Habe ich gleich eingekauft

wird benutzt

Initiativen für fairen Handel

Da gibt es u.a. die Bienenwachstücher
grenzübergreifend
 Selbstvermarktung in den Bergen
schmeckt köstlich die Butter

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