Sich bewegen - welche Glücksgefühle das auslöst

Gestern abend war ich auf dem Glühweinmarkt in Bad Rappenau. Wunderschön gelegen im Kurpark in der Nähe des Gradierwerkes. Abends mit all den Lichtern, den Ständen und den Lagerfeuern, einfach eine sehr stimmungsvolle Veranstaltung. Da nur Fressstände langweilig wären, gab es noch eine Hütte - sowas wie eine Almhütte - in der Rockmusik zum Tanzen gespielt wurde. Was mich immer animiert mitzutanzen, nicht nur mich sondern auch die vielen Menschen, die mit uns in der Hütte waren. So tanzten wir um die 2 Stunden, grölten die Lieder mit, waren ausgelassen und genossen die gute Stimmung. Der Körper war richtig entspannt danach und wir fuhren beschwingt nach Hause.

Im Herbst hatte ich wieder regelmäßig gewandert, auch da habe ich mich bewegt, aber das locker, leichte wie nach diesem Tanzen hatte sich nicht eingestellt. Die Bewegung hat gut getan, auch die Unterhaltungen, während des Wanderns, aber mir fehlte was. Man läuft und sieht die Natur, freut sich daran, genießt die frische Luft, aber die Emotionen kommen bei mir da nicht so hoch, wie z.B. beim Tanzen. Wahrscheinlich fehlt mir die Musik. Vor langer Zeit bin ich mit meinem amerikanischen Freund, durch den Wald gewandert und wir hörten gemeinsam über den Walkman Frank Zappa. Die Erinnerung an diese Wanderungen sind jetzt noch gigantisch. Natur und Musik, das war nicht überbietbar. Überhaupt tanzten wir zu dieser Zeit viel. Als Studentin ging ich oft nachts nach dem Lernen noch ein Stündchen in die Disko. Mit den Kollegen des Max-Planck-Instituts feierten wir oft Tanzparties, da uns unter anderem die Freude am Tanzen verband.

Stillsitzen fällt mir sehr schwer, ich stehe immer wieder auf, hole etwas, renne die Treppen geschwind runter immer um irgendwas zu holen. Ich muss irgendwie immer in Bewegung sein. Nachts wältze ich mich schon immer im Bett, was meine Mutter früher zur Verzweiflung brachte, da meine  Rumwälzerei sie am einschlafen hinderte. Oft denken Menschen, dass ich sportlich sei, aber ich lehne jegliche Art von Sport ab und wunderte mich immer, wie die denn auf die Idee kommen. Bis mir eine Seminarteilnehmerin sagte, dass ich mich beim Vortrag ständig bewegen würde, nie stillstehen würde. 

Was gibt diese Bewegung? Es gibt mir das Gefühl im Fluss zu sein, ich fühle mich lebendig und voller Spannung. Ich kann jederzeit reagieren und spüre meinen Körper. Das ist ein schönes Gefühl, das ich persönlich nur durch die ganz normale Bewegung erreiche. Sport könnte mir so ein Gefühl nie vermitteln. Sport bedeutet für mich sich quälen, Rekorde erreichen müssen, sich messen. Das ist nicht meine Welt, das ist mir alles zu verbissen, da fehlt mir der Flow. Diesen Flow-Zustand erlebe ich immer wenn ich mich einer Sache komplett widme, z.B. irgendwas recherchiere, räume, Dinge gestalte. Da vergesse ich Raum und Zeit, habe keinen Hunger, esse auch kaum was, denn das würde die Tätigkeit unterbrechen und das möchte ich nicht. Mein Mann konnte das nie verstehen, wie man Essen einfach vergessen kann und so in seiner Tätigkeit aufgeht. 

Das Erlebnis mit dem Tanzen war befreiend, sich spürend, andere Menschen in ähnlich fröhlich, glücklicher Stimmung erlebend, ohne dass wir miteinander sprechen mussten. Das hat mir in dieser trüben Winterstimmung richtig gut getan.


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