Amerikaner unter uns
ich gehöre zu der Babyboomer-Generation. Der Krieg war schon 11 Jahre beendet, aber die Folgen davon waren noch sichtbar. So gab es noch Kriegsruinen, die nicht richtig beseitigt waren, die für Kinder zum Spielen gefährlich, aber gleichzeitig hoch attraktiv waren. Die Häuser hatten teilweise noch dicke weiße Pfeile, die auf den Luftschutzkeller hinwiesen. Und am sichtbarsten waren die Besatzer, in unserem Fall waren das die Amerikaner.
In Böblingen gab es die Panzerkaserne ("mitten im Wald"), dort hausten die "Amerikaner" = GIs, wie sie genannt wurden. Für mich als Grundschulkind bedeutete das erst mal Angst. Denn jährlich machten die Amerikaner einen "Ausflug" mit ihren Panzern mitten durch unsere Stadt. Das bedeutete: auf meinem doch etwas längerem Schulweg, warteten wir ewig bis endlich diese rasselnden Monster vorbei waren und wir die Straße überqueren konnten.
Dann wohnten wir in der Innenstadt direkt gegenüber der Gaststätte "Wagnerei", die überwiegend von GIs besucht wurde. Dort kam es, nach üppigen Alkoholkonsum, regelmäßig zu Schlägereien und die Militärpolizei wurde gerufen. Im Grunde hätte das uns egal sein könnten, aber deren Sendefrequenz überschnitt sich mit unserem Radio und so waren wir anfangs häufig informiert, was gerade wieder passiert war. Leider konnten weder meine Eltern noch ich so gut Englisch, dass wir es verstehen konnten, also war es nur lästig.
In der Schule gab es dann Klassenkameraden, die mit ihren Eltern schon mal in den USA gelebt hatten, wie aufregend und exotisch, schließlich trennte ein Ozean uns von diesem sagenhaften Land. Als ich dann in eine andere Hauptschule kam, fuhr ich jeden Morgen mit dem Bus an der Panzerkaserne vorbei. Wir waren inzwischen Jugendliche und für uns waren die Läden und Einkaufsmöglichkeiten, die es in der Panzerkaserne gab, hoch begehrt. Produkte wie Whisky, Zigaretten oder Armyklamotten waren die Wuschobjekte. Leider kam man nur mit Beziehungen in diese abgeschlossene Wunderwelt hinein. Die GI selbst waren kaum zu sehen in der Stadt, ganz selten, dass man sie mal in normalen Geschäften der Stadt antraf.
Aber die Amerikaner waren noch anders unter uns. In Böblingen gab es IBM und Hewlett & Packard. Das waren große Arbeitgeber und wer dort einen Arbeitsplatz ergatterte, fühlte sich als was besonderes. Dort konnte man alles werden, vor allem waren viele White-Colour-Jobs dort zu ergattern, selbst in der Produktion machte man sich nicht so dreckig, wie in den herkömmlichen Betrieben. Diese Firmen versprachen Modernität und auch schon den globalen Arbeitsmarkt.
Mein Bruder war ein IBMer und natürlich cool - wie man heute sagen würde. Er schleppte mich mal mit in den IBM-Club zum Bowlen, was war das für ein beeindruckendes Erlebnis. Und was für mich am allerwichtigsten war, er ging für ein halbes Jahr zu IBM in die USA. Endlich wurde für mich ein eigenes Zimmer frei.... lange genug hatte ich ja warten müssen.
Da konnte ich dann so langsam auch in Discos gehen, dort traf man wieder auf Amerikaner, dieses Mal GIs die in Vietnam gewesen waren und Gott froh waren, jetzt in Deutschland stationiert zu sein.
Als ich dann nach dem Studium im Tübinger Max-Planck-Institut jobbte, waren wieder Amerikaner da, aber da merkte man keinen Unterschied zu den anderen Forschern, da gab es keine Exotik mehr. Die einzige Exotik war meine winterliche Saunagruppe, die fast ausschließlich aus amerikanischen Doktoranten bestand. Einer davon hatte in seinem früheren Leben bei einer Eliteeinheit der US Army gedient. Für ihn war Sauna nicht mit ausruhen nach dem Saunagang verbunden, sondern mit Gewichtstemmen nach jedem Saunagang. Oder es kam eine extrem dicke junge Amerikanerin in die Sauna. Solch dicke Frauen hatte ich bis dahin noch nicht gesehen.
Meine letzte Begegnung mit Amerikanern war, als wir inzwischen eine Familie mit 2 Kindern, zu einem Halloween Fest bei den Patch-Barracks gingen. Es war aufwendig überhaupt in die Kaserne zu kommen, da mußte der Personalausweis abgegeben werden, fast wie wenn man in einen Hochsicherheitstrakt möchte. Aber für die Kinder war es spannend, denn solch eine selbstgemachte "Geisterbahn" hatten sie noch nie erlebt. Meine Tochter, damals ein kleines blondes Mädchen, wurde zur Zielscheibe aller Monster. Eng an mich gedrückt aber hoch beeindruckt, hat sie diese "Geisterbahn" verlassen.
Dieses Jahr drehen wir den Spieß mal um und fahren selbst in die USA - mal überprüfen wie das sagenhafte Land meiner Kindheit denn wirklich so ist...
In Böblingen gab es die Panzerkaserne ("mitten im Wald"), dort hausten die "Amerikaner" = GIs, wie sie genannt wurden. Für mich als Grundschulkind bedeutete das erst mal Angst. Denn jährlich machten die Amerikaner einen "Ausflug" mit ihren Panzern mitten durch unsere Stadt. Das bedeutete: auf meinem doch etwas längerem Schulweg, warteten wir ewig bis endlich diese rasselnden Monster vorbei waren und wir die Straße überqueren konnten.
Dann wohnten wir in der Innenstadt direkt gegenüber der Gaststätte "Wagnerei", die überwiegend von GIs besucht wurde. Dort kam es, nach üppigen Alkoholkonsum, regelmäßig zu Schlägereien und die Militärpolizei wurde gerufen. Im Grunde hätte das uns egal sein könnten, aber deren Sendefrequenz überschnitt sich mit unserem Radio und so waren wir anfangs häufig informiert, was gerade wieder passiert war. Leider konnten weder meine Eltern noch ich so gut Englisch, dass wir es verstehen konnten, also war es nur lästig.
In der Schule gab es dann Klassenkameraden, die mit ihren Eltern schon mal in den USA gelebt hatten, wie aufregend und exotisch, schließlich trennte ein Ozean uns von diesem sagenhaften Land. Als ich dann in eine andere Hauptschule kam, fuhr ich jeden Morgen mit dem Bus an der Panzerkaserne vorbei. Wir waren inzwischen Jugendliche und für uns waren die Läden und Einkaufsmöglichkeiten, die es in der Panzerkaserne gab, hoch begehrt. Produkte wie Whisky, Zigaretten oder Armyklamotten waren die Wuschobjekte. Leider kam man nur mit Beziehungen in diese abgeschlossene Wunderwelt hinein. Die GI selbst waren kaum zu sehen in der Stadt, ganz selten, dass man sie mal in normalen Geschäften der Stadt antraf.
Aber die Amerikaner waren noch anders unter uns. In Böblingen gab es IBM und Hewlett & Packard. Das waren große Arbeitgeber und wer dort einen Arbeitsplatz ergatterte, fühlte sich als was besonderes. Dort konnte man alles werden, vor allem waren viele White-Colour-Jobs dort zu ergattern, selbst in der Produktion machte man sich nicht so dreckig, wie in den herkömmlichen Betrieben. Diese Firmen versprachen Modernität und auch schon den globalen Arbeitsmarkt.
Mein Bruder war ein IBMer und natürlich cool - wie man heute sagen würde. Er schleppte mich mal mit in den IBM-Club zum Bowlen, was war das für ein beeindruckendes Erlebnis. Und was für mich am allerwichtigsten war, er ging für ein halbes Jahr zu IBM in die USA. Endlich wurde für mich ein eigenes Zimmer frei.... lange genug hatte ich ja warten müssen.
Da konnte ich dann so langsam auch in Discos gehen, dort traf man wieder auf Amerikaner, dieses Mal GIs die in Vietnam gewesen waren und Gott froh waren, jetzt in Deutschland stationiert zu sein.
Als ich dann nach dem Studium im Tübinger Max-Planck-Institut jobbte, waren wieder Amerikaner da, aber da merkte man keinen Unterschied zu den anderen Forschern, da gab es keine Exotik mehr. Die einzige Exotik war meine winterliche Saunagruppe, die fast ausschließlich aus amerikanischen Doktoranten bestand. Einer davon hatte in seinem früheren Leben bei einer Eliteeinheit der US Army gedient. Für ihn war Sauna nicht mit ausruhen nach dem Saunagang verbunden, sondern mit Gewichtstemmen nach jedem Saunagang. Oder es kam eine extrem dicke junge Amerikanerin in die Sauna. Solch dicke Frauen hatte ich bis dahin noch nicht gesehen.
Meine letzte Begegnung mit Amerikanern war, als wir inzwischen eine Familie mit 2 Kindern, zu einem Halloween Fest bei den Patch-Barracks gingen. Es war aufwendig überhaupt in die Kaserne zu kommen, da mußte der Personalausweis abgegeben werden, fast wie wenn man in einen Hochsicherheitstrakt möchte. Aber für die Kinder war es spannend, denn solch eine selbstgemachte "Geisterbahn" hatten sie noch nie erlebt. Meine Tochter, damals ein kleines blondes Mädchen, wurde zur Zielscheibe aller Monster. Eng an mich gedrückt aber hoch beeindruckt, hat sie diese "Geisterbahn" verlassen.
Dieses Jahr drehen wir den Spieß mal um und fahren selbst in die USA - mal überprüfen wie das sagenhafte Land meiner Kindheit denn wirklich so ist...
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