Liebe zur Musik - wieviel Freude sie doch macht
Gestern war das Sommerkonzert des Gymnasiums meiner Tochter: Beeindruckend!!! Sie ist auf einem "Musikgymnasium", dementsprechend wurde ein excellentes Sommerkonzert geboten, mit unglaublich vielen und guten Sängern und Musikern. Das Konzert fand in der offiziellen Veranstaltungshalle Heilbronns, der Harmonie, statt und der große Saal war brechend voll. Ausverkauft, wie man von kommerziellen Konzerten sagen würde.
Meine beiden Kinder spielen in verschiedenen Orchestern, sind in Sachen Musik ständig unterwegs, es ist ihre Welt. Wie kam es zu dieser Begeisterung und was bedeutet es Musik zu machen?
Als mein Sohn anfing, als kleiner Junge Bratsche zu lernen, wurde ich sehr mißtrauisch beäugt von der Verwandschaft, alle waren der Meinung das Kind würde von uns dazu gezwungen. Üben, das war ein Wort oder eine Tätigkeit, die in meiner Verwandschaft nicht vor kam. Für sie kann man Musik einfach so spielen und man ist entweder ein Genie oder eine Niete, dazwischen drinn gibt es nichts. Für mich bedeutete Üben: 7 Tage in der Woche mit dem Jungen mindestens eine halbe Stunde seine Übungen zu kontrollieren. Wenn ich danach in Konzerte ging, ich sah regelrecht die Griffe auf der Bratsche vor mir. Gott sei Dank legte sich das wieder, als ich nicht mehr mit ihm üben mußte, er allein weitermachen konnte. Bei der Kleinen war es schon einfacher, da war ein größerer Bruder da, die Konkurrenz unter den Geschwistern wirkte, sie wollte auch ein Musikinstrument spielen. Sie kannte das tägliche Üben bereits vom großen Bruder, da mußte ich also nichts mehr machen. Inzwischen spielt sie Klarinette und Cello und das Üben der beiden Instrumente ist ein fester Bestandteil ihres Tages geworden. Meine Kinder sind keine Genies in der Musik, waren nie auf den vielzähligen Musikerleitungswettbewerben, das war nicht ihr Ding. Sie lieben die Musik, lieben es mit anderen zusammen Musik zu machen und die Musik ist etwas, was sie ihr ganzes Leben lang, in guten wie schlechten Zeiten begleiten wird.
Wie kam diese heute doch ungewöhnliche Orientierung auf die Musik? Nun früher wurde insgesamt noch mehr gesellige Musik gemacht. Meine beiden Eltern waren im Gesangsverein, meine Mutter konnte etwas Klavier spielen (mangels Klavier, habe ich es nie gehört), mein Vater konnte Zither spielen und liebte es in Gaststätten zu gehen, in denen nebenher Zithermusik gespielt wurde. Bayern hat in Stubenmusik eine große Tradition. Aktiv erlebt habe ich die musikalische Vergangenheit meiner Eltern nicht, sie hatten dazu keine Zeit und Energie mehr. Mich hat man zum Flötenunterricht geschickt, niemand kam aber auf die Idee, dass ich da zu hause auch etwas üben sollte und so meldete man mich mangels "Begabung" wieder ab. In den Kinderchor ließ man mich gehen, da brauchte ich zu Hause nichts üben und war für die Zeit versorgt.
Für mich war der Kinderchor eine tolle Sache, wir hatten immer wieder Auftritte in Altenheimen oder zu Weihnachten in der Kirche, wo mich mein Vater auch immer brav hingefahren hat. Ich hatte eine gute Erinnerung daran, habe aber später nie wieder gesungen. Schließlich hatte ich das Ettiket: unmusikalisch. Ich spielte "Plattenspieler" und das exzessiv, da Musik immer Zeitgefühl und Emotion pur war. So wandelte sich der Musikgeschmack im Laufe der Jahre und grenzte sich immer stark zu dem Musikgeschmack der Eltern ab. Ich mag bis heute keine Marschmusik, bzw. Polkas und dergleichen. Ich entwickelte mich vom Pop zur Klassik zur Weltmusik. Jazz war nie ganz so mein Ding, aber mein Mann liebt es. Die Kinder wurden also immer reichlich mit Musik beschallt, ohne dass wir selbst Musik machten.
Als es dann soweit war, dass beide Kinder sehr gut ihr Instrument beherrschten, haben sie mich ermuntert, doch wieder das Singen anzufangen. Ich habe es dann auch mit sehr viel Freude und ehrgeizigen Stücken in unserem dörflichen Chor realisiert. Plötzlich hatten wir enorm viele Gemeinsamkeiten. Wir redeten über die Schwierigkeiten bei den einzelnen Stücken (Carmina Burana hatten sie auch schon gespielt), wir redeten
über die Dirigenten, wir redeten über das schöne Gefühl, wenn man die
schweren Stellen dann doch gepackt hat. Jeder konnte nachvollziehen, was
einem das gemeinsame musizieren gibt und dass man nicht ein Musikgenie
sein muss, um Freude am Musikmachen zu haben.
Auftritt des Jugendsymphonieorchesters Neckarsulm bitte Klicken (allerdings ist die Qualität bescheiden) hier kann man meinen Sohn, den Bratscher, am Anfang sehen.
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