Frauengruppe im Homeless-Shelter

Konzertbühne an der Riverside mit Blick auf die Skyline von Philadephia
Heute haben wir Camden eine der ärmsten Städte in Amerika besucht. Man fährt in Philadelphia über die Brücke des Delaware und trifft als erstes auf eine ganz ansprechend hergerichetet Riverfront. Hier sieht man Weiße relaxed spazieren gehen. Sie wollen zum Aquarium oder zu dem Kriegsschiff, das im Hafen als Museumschiff liegt und wir wollten zum Homeless Shelter, ein paar Straßen weiter in die Weise normalerweise nicht mehr gehen. Dort arbeitet u.a. eine Mitfreiwillige unseres Sohnes bei  Aktion Sühnezeichen (ASF).
 
Sie arbeitet in einem schweres Projekt, da man viel Leid, Tod und Menschen, die fast ganz am Ende sind, sieht. Drogen sind allgegenwärtig, Schießereien kommen immer wieder vor. Das Menschenleben zählt wenig.

neu neben alt - das läst man einfach verfallen
Camden war einmal eine wohlhabende Stadt, die einen rasanten Niedergang mitgemacht hat. Geblieben sind die Schwachen, wenig Gebildeten und die Stadt ist immer mehr abgerutscht in eine bad neighbourhood. Überall sieht man den Verfall. Deprimierend.

Die Kleiderkammer des Shelter
Im Shelter einer ehemaligen Kirche, die jetzt eine Kleiderkammer, Essenausgabe, Dusch- und Waschmöglichkeiten bietet, hat die junge  Freiwillige eine Frauengruppe aufgebaut, die von einem Geistlichen mitbetreut wird. Die Gruppe findet um die Mittagzeit herum statt, dabei wird Mittagessen ausgeteilt und der Pfarrer (eine Lutherian) predigt zu den Frauen. Auf mich wirkte es wie eine Predigt in der Kirche, mit viel Temperament.

Der Pfarrer war, wie fast alle der teilnehmenden Frauen, farbig. Er redetete über die Rolle der Frau, dass bei der Erschaffung der Welt der bessere Teil des Mannes genommen wurde, den Gott dann zur Erschaffung der Frau verwendet hätte. Er redete darüber wie wichtig es ist, den richtigen Mann zu finden. Dass es für jede den richtigen Mann gäbe, den Gott für sie bestimmt hätte, wie er auch das Leben für jeden von uns einzelnen bestimmt hätte. Sie sollten nicht der Fleischeslust erliegen sondern klug ihre Männer wählen. Und immer wieder kam Gott ins Gespräch. Tief in Gott zu vertrauen und zu Glauben schien die Lösung aus vielen Problemen zu sein.
Es war ein Dialog, die Frauen wurden immer wieder befragt und antworteten aus tiefstem Herzen, nachdenkend über die Worte des Pfarrers.

Zuerst dachte ich, was das soll eine Frauengruppe sein, das war eine Art Bibelstunde, aber jeh mehr ich mich in dem Shelter (Obdachlosenhilfe) umsah, um so mehr begriff ich, dass er den Frauen Hoffnung geben wollte, sie trotz allem ermutigen wollte ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, sich nicht mit Dealern usw. einzulassen und ihnen ein Stück Würde geben wollte. Sie bekamen zum Essen die spirituelle Hilfe, die ihr widriges Leben mit Hoffnung füllen sollte.

Mein Mann hat in dieser Zeit in der Küche bei der Essensausgabe mitgearbeitet.
In einer kirchlichen Privatschule für auffällige Jugendliche
Insgesamt war es deprimierend zu erleben, wie sehr menschliches Leben verrohen kann und sichtbare Armut zu erleben. Drogen (& Prostitution) scheinen hier das Leben auszumachen, als Verdienstmöglichkeit und als Flucht aus der einen umgebenden Realität.








Noch ein nettes Erlebnis zum Schluss. Als wir abends in den Bus einstiegen, stürmten mein Mann und mein Sohn als erstes rein (sie wollten die Fahrkarten kaufen) dann tönte es von drinnen: What the hell you are doing ... was sie hier eigentlich tun würden, die Frauen nicht zu erst einsteigen ließen... Die farbige Busfahrerin rügte die beiden, sowas dürfe man hier nicht tun, Frauen allein auf dem Bürgersteig lassen. Sie war eine lustige mittelalte Dame, sehr beherzt, die auf meine Frage, ob es denn hier nachts als Busfahrerin nicht gefährlich sei, antwortete: oh sie würde viel beten, außerdem sei sie nicht hübsch, that helps a lot...

Waiting for the bus

Kommentare

Beliebte Posts